Auch Chaosbay bretterten über die Capitol-Bühne

Auch Chaosbay bretterten über die Capitol-Bühne © Popakademie Baden-Württemberg

Die Jubiläumsparty im Rahmen der Feierlichkeiten zu "10 Jahren Popakademie" stieg am 19. August 2013 im Mannheimer Capitol. Sie glich einem Marathon: Zwölf Acts, fünf Stunden Programm. Steh- und Aushaltevermögen waren gefragt.

Punkt 20 Uhr fällt der Startschuss. Zusammen mit der Schlagzeugmafia performt Jonny König sein Stück Stoiber On DrumsKönig landete mit der Vertonung der legendären "Transrapid-Rede" von Edmund Stoiber Anfang 2013 einen Überraschungserfolg im Internet. Die Showeinlage ist als Einstieg in den Abend gut gewählt, das Capitol zu diesem Zeitpunk bereits ordentlich gefüllt.

Dann geht es Schlag auf Schlag: nach einer Begrüßungsrede von Prof. Udo Dahmen (künstlerischer Leiter der Popakademie), der allen Gästen "viel Stamina" wünscht, wechseln sich Moderationen und kleine Interviews in den Umbaupausen – u.a. mit Udo Dahmen und Hubert Wandjo (Business Direktor der Popakademie) – mit den Auftritten zwölf musikalisch ganz unterschiedlicher Künstler ab.

Der Bandmarathon beginnt

Fünf Stunden lang präsentieren aktuelle Bachelor- und Masterstudenten sowie Absolventen der Popakademie ihre Bandprojekte, jeweils rund eine halbe Stunde, was drei bis vier Songs umfasst. Ziel der Veranstalter war es, einen Rundumschlag aus den 10 vergangenen Jahren zu zeigen, was bei der großen Anzahl musikalischer Projekte, die während dieser Zeit entstanden sind, wirklich eine Herausforderung ist. Dieses Ziel kann nur teilweise erreicht werden.

Der Überschuss an bisher noch eher unbekannten Künstlern, darunter Slawa, Red Room, Amsterdamn, Heising, Chaosbay, Maike Rosa Vogel, Señorita oder I Am King war wahrscheinlich auch dadurch bedingt, dass die Jubiläumsparty mit dem alljährlichen Semesterabschluss-Konzert kombiniert wurde und man somit auch neuere Projekte vorstellte, was natürlich nichts über die Qualität der jeweiligen Künstler aussagt.

Kein Best-Of

Dennoch vermisste man Gruppen wie aktuell Abby oder Bakkushan, zumindest wenn man von einem "Best-of 10 Jahre Popakademie" spricht. Das kann man den Veranstaltern allerdings nicht vorwerfen, da es sicherlich seine Gründe gab, warum gerade diese Bands bei der Jubiläumsparty nicht auftraten.

Mit The Intersphere konnte jedenfalls eine Gruppe gewonnen werden, die durch zahlreiche Liveshows und ihre hochgelobten Alben bereits einen hohen Status in der Szene erreicht hat. Auch dieses Mal sind sie völlig zurecht eines der Highlights des Abends und definitiv ein Aushängeschild für die Popakademie.

Ebenfalls bereits bekannter und aktuell weiter aufstrebend sind die New Music Award 2013- Nominierten marie & the redCat, die guten alten MBWTEYP und Singer/Songwriter Jonathan Kluth. Alle drei liefern auf ihre jeweils eigene Art und Weise eine gelungene Show ab.

Versierte Musiker

Alle auftretenden Musiker hatten eines gemeinsam: technisch spielten sie auf einem sehr hohen Niveau. Egal ob es die Rhythmusfraktion, die Gitarristen, die Keyboarder oder der Gesang waren: man spürte, dass hier Profis bzw. angehende Profis am Werk sind.

Aber wie man so schön sagt, ist nicht alles Gold, was glänzt. Spielerische Fertigkeiten alleine genügen nicht, um sich auf dem Musikmarkt zu etablieren. Es kommt auch darauf an, was man daraus macht. Letztlich sind es zum großen Teil die Songs, durch die sich entscheidet, ob eine Band Erfolg hat oder eben nicht.

Dieses Credo gilt vor allem für Newcomer. Und genau daran hapert es stellenweise an diesem Abend, an den "catchy" Songs, die originell sind und im Ohr bleiben. Aber was ja nicht ist, kann ja noch werden.

Die Frage nach der Massentauglichkeit

Ein Trio wie Amsterdamn, das aus 2 Gitarristen plus Schlagzeug besteht und ohne Bass auftritt, könnte es ebenso schwer haben wie das Duo Red Room, dessen Musik für den Mainstream zu experimentell ist. Auch Chaosbay sind mit ihren Zehnminütern – sie haben sogar ein 40!-minütiges Stück im Repertoire – sicherlich nicht jedermanns Sache, obwohl diese Jungs live eine absolute Wucht sind.

Anders verhält es sich da bei Heising, die ja zur Hälfte aus den Mitgliedern von Chaosbay bestehen und dadurch live genauso knallen. Die Combo rund um Songschreiber Matthias Heising ist der einzige deutschsprachige Act des Abends – dabei ist deutsche Musik doch aktuell so angesagt?! – und könnte mit ihren eingängigen Pop/Rock-Songs durchaus weit kommen.

Aus Liebe zur Musik

Der Mainstream muss ja auch nicht immer das Ziel sein. In erster Linie sollte man jene Musik machen, mit der man sich selbst identifizieren kann und die am Besten zu einem passt. Und auch das haben alle zwölf Acts an dem Abend gemeinsam: die Liebe zur Musik, zu ihrer Musik.

Trotz der angesprochenen Kritikpunkte ist die musikalische Bandbreite erfrischend. Die Abwechslung macht den Gästen Spaß, so dass viele den Marathon bis zum Ende auch durchhalten, obwohl es im Capitol deutlich wärmer als draußen war – und draußen war es nicht gerade kalt...

Wer nach den fünf Stunden Programm immernoch nicht ausgepowert war, der fuhr im Anschluss mit dem Shuttlebus zur Aftershowparty in der Popakademie.

"Hier trifft man Gleichgesinnte, Gleichverrückte", antwortete Hubert Wandjo auf die Frage, was die Popakademie so besonders mache. Recht hat er, im besten Sinne! Auf die nächsten 10 Jahre!