Katzenjammer (live auf dem Maifeld Derby Festival-Freitag 2011)

Katzenjammer (live auf dem Maifeld Derby Festival-Freitag 2011) © René Peschel

Zwei Jahre wurde das Maifeld Derby in Mannheim vorbereitet und bereits am ersten Tag des kleinen Festivals zeigte sich, dass sich der Aufwand gelohnt hat. Nationale und internationale Künstler aus ganz unterschiedlichen musikalischen Richtungen ließen das Publikum kaum zur Ruhe kommen, denn verpassen wollte man nichts. Unser Bericht vom ersten Tag des Festivals am Rande der Quadratestadt.

{image}Bereits vom Zug aus war das Zirkuszelt zu sehen, das besondere Markenzeichen des Maifeld Derby Festivals. Dort und auf zwei weiteren Bühnen sollten das Wochenende über 30 Bands und Einzelkünstler auftreten, Autoren Lesungen halten und Kurzfilme gezeigt werden. Vor Ort zeigte sich das andere Markenzeichen des Derbys, das Mannheimer Reitstadion. Die Pferde blieben zwar an diesem Wochenende daheim, aber auch so bot das Gelände eine schöne Kulisse für Musik, Literatur und Filmkunst. Pünktlich um 17 Uhr ging es mit den Siegern des Bandvotings auf regioactive.de los, The Other Side Of Life. Obwohl sich noch nicht viele Menschen auf dem Festivalgelände befanden, zeigten die Ladenburger, warum sie sich diesen Auftritt redlich verdient hatten. Ihr leichtfüßiger Britpop machte die drückende Sonne etwas angenehmer.

{image}Bei Britpop beließen es auch die nachfolgenden The Life Between, wenn die Hamburger auch etwas mehr Pathos ins Spiel brachten. Dem Publikum gefiel's, was nicht zuletzt an Sänger Michael Zlanabitnig lag. Er wirbelte auf der Bühne umher und war selten hinter seinem Instrument zu sehen. Im Programmplan stand jetzt der Punkt "Überraschung". Diese hatten die Veranstalter aber kurz zuvor aufgelöst, Plakate kündigten einen Akustikgig von Katzenjammer im sogenannten Parcour d'amour an. Diese Bühne direkt im Reitstadion bot ihren eigenen Charme. Nah an den Zuschauertribünen gebaut, saßen die Künstler beinahe auf dem Schoß des Zuschauers. Hinter der Bühne erstreckten sich das Stadion und der Maimarkt, auf dem jedes Jahr Deutschlands größte Verbrauchermesse stattfindet. Heute aber war es hier ruhig, sogar die vom Mannheimer Flughafen aufsteigenden Flugzeuge störten das Konzert von Katzenjammer nicht.

{image}Hätten sie aber auch nicht können, denn die vier Norwegerinnen zeigten trotz fehlendem Strom, dass sie reine Energiebündel sind. Ihre Mischung aus skandinavischer und Balkanmusik, Pop, Folk und Bluegrass sorgte bereits in der Vergangenheit für Aufsehen: David Byrne, Sänger der Talking Heads und graue Eminenz der Popkultur, lud sie zum Bonnaroo Music Festival in den USA ein, eines der besten Festivals der Welt. Aber nicht nur dort, auch in Mannheim zeigte die Band ihr Können, sodass man sich schwer auf den Sitzen halten konnte. Danach spielten auf der Außenbühne, die direkt neben dem Zirkuszelt aufgebaut war, Slaraffenland aus Kopenhagen. Ihre esoterisch angehauchte, ruhige und leider auch unspektakuläre Musik hatte es nach dem Auftritt von Katzenjammer aber relativ schwer.

{image}Das störte aber nicht lange, denn Ra Ra Riot ließen dieses kleine Manko schnell vergessen. Die Band aus dem US-Bundesstaat New York spielt klassischen Indiepop, begleitet von der großartigen Stimme des Sängers Wes Miles sowie Cello und Geige. Der Preis für die schönste E-Cellistin des Abends ging dann auch an Alexandra Lawn, die den Auftritt von Ra Ra Riot noch sehenswerter machte. Mit dem Auftritt von Wallis Bird hielt das Maifeld Derby das Niveau ganz oben. Die Irin, die in Mannheim an der Popakademie studiert hatte und daher in der Quadratestadt bekannt ist wie ein bunter Hund, genoss ihr Heimspiel deutlich. Ihre Musik, die Folk, Jazz und Rock vermischt, ließ das ansonsten große Zirkuszelt sehr klein erscheinen. Viele Gelegenheiten für das Publikum zum Mitsingen und Birds starke Bühnenpräsenz machten den Auftritt bemerkenswert.

{image}Die danach nötige Ruhe bot Denis Jones. Der Singer/Songwriter aus Manchester ließ auf dem Parcour d'amour die leisen Töne anklingen. In der Abenddämmerung sorgten seine warme Stimme und die gefühlvoll eingesetzten Loops, gepaart mit einem wunderschönen Gitarrenspiel, für Entspannung. Dass er hin und wieder auch zu ungewöhnlichen Mitteln griff, um seinen Sound zu erzeugen, machte den Auftritt noch besser. So nahm der Engländer kurzerhand einen Klinkestecker und erdete ihn mit seinem Daumen. Den daraus entstehenden Krach baute er in seine Musik ein. Eine Wohnzimmeratmosphäre entstand. Passend dazu trug Jones nur Socken an den Füßen. Zuhause nachhören kann man ihn auf seiner Internetseite.

{image}Nach einem kleinen Zwischenaufenthalt bei den Flashguns aus London, die auf der Außenbühne schnörkellosen Indierock im wahrsten Sinne des Wortes zelebrierten, ging es ins Zelt zurück: Katzenjammer riefen. Was sich beim Überraschungsgig am späten Nachmittag bereits angedeutet hatte, wurde jetzt noch deutlicher. Die Band zeigte eine unglaubliche Spielfreude und verwandelte das Zirkuszelt in eine Arena. Die Instrumente wechselten von Lied zu Lied zwischen den vier Damen hin und her. Das vielseitig zu nennen ist untertrieben. Obwohl nur ihr Song A Bar in Amsterdam im Radio gespielt wurde, entpuppten sich auch alle anderen Songs als Hit. Vielleicht lag es am Bass mit dem Gesicht der Grinsekatze darauf. Vielleicht sollte sich jede Band diesen Bass zulegen. Wir wären dafür.

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