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We Were Promised Jetpacks (live auf dem Maifeld Derby Festival 2013) © Jannik Rulitschka

Bereits zum dritten Mal spielten We Were Promised Jetpacks in Heidelberg, dabei zum zweiten Mal im Karlstorbahnhof. Im Gepäck hatten sie ihr neues Album "Unravelling". Das stand musikalisch aber nicht im Mittelpunkt der Show, sehr zur Freude der Fans.

Bei der Wahl der Vorband zeigen sich We Were Promised Jetpacks im Karlstorbahnhof Heidelberg routiniert. Denn mit Astairre haben sich die Schotten alte Bekannte in die Stadt am Neckar mitgebracht. Schon 2012 waren die Kölner Vorband auf der damaligen We Were Promised Jetpacks-Tour.

Astairre merkt man im direkten Vergleich die vergangenen drei Jahre an. Songs und Bühnenshow sind gereifter, ihr Spiel ist tighter. Was 2012 jedoch ganz lässig klang, ist 2015 trotzdem langsam aber sicher musikalische Massenware von gestern. Wirklich frische deutschsprachige Musik klingt heute eben nicht mehr nach Bakkushan.

Zeitlos erstaunt

Da waren und sind We Were Promised Jetpacks zeitloser. Das liegt zum einen an ihrem vielschichtigen Songmaterial. Die Schotten bauen dichte Soundwände, die trotzdem nie zu schwer werden, auf und bringen sie live noch lebendiger rüber als auf Platte. Dass der Schwerpunkt im Karlstorbahnhof nicht auf dem neuen Album "Unravelling" liegt, sondern ein Best-Of aller drei Alben ist, macht die Sache noch besser. Nur die besten Songs für die Zuschauer.

Apropos live: Dort zeigt sich auch die Klasse von Adam Thompsons Stimme in vollem Maße. Auf Platte klingt der Mann ganz nett – auf der Bühne dagegen großartig. Und selbst beim dritten oder vierten Konzert von We Were Promised Jetpacks staunt man immer wieder, wie gut er singt.

Auch im Karlstorbahnhof macht Thompson sein Paradestück. Er drückt bei "Sore Thumb" das Mikrofon von sich weg und klingt so laut und kraftvoll, als würde er direkt neben einem stehen. Und so hallt seine Stimme durch den Karlstorbahnhof wie durch das Mittelschiff einer Kirche.

GoProstata

Vor der Bühne bahnt sich derweil eine neue Eskalationsstufe der Selbstdarstellung ihren Weg. War es gestern noch angesagt, mit seiner Handykamera zu fotografieren, beglückt man heute die anderen Konzertgänger mit der Actioncam am Teleskopstab. Weg also von den überbelichteten Fotos, die keiner nach dem Konzert anschauen will, hin zu den Videos mit miesem Ton, die sich niemand ansieht. Dafür direkt ein Like.

Aber auch darüber hinaus zeigen sich die Tiere im Karlstorbahnhof unruhig. Wenn We Were Promised Jetpacks nicht gerade einen ihrer Indiedisco-Hits vom Stapel laufen lassen, geht ein Raunen durch die Menge wie in der Mensa. Viele wichtige Lebensprobleme können scheinbar nur bei 100 Dezibel Hintergrundgeräusch besprochen werden.

Konzentrationsfähigkeit gefragt

Böse Zeitgenossen würden der Band den schwarzen Peter dafür zuschieben. Aber We Were Promised Jetpacks ziehen musikalisch jeden Trumpf. Da kommt keine Langeweile auf, solange man etwas Konzentrationsfähigkeit beweist.

Die wiederum ist schon gefragt, denn Adam Thompson und seine Kollegen sind keine Alleinunterhalter. Wer auch nur auf die leiseste Zwischenansage hofft, ist falsch gewickelt. Bei den Schotten müssen die Songs für sich selbst sprechen. Und wenn die reden, muss man eben für ein paar Minuten die Klappe halten.

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