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Britische Studie zeigt: Depressionen scheinen bei Musikschaffenden an der Tagesordnung

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 19.06.2017

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Britische Studie zeigt: Depressionen scheinen bei Musikschaffenden an der Tagesordnung

Help Musicians UK will mehr Verständnis für die psychischen Probleme unter Musikern schaffen. © joseasreyes / 123RF

Nomen est omen: Mit seiner ersten Studie "Can Music Make You Sick?" versucht der britische Wohlfahrtsverband "Help Musicians UK" herauszufinden, wie es um die Verbreitung psychischer Erkrankungen unter Musikern und Musikschaffenden steht.

Die Ergebnisse, die die Studie (eine Zusammenfassung als PDF gibt es hier, das vollständige Paper hier) dabei liefert, sind einigermaßen erschreckend:

Von insgesamt 2211 befragten Musikern und Musikschaffenden in der ganzen Welt gaben 71% an, bereits Panikattacken erlebt zu haben, 65% der Teilnehmer litten bereits unter Depressionen.

Besonders krass wirken die Ergebnisse im Vergleich mit einer Studie, die die Verbreitung von psychischen Problemen unter der Bevölkerung des Vereinigten Königreiches untersucht hat: Die Wahrscheinlichkeit, dass Beschäftigte in der Musikindustrie unter solchen Problemen leiden, ist dreimal höher als der Durchschnitt.

Musiker und Musikschaffende neigen mit dreimal größerer Häufigkeit zu Depressionen und Panikattacken als der Durchschnitt

Musiker und Musikschaffende neigen mit dreimal größerer Häufigkeit zu Depressionen und Panikattacken als der Durchschnitt, © Help Musicians UK

Das Umfeld ist nicht unschuldig

Obwohl die befragten Künstler, Produzenten etc. angeben, glücklich mit ihrer Beschäftigung zu sein bzw. auch Trost darin zu finden, legt die Studie von Help Musicians UK nahe, dass das Musikindustrie-Milieu durchaus auch eine Mitschuld an den erwähnten Erkrankungen trägt. Inbesondere verantwortlich gemacht werden in der Studie u.a.:

  • Schlechte Arbeitsbedingungen, etwa die Arbeitszeiten, Stress, Existenzängste
  • Fehlende Anerkennung der eigenen Leistungen bei gleichzeitiger, starker Verbindung der musikalischen Tätigkeiten mit der eigenen Identität
  • physische Auswirkungen der Tätigkeit
  • Sexismus

Wenig Unterstützung

Die Möglichkeiten zur Hilfe, die sich Betroffenen bieten, wurden von den Befragten insgesamt als schlecht bezeichnet: 

  • Sich über die verfügbaren Typen von Hilfe zu informieren wird als zeitaufwändig und schwierig beschrieben
  • Die Hilfe, die Betroffene wahrnehmen können, basiert zu oft auf medikamentöser Behandlung
  • Nicht-medikamentöse Behandlung abseits der staatlichen Fürsorge ist häufig sehr teuer

Das Ziel dieser Studie von Help Musicians UK war es, einen ersten Schritt in Richtung des Verständnisses von psychischen Problemen unter Musikern zu leisten. Zukünftige Studien sollen die hier angeschnittenen Punkte weiter ausleuchten; ebenfalls will der Wohlfahrtsverband noch 2017 einen Hilfe-Service für Musikschaffende initiieren.

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