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DEIN eX Foto: Thorsten Wingenfelder

Die Stuttgarter Rockband DEIN eX wollte fette neue Pressefotos und engagierte Thorsten Wingenfelder, seines Zeichens Gründungsmitglied der Band Fury in the Slaughterhouse, als Fotograf! Treffpunkt war mitten im Stuttgarter Güterhafen. Samstag Nachmittag, wenig Betrieb. Keine Hafenarbeiter. Die Lastkräne, Überseecontainer und Eisenbahngleise wirken verlassen. Sonne mit ein paar Wolken. Ideale Bedingungen für ein relaxtes Shooting - das Ergbnis seht ihr hier.

{image}Dass Wingenfelder mit seinem unerschöpflichen kreativen Potenzial maßgeblich an Fury-Hits wie Radio Orchid, Won't Forget These Days oder Time To Wonder beteiligt war, dürfte Kennern der deutschen Popmusikszene bekannt sein. Oder zumindest kann so ziemlich jeder die Titel mitsummen, wenn sie im Radio zu hören sind. Aber dass Thorsten Wingenfelder seit 2006 auch als Fotograf erfolgreich und mit seinem wie üblich hohen künstlerischen Anspruch unterwegs ist, das scheint noch ein Geheimtipp zu sein! Dabei zeigte sich seine Affinität zu Bild und Video schon zu seiner Zeit bei Fury, während der er sich schon für Tourdokus und Videomitschnitte verantwortlich zeichnete.

{image}Glück für die Stuttgarter Rocker von DEIN eX, dass ausgerechnet Samson Geiger, der fürs Mastering ihrer aktuellen CD Zeitensprung hinter den Reglern saß, schon etliche Jahre als Livemischer für die Furies am Start war. Ruckzuck war über ihn und die Managerin der Band der Kontakt hergestellt und der Deal klargemacht.

Es muss wohl nicht erwähnt werden, wie aufgeregt die sonst so coolen vier Jungs waren, als die Stunde der Wahrheit nahte. Nie hatten sie sich träumen lassen, einen der beiden Wingenfelder-Brüder einmal in einem anderen Kontext als bei einem Fury-Konzert erleben zu dürfen. Entsprechend hoch waren dann auch die Erwartungen. Und eins kann man schon sagen: Sie wurden mehr als erfüllt...

Als die Band im Stuttgarter Güterhafen eintrifft, findet sie bereits einen sichtlich entspannten Thorsten Wingenfelder am Tatort vor: lässig lehnt er an seinem alten Mercedeskombi, leger gekleidet in Bluejeans, rosa gestreiftem Sporthemd und seinem Hut, mit dem er in letzter Zeit des Öfteren in der Öffentlichkeit gesehen wurde. Nach dem ersten Beschnuppern geht er gleich zur Sache. Die einzelnen Locations hat er bereits vor einer halben Stunde abgecheckt, die mobile Beleuchtung samt Akkublitz auf Stativ und Reflektorfolien steht längst bereit. Im Vorfeld hatte Thorsten schon grobe Vorgaben zum Thema Klamotten gemacht, also wussten die Musiker, was sie erwarten würde... oder auch nicht! 

{image}Als die vier Jungs ihren ganzen Flohmarkt in Form von Hemden, Shirts, Mützen, Tüchern und Boots ausgepackt haben, geht auf einmal alles ganz schnell: Wingenfelder ist unheimlich stil- und zielsicher und findet in kürzester Zeit für jeden etwas Passendes. Nur eben nicht unbedingt das, was jeder einzelne für sich selbst erwartet hätte, was für sichtliche Belustigung sorgt. Gitarrist Sven bekommt ein edles dunkelrotes Hemd, mit dem er jederzeit bei Bon Jovi als Ersatzgitarrist einspringen könnte. Basser Heiko kriegt erstmal die Hosenbeine seiner schwarzen Jeans zweimal umgeschlagen, damit man seine Stiefel besser sieht. Auch Sänger Chris kommt in großen schwarzen Boots, Jeans, schwarzem V-Shirt und Halstuch richtig amtlich rockermäßig rüber. Den Hauptgewinn zieht Drummer Thilo: Er wird aller Hitze zum Trotz in eine schwarze Jacke mit vielen Reisverschlüssen plus Halstuch gepackt und darf zu guter Letzt noch seine große Sonnenbrille aufsetzen, was ihm eine gewisse Unnahbarkeit verleiht, wie es sich für einen Schlagzeuger gehört. Zunächst sind alle skeptisch bis verwirrt. Aber Wingenfelder kontert: "Jungs, wir müssen Typen kreieren! Das muss nach ehrlicher Arbeit aussehen!" Und spätestens nach den ersten Testbildern direkt am Fluss sind alle Zweifel an Thorstens Auswahl verflogen. Die Bilder werden einsame Spitze.

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Wingenfelder hat das Talent, Dramatik und Intensität aus einem Motiv herauszuarbeiten. Anhand seiner knappen Anweisungen merkt man genau, dass er weiß, was er tut. Niemand muss sich großartig verbiegen wie bei einem Modelshooting, wo danach noch Falten und Fett retouchiert werden. Im Gegenteil: Der Meister steht auf Handwerk, nicht auf Nachbearbeitung am Rechner. Im Umgang mit den Musikern legt er sichtlichen Wert auf Höflichkeit und Respekt. Jedesmal, bevor er einem der Musiker einen Ärmel oder ein Hosenbein hochkrempelt oder eine Haarsträhne perfekt drapiert, fragt er "Darf ich hier mal...?". Man merkt, dass Thorsten voll in seinem Element ist, und das überträgt sich auf die Musiker. Die ganze Truppe einschließlich Managerin Siggi, Assistentin Lena und Hund Scotty haben einen Riesenspaß. Die einzelnen Shots werden zügig durchgegangen: erst die Gruppenbilder in Heldenpose, dann Einzelaufnahmen vor neutralem Hintergrund und schließlich abgefahrene Schwarzweißportraits mit engem Schärfebereich und Reflektorbeleuchtung. Wingenfelder experimentiert gern mit Licht und Schatten, Tiefe und Perspektive. Die Betonmauern, der Fluss, die Frachtcontainer, die Metalldächer, Industriegebäude und nicht zuletzt der mitgebrachte Ghettoblaster tragen ihr Übriges zum Gelingen der Bilder bei.

Allerdings werden die Jungs dabei auch ganz schön auf die Folter gespannt; denn Wingenfelder schießt zwar eine Menge Bilder, lässt sich aber auch nur ganz vereinzelt in die Karten schauen. Ein echter Künstler eben, der sein Werk nicht vor der Vollendung preisgeben möchte.

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Zu guter Letzt einigt man sich darauf, der Königstraße, also der Shoppingmeile von Stuttgart, noch einen gemeinsamen Besuch abzustatten, um eine Szene mit vielen vorbeigehenden Menschen um die stillstehende Band herum mitten auf dem Schlossplatz zu realisieren. Eine Einstellung, die Thorsten schon seit längerer Zeit einmal ausprobieren wollte. Spätestens dort ist bei den Jungs von DEIN eX das Rockstar-Feeling dann perfekt: Passanten bleiben stehen, um zu sehen, wer hier fotografiert wird und Thorsten – ganz der Entertainer – zieht dazu eine vorzügliche Show ab, indem er zwischen den einzelnen Bildern wichtige Anweisungen in sein vermeintliches Walkie-Talkie spricht, das eigentlich nur der Funkauslöser für den Blitz ist... und da soll man als Motiv ruhig und ernst bleiben!

Als auch diese Szene im Kasten ist, gibt es in einem Straßencafé für die Band noch ein Feierabendpils und für Thorsten ganz seriös eine Apfelschorle. Verständlich, denn mit einer Fahrt in die Kölner Gegend hat er mit Abstand die weiteste Heimreise. Zurück bleiben die vier erschöpften, aber glücklichen Jungs von DEIN eX und jede Menge geniale Pressefotos für Autogrammkarten, Poster und das nächste Album...

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