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Verfrühter Abgesang

Der MP3-Codec ist mit dem Ende seines Lizenzprogrammes nicht tot, sondern frei

News von Florian Endres
veröffentlicht am 18.05.2017

fraunhofer-institut mp3 distribution musikmarkt

Der MP3-Codec ist mit dem Ende seines Lizenzprogrammes nicht tot, sondern frei

Der Apple iPod ist wohl wie kein zweites Endgerät mit dem MP3-Format verbunden. © MIKI Yoshihito auf Flickr / Lizenz: CC BY 2.0

Nach einer für einen simplen Musik-Codec wohl unvergleichlichen Erfolgsgeschichte beendet sein Entwickler, das Fraunhofer-Institut, nun dessen Lizenzprogramm. Im Gegensatz zu dem leicht hysterischen Medienecho bedeutet dies aber nicht das Ende des Codecs, sondern lediglich dessen zukünftige Lizenzfreiheit.

Wie das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) in einer Pressemeldung bekannt gab, endete bereits am 23. April 2017, nach Ablauf einiger internationaler Patente, das Lizenzprogramm für den MP3-Codec.

Einmaliger Siegeszug

Mit diesem Codec, dessen Entwicklung bereits Ende der 80er-Jahre begann, prägte das IIS den maßgeblichen Standard für verlustbehaftete Musikkompression. Dieser Codec sollte später einen nicht unerheblichen Anteil an der Etablierung des Musikaustauschs über das Internet und auch der darauf folgenden Verbreitung von portablen Abspielgeräten haben.

Die Entwickler machen sich bei dem MP3-Format die spezifischen Eigenschaften des menschlichen Gehörs zu Nutze: Um Speicherplatz zu sparen, werden bei der Konversion zu MP3 die Frequenzen, die der Mensch nicht oder nur sehr leise wahrnimmt, entfernt. Bei relativ gleichbleibender Audio-Qualität ist so eine starke Reduktion der Dateigröße möglich.

Kaum Veränderung

Trotz der inzwischen verfügbaren, hochwertigeren Alternativen wie AAC (das ebenfalls vom Fraunhofer-Institut mitentwickelt wird) oder z.B. dem verlustfreien, offenen FLAC-Format erfreut sich MP3 bis heute größter Beliebtheit. So ist es, entgegen der ersten Medien-Reaktionen ("MP3 ist tot: Das Ende einer Ära" etc.) eher unwahrscheinlich, dass MP3 nun mit einem Mal "ausstirbt". 

Die Implementierung des Codecs in Endgeräte und Software wird aufgrund der hohen Verbreitung wohl weiterhin standardmässig erfolgen. Auch Downloads werden wohl noch lange in diesem Format angeboten werden – spürbare Veränderungen für den Privatnutzer wird es in nächster Zeit also nicht geben.

Einziger Unterschied ist, dass mit dem Ende der Lizenzierung Entwickler das Format nun frei verwenden können.

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