Der Protest gegen das Konzert von Frei.Wild geht vom Jugendkulturzentrum Forum aus

Der Protest gegen das Konzert von Frei.Wild geht vom Jugendkulturzentrum Forum aus

Der Streit um das ausverkaufte Konzert der Südtiroler Band Frei.Wild in Mannheim hat neue Dimensionen erreicht. In scharfer Form wies der Geschäftsführer der Alten Seilerei, Christian Lömmersdorf, das Ansinnen des Stadtjugendrings Mannheim und des Jugendkulturzentrums Forum zurück, das Konzert abzusagen. Zurück bleibt verbrannte Erde, während das eigentliche Problem in den Hintergrund zu geraten droht.

Reden wir nicht um den heißen Brei herum: Frei.Wild sind eine rechtslastige Band. Jeder, der die Texte der Band im Zusammenhang hört oder liest, kann daran nicht ernsthaft zweifeln. Insofern ist das Engagement des Stadtjugendrings Mannheim bzw. des Jugendkulturzentrums Forum gegen das Konzert der Band in der Alten Seilerei vollständig nachvollziehbar.

Die Idee ein Gegenkonzert im Jugendkulturzentrum Forum und eine Podiumsdiskussion zum Thema Rechts-Rock in Mannheim zu veranstalten, ist ebenso vollauf zu begrüßen. Die entsprechende Stellungnahme des Forums fiel auch sehr differenziert aus.

Keine "Nazi-Band"

Darin bezeichnet der Leiter des Forums, Fabian Burstein, Frei.Wild nicht als "Nazi-Band" oder als "rechtsextreme Band", sondern als Band "mit einschlägigem Ruf und starker Publikumsanbindung an den rechtsextremen Rand." Auch das ist vollkommen richtig.

Bis dahin war die Lage in Mannheim relativ entspannt, die Teilnahme von Christian Lömmersdorf an der Podiumsdiskussion geplant und die Situation von einer Eskalation weit entfernt.

Ein problematisches Hilfsangebot

Das änderte sich mit einem offenen Brief des Stadtjugendrings, der auch von einer Reihe prominenter Mannheimer Musikschaffenden unterzeichnet wurde. Er rief Christian Lömmersdorf zur Absage des Konzerts auf und bot Hilfe an, um die "Fehlentscheidung" zu korrigieren.

Gleichzeitig äußerte der Brief die Befürchtung, "dass sich hier im Rhein-Neckar-Delta eine Szene festsetzt, die für nationalistische, homophobe, rückwärtsgewandte, unter Umständen sogar rechtsradikale Töne steht".

Eine gepfefferte Antwort

Dieser Brief veranlasste Christian Lömmersdorf, seinerseits einen offenen Brief an das Jugendkulturzentrum Forum zu verfassen, der aus seiner tiefen Verärgerung keinen Hehl macht.

Abgesehen von nicht hilfreichen persönlichen Angriffen, enthält Lömmersdorfs Brief den Hinweis, dass er es war, der den CSD Rhein-Neckar in Mannheim von 2001 bis 2007 (mit Ausnahme von 2006) organisierte.

Lömmersdorf weist damit die von ihm so verstandene Beschuldigung empört zurück, er fördere eine homophobe Szene. Obwohl die Briefschreiber ihm das vermutlich nicht unterstellen wollten, ist Lömmersdorfs Entrüstung menschlich nachvollziehbar, hat er sich doch seit vielen Jahren für die Rechte von Homosexuellen in prominenter Position engagiert.

Angebot einer öffentlichen Debatte

Ansonsten beharrt Lömmersdorf auf seiner Entscheidung, die Alte Seilerei an Frei.Wild zu vermieten und erklärt, die Band sei dazu bereit, "sich auch sehr gerne in einer öffentlichen Debatte [zu] erklären".

Dieser Vorschlag sei von Fabian Burstein, dem Leiter des Jugendkulturzentrum Forum zurückgewiesen worden, da er Frei.Wild "kein Forum bieten wolle".

Eine verfahrene Situation

Die Situation ist einigermaßen verfahren. Wie könnte eine Lösung aussehen?

Bei allem Respekt für die Bedenken des Stadtjugendrings, sollte der Vorschlag einer offenen Diskussionsrunde, die auch der Band Gelegenheit zur Stellungnahme gibt, nicht einfach vom Tisch gewischt werden.

Christian Lömmersdorf hat sich klar positioniert: das Konzert von Frei.Wild in Mannheim wird stattfinden. Diese Entscheidung gilt es zu respektieren, auch wenn man sich mit guten Gründen einen anderen Entschluss gewünscht hätte.

Zurück zum Dialog

Das darf aber nicht dazu führen, dass Gräben zwischen Mannheimer Musikschaffenden aufreißen, die unüberbrückbar werden, obwohl keine Seite im Verdacht steht, rechtsradikales Gedankengut fördern zu wollen.

Daher ist es nötig, persönliche Differenzen zurückzustellen und sachlich über die von rechten Bands ausgehenden Gefahren zu diskutieren – und zwar unter Einbeziehung aller Beteiligten, so wie es ursprünglich geplant war.