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Xavier Naidoo gibt zu denken

Eure Meinung: Sollten sich Popmusiker politisch mehr äußern und engagieren?

Spezial/Schwerpunkt von Markus Biedermann
veröffentlicht am 10.10.2014

xavier naidoo

Eure Meinung: Sollten sich Popmusiker politisch mehr äußern und engagieren?

Xavier Naidoo (Pressebild, 2013). © Tommy Mardo

Man kannte ihn als musikalischen Motivator der Fußballnationalmannschaft, doch jetzt spricht Xavier Naidoo vor sogenannten Reichsbürgern in Berlin und alle sind empört. Ein Popmusiker mit Meinung?! Ja darf der das?

Da es hier nicht um eine persönliche Auseinandersetzung mit einer differierenden politischen Haltung gehen soll, schaffen wir das besser gleich aus dem Weg: Xavier Naidoos weithin kolportiere politische Aussagen aus der jüngeren Zeit nehme ich als haltloses Geschwafel wahr.

Naidoo möchte auf Menschen zugehen

Mittlerweile hat Naidoo für seine politischen Auftritte wie am dritten Oktober vor dem Reichstag (Video) nicht nur kritische Berichterstattung, sondern auch Distanzierungen aus der Politik und hiesigen Institutionen, u.a. durch Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz, zur Kenntnis nehmen müssen. Prof. Udo Dahmen, Leiter der Popakademie in Mannheim, gesteht Naidoo zwar eine "gewisse Meinungsfreiheit" zu, kündigt aber auch an, mit dem Sänger über die Geschehnisse noch ausführlicher sprechen zu wollen.

Eine Stadt, die sich aktuell nicht zuletzt um einen internationalen Titel wie "UNESCO City of Music" bewirbt, reagiert wenig überraschend sensibel und hellhörig auf alle Misstöne. Naidoo ist hier Mitglied des "Board of Trustees". Überhaupt galt der Popsänger für Mannheim lange Zeit als prägendes Aushängeschild und als Vater eines neuen Quadrate-Soul.

Bei einem Exklusiv-Interview für das SWR-Fernsehen am 9. Oktober aüßerte sich Xavier Naidoo nun auch erstmals selbst. "Ich wollte auf die Menschen zugehen", sagt er und fährt fort: "Wir brauchen diese Meinungsfreiheit, um unsere doch nicht ganz massentaugliche Meinung zu sagen."

Hoppala!

Das bisherige Geschehen hinterlässt bei mir teilweise auch den Eindruck, als schwinge in allen öffentlichen Stimmen eine generelle Überraschung darüber mit, dass sich hier ein Popmusiker derart – und überhaupt – politisch äußert.

Das erwartet man nicht vom Vertreter eines Genres, das schon über Jahrzehnte vor allem Selbstbefindlichkeitslyrik produziert und bewusst harmlos gestaltet ist, um jegliche Chance auf Mainstream-Erfolg nicht zu verspielen. Wenn überhaupt, dann zeigt man sich auf den roten Teppichen gesellschaftlich hoch angesehener Benefiz- und Preisvergabe-Veranstaltungen.

Man kennt "das" ja nur aus anderen Ecken. White Metal, christliche Spinner. Linker Rock, kommt immer "mit Tradition", endet in Stadien als Live Aid, gähn. Gegenpol Rechtsrock, derbster Schmutz im schimmeligen Untergrund, einfach ekelig.

Längst nimmt die Anzahl echter Aufreger, Mobilmacher, Initiativen, Denkanstöße und Störfeuer auch in den musikalischen Randgebieten merklich ab – so mein Eindruck, der sicher auch täuschen kann. Und Ausnahmen bestätigen immer die Regel. Auch im Pop schmuggelt manch cleverer Geist hier und da eine nicht ganz so triviale Subversion ein.

Eure Meinung ist gefragt

Kann Naidoos Beispiel ein Denkanstoß sein, den generellen Status Quo "politisierter Musik" zu überdenken? Was geht, was ist No Go?

Und ist es nicht geradezu absurd, bei auf Mainstream getrimmten Künstlern anzunehmen, dass hinter ihrem künstlerischen Ich keine Person mit klaren, eigenen und unter Umständen eben auch eigenwilligen Ansichten, Meinungen und politischen Einstellungen steht?

Und wenn dem so ist: Dürfen sich diese Künstler dann eigentlich äußern und engagieren, schließlich sollen sie auch als Vorbilder für die Gesamtgesellschaft funktionieren?

Wo verlaufen deine Grenzen: Was packst du in deinen Text, was sagst du auf der Bühne und was behältst du lieber für dich? Stellst du dir solche Fragen überhaupt bewusst?

Und welche Themen wären es deiner Meinung nach wert, von der heutigen Musikergeneration intensiver behandelt zu werden?

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