Interview mit Jörg Lenz von Rhein-Main-Festival

Als Inhaber von Rhein-Main-Festival veranstaltet Jörg Lenz die Konzertreihen "Letzter Gig vorm Plattenvertrag" und "Falling Leaves" in der Goldenen Krone in Darmstadt. Wir sprachen mit ihm über seine vielfältigen Aktivitäten in der Musikszene, das wachsende Interesse an jungen Livebands und über die Frage, warum er Backstage PRO zur Auswahl der Bands nutzt.

Backstage PRO: Jörg, du bist der Inhaber von Rhein-Main-Festival. Was leistet deine Firma?

Jörg Lenz: Wir unterstützen Bands und Festivals technisch und organisatorisch. In dieser Funktion sind wir bei zahlreichen Festivals in der Rhein-Main-Neckar-Region vertreten. Manchmal stellen wir die gesamte Technik wie beim A Chance For Metal-Festival, bei anderen sind wir für einzelne Bands verantwortlich. Ich selbst bin außerdem 2. Vorstand beim Wutzdog-Festival in Riedstadt.

Backstage PRO: Die technische und organisatorische Betreuung von Festivals und Konzertreihen ist aber nicht dein Hauptberuf?

Jörg Lenz: Nein, ich bin hauptberuflich Informatiker und leite ein Rechenzentrum.

Die Goldene Krone in Darmstadt

Backstage PRO: Rhein-Main-Festival veranstaltet außerdem Konzertreihen in der Goldenen Krone in Darmstadt. Die Krone ist ja weit über die Grenzen von Darmstadt hinaus bekannt und berühmt. Falls sie jemand doch nicht kennen sollte: was ist das für ein Veranstaltungsort?

Jörg Lenz: Die Goldene Krone ist ein Multimedia-Haus, das neben dem großen Saal noch über weitere Auftrittsmöglichkeiten verfügt. Zunächst besteht es aus einer Kneipe, die fast täglich geöffnet ist. Auf der Blue Stage treten vor allem akustische Künstler auf, zum Beispiel Singer-Songwriter und Folk-Musiker. Inzwischen finden dort auch Theaterveranstaltungen statt. Dann gibt es die Disco, in der auch gelegentlich Konzerte stattfinden, die aber hauptsächlich als klassische Disco fungiert. Dazu verfügt die Goldene Krone über ein Fernsehzimmer, in dem manchmal auch akustische Künstler spielen und die Rocky Bar, die ebenfalls einen DJ-Bereich hat.

Backstage PRO: Es ist also ein sehr großes, sehr vielseitiges Haus, aber Rhein-Main-Festival ist vor allem für den Saal zuständig?

"Letzter Gig vorm Plattenvertrag"

Jörg Lenz: Genau. Der Saal im ersten Stock verfügt über eine Kapazität von bis zu 300 Personen. Dort sind wir für die komplette Technik verantwortlich. Das betrifft beispielsweise Studentenpartys, aber auch Konzerte wie Release-Shows und Reunion-Gigs. Musikalisch betreuen wir die Reihen "Falling Leaves" und "Letzter Gig vorm Plattenvertrag".

Backstage PRO: "Letzter Gig vorm Plattenvertrag" ist eine Reihe, die sich mit einer optimistischen Botschaft an Newcomer-Bands richtet. Was ist das Ziel der Reihe?

Jörg Lenz: Wir bieten in jeder Show fünf Bands die Möglichkeit aufzutreten, wobei wir Wert darauf legen, dass die Bands einen gewissen Grad an Professionalität aufweisen, aber einen gewissen Bekanntheitsgrad noch nicht übersteigen.

Die Bandauswahl via Backstage PRO

Backstage PRO: Woher stammen die Bands, die ihr auswählt?

Jörg Lenz: Wir versuchen stets eine gesunde Mischung zu erreichen: Meistens haben wir zwei Bands aus Darmstadt, zwei aus der Umgebung und eine Band, die aus etwas größerer Entfernung anreist. Damit stellen wir sicher, dass die Bands, die von weiter weg kommen, auch von der Popularität der lokalen Bands profitieren.

Backstage PRO: Wie wählt ihr die Bands aus, die dort auftreten?

Jörg Lenz:  Sobald wir eine Bewerbung in Backstage PRO eingestellt haben (hier findet ihr die aktuelle Ausschreibung für den 17.5.; Anm.d.Red.), erhalten wir binnen weniger Stunden zwischen fünfzig und hundert Bewerbungen. Diese betrachten wir näher und versuchen ein Schwerpunkt-Genre zu ermitteln. Das kann beispielsweise Indie-Rock oder Metal sein. Im nächsten Schritt versuchen wir eine gute Mischung aus regionalen und überregionalen Bands zu gewährleisten. Wir schreiben dann stets zwischen sieben und acht Bands an, für den Fall, dass Bands doch keine Zeit haben oder aus anderen Gründen nicht kommen können. Aus den übrigen wählen wir nach Bauchgefühl aus.

Backstage PRO: Reines Bauchgefühl wird aber kaum ausreichen, oder?

Jörg Lenz: Das stimmt und wir versuchen die Entscheidung auch zu objektivieren. Ich wähle die Bands eigentlich nie alleine aus, sondern gemeinsam mit dem Rhein-Main-Festival-Team, deren Kern aus mir und meiner Frau Charlotte besteht. Dazu kommen noch andere Mitarbeiter, die mit uns gemeinsam im Sommer auf die Festivals fahren.

Erfolgreiche Konzertreihe: Wachsender Publikumszuspruch

Backstage PRO: Wie ist die Resonanz auf diese Reihe?

Jörg Lenz: Wir haben Ende 2011 angefangen, die "Letzter-Gig"-Shows in der Goldenen Krone zu veranstalten. Anfangs kamen manchmal nur zehn oder zwanzig Besucher, aber inzwischen liegen wir in der Regel zwischen 90 und 120 Zuschauern. Bei einem der letzten Konzerte waren sogar mehr als 300 Besucher anwesend.

Backstage PRO: Die Existenz der Reihe hat sich also rumgesprochen?

Jörg Lenz: "Rumgesprochen" ist gut! Das ist eine Steigerung um den Faktor fünf! Die Besucher planen die Reihe inzwischen fest ein. Als wir vor kurzem einen Diskoabend ohne Livebands veranstaltet haben, fragten Besucher, wann die Livemusik endlich losginge.

Backstage PRO: Der Wunsch nach Newcomerbands, die live spielen, ist also definitiv vorhanden?

Jörg Lenz:  Auf jeden Fall. Wir haben inzwischen ein Stammpublikum, das genau diese Konzertreihen gezielt frequentiert.

Backstage PRO bietet einheitliches Verfahren

Backstage PRO: Du benutzt Backstage PRO für die Auswahl der Bands. Könntest du sagen, wie das für dich funktioniert?

Jörg Lenz: Ich benutze ausschließlich Backstage PRO für die Bewerbungen. Es gab nur einmal den Fall einer gerade neu gegründeten Band, die ich dazu aufgefordert habe, sich bei Backstage PRO zu registrieren, damit ich sie für die Gigreihe auswählen kann.

Backstage PRO: Warum sollte sich die Band bei Backstage PRO anmelden?

Jörg Lenz: Wegen der Einheitlichkeit des Verfahrens. Ich habe im letzten Jahr etwa 160 Bands "bearbeitet". Das ist eine Menge Arbeit. Backstage PRO bietet mir die Unterstützung bis zum Augenblick, indem ich eine Band buche. Das ist eine große Erleichterung.

Backstage PRO: Danach ist es deine Aufgabe, den genauen technischen und organisatorischen Ablauf des Abends festzulegen.

Jörg Lenz: Genau. Ich versuche im Vorlauf schon alles genau zu planen, damit die Bands sich nicht um jedes Detail kümmern müssen.

Die Liveszene für Newcomer

Backstage PRO: Wie sieht es generell mit Auftrittsmöglichkeiten in der Region für junge Bands aus?

Jörg Lenz: Die Goldene Krone ist definitiv einer der schönsten Veranstaltungsorte in der Region und das sage ich nicht nur, weil ich dort tätig bin. Wenn ich Musiker in einer jungen Band wäre, die nach Auftrittsmöglichkeiten sucht, dann würde ich mich außerdem um Auftritte im Café Central in Weinheim, im Kulturzentrum das Rind in Rüsselsheim und im 7er Club in Mannheim bemühen.

Backstage PRO: Wie geht es bei euch jetzt in der nächsten Zukunft weiter?

Die "Letzter Gig vorm Plattenvertrag"-Reihe läuft bis Juni. Während des Sommers bin ich mit Festivals beschäftigt. Im Herbst geht es mit der nächsten Runde von "Falling Leaves" weiter, auch da liegt der Fokus auf Newcomern.

Backstage PRO: Vielen Dank für das Gespräch und dafür, dass du Backstage PRO so rege nutzt!

Euer Feedback:

Habt ihr an einer der erwähnten Konzerteihen teilgenommen? Wie waren eure Erfahrungen?
Gibt es in eurer Region ebenfalls erfolgreiche Konzertreihen?
Wie steht ihr als Veranstalter dazu, eine Konzertreihe mit Newcomern zu gestalten? Was braucht es, um eine solche zum Erfolg zu führen?