Zen Zebra bieten live unbändige Spielfreude und eine unvergleichliche Dynamik

Zen Zebra bieten live unbändige Spielfreude und eine unvergleichliche Dynamik © Sebastian Kubatz

Nach dem Auftakt im Hamburger Hafenklang kämpfen Zen Zebra während ihrer zweiten Tourstation im Berliner White Trash mit weitgehend engstirnigen und bewegungsfaulen Hauptstädtern, trotzen der schalen Stimmung aber mit unbändiger Spielfreude und unvergleichlicher Dynamik.

Es ist kurz vor 23 Uhr im Berliner White Trash, als Zen Zebra-Frontmann Marv Endt die Stimmung im gut gefüllten Kellergewölbe des Berliner White Trash mit folgenden Worten auf den Punkt bringt: "Das nennt man dann wohl Großstadt- Disziplin". Der Sänger ringt zu diesem Zeitpunkt, im Gegensatz zum Rest der gut 100 Anwesenden, bereits schweißgebadet um Atem.

Ausnahmezustand wäre angesagt

Das typische Big City-Dilemma für aufstrebende junge Bands von außerhalb macht sich auch an diesem Abend bemerkbar. Vom permanenten Kultur-Überangebot übersättigt, fristet der junge "Berliner" lieber sein Dasein stocksteif und beobachtend an den Seitenwänden, anstatt der fulminant aufspielenden Leipziger Fünf-Mann-Horde auf der Bühne mit Tanz und Jubel angemessen Respekt zu zollen.

Während man den eingeschränkten Bewegungsradius des Publikums während des Treibens der beiden Support-Acts an diesem Abend (Roads To Multiverse, For No One) noch nachvollziehen kann, schüttelt man beim Auftritt von Zen Zebra hingegen nur noch beschämt mit dem Kopf.

Zwar kommen mit fortlaufender Dauer des Abends doch noch eine Handvoll Neugierige auf die Idee ihrem Bewegungstrieb freien Lauf zu lassen, doch hätte derselbe Auftritt irgendwo in einem Städtchen vor den Stadtgrenzen wohl für einen Ausnahmezustand gesorgt.

Spielfreude und Durchschlagskraft am Limit

Zen Zebra lassen sich jedoch kaum etwas anmerken von der herrschenden Tristesse innerhalb der düsteren Location. Mit ihrem explosiven Indie-Postcore-Mix lassen die Sachsen kaum Zeit zum Luftholen und schmettern dabei eine Awaystation-Perle nach der anderen durch die Boxen. Weder die eingangs erwähnte "Großstadt-Disziplin", noch Mikro-Probleme gegen Ende des Gigs halten die Band davon ab, in puncto Spielfreude und Durchschlagskraft am Limit zu fahren.

Vor allem Sänger Marv, der phasenweise wie ein Keith Caputo auf Amphetamin zwischen Drumset und Bühnenrand hin- und herpendelt, versprüht eine Aura, die man sonst nur von Kollegen kennt, die normalerweise in 3000er-Hallen die Bretter zum Beben bringen.

Spätestens nach dem finalen Encore-Duo, das aus What Else Is There (Royksopp-Cover) und dem fulminanten Consequences besteht, dürften sich so einige der Besucher verärgert an den Kopf fassen. Eine dynamischere und intensivere musikalische Hintergrundbeschallung für ausschweifende Wochenend-Tanzorgien hätte sich ihnen kaum bieten können. Tja, selbst schuld!

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