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Vier Tage, vier Bühnen und über 100 Künstler: Das 16. Schlossgrabenfest lockte mit seinem freien Eintritt und dem abwechslungsreichen Programm wieder Hunderttausende in die Darmstädter Innenstadt und war auch am Festival-Samstag für die Veranstalter ein voller Erfolg. Auch wir waren im Getümmel.

Schon der Donnerstag – der Vatertag – übertraf alle Erwartungen. Weit über 120.000 Besucher feierten zusammen mit Bosse den Auftakt des Schlossgrabenfests. Bereits 2005 war der Popsänger mit seiner Band hier aufgetreten. „Damals haben wir noch vor zwölf Junkies und drei Betrunkenen gespielt“, verriet er im Interview mit dem Darmstädter ECHO.

Großer Besucherandrang

Der Braunschweiger gehört mittlerweile zur Spitze der deutschsprachigen Pop-Musik und ist der Besuchermagnet schlechthin. Doch auch an den darauffolgenden Festivaltagen bleibt der Ansturm beim Schlossgrabenfest konstant hoch.

Auf den insgesamt vier Bühnen – der Merck-, Echo-, Sparkassen- und Frizz-Bühne – war am Samstag sicherlich für jeden Genreliebhaber etwas dabei. So gab es neben den bekannteren Acts wie dem Headliner Christina Stürmer oder den Indie-Poppern von Abby auch eine Menge aufstrebende Künstler und die, die es einmal werden wollen, zu sehen und vor allem hören.

Hohes Niveau abseits der Hauptbühnen

Egal ob komplexer Alternative-Rock von Verveine, energiegeladener Elektro-Pop-Rock von Signalis, geradliniger Rock von Neuphoria, eingängiger Deutsch-Pop-Rock von Miller oder melodischer Pop von Julius Reich. Das musikalische Niveau sowohl auf der Sparkassen- als auch auf der Frizz-Bühne konnte ohne Probleme mit den beiden Hauptbühnen mithalten.

Viel mehr noch: statt der zahlreichen Coverbands – drei Stück allein direkt vor Bosse am Donnerstag – hätte man sich durchaus auch den ein oder anderen Newcomer auf einer der Hauptbühnen vorstellen können.

Das gilt besonders für die Frizz-Bühne, die optimal für Singer/Songwriter jedoch für vollverstärkte Pop-Rock-Bands wie beispielsweise Miller eher weniger geeignet ist. Das liegt nicht an der Bühne selbst, sondern an der "Stadtfest-Atmosphäre".

Zwischen Festival- und Stadtfestatmosphäre

Mit Tischen und Bierbänken bestückt, war die Frizz Bühne der einzige Rückzugs-Ort vor dem ganzen Trubel. Kein Wunder, dass das Publikum hier zum Großteil aus älteren Menschen sowie Eltern mit ihren Kindern bestand. Wahrscheinlich aus Rücksicht auf das Publikum war der Sound deshalb so leise, dass man den brettharten Metal von Unleash The Sky bis dorthin hören konnte.

Allen Umständen und der ein oder anderen Technikpanne zum Trotz, konnten Miller mit ihren eingängigen Deutsch-Pop-Rock-Songs die Leute dennoch begeistern, sie teilweise sogar zum Aufstehen bewegen. So versammelten sich gegen Ende ihres Sets immer mehr Besucher vor der Bühne, um zu Songs wie "Wenn ich mit dir tanze" abzugehen oder sich bei "dein Herz ist größer als Berlin" in den Armen zu liegen.

Im Gegensatz zu Miller passte der Dreampop von Mine, die neben "Hinterher" oder "der Mond lacht" auch neue Songs wie "Pusteblumenfeld" präsentierte, deutlich besser zur Location. Die volle Wirkung eines Mine-Konzertes entfaltet sich allerdings in intimerer Atmosphäre. Zur Auflockerung traten zwischen den einzelnen Künstlern zahlreiche Poetry Slammer auf, die sich nahtlos in das Programm der Frizz-Bühne einfügten.

Wer zu spät kommt...

Der Karolinenplatz ist ein großes Gelände und es kann ein paar Minuten dauern, bis man von den kleineren Bühnen zu den Hauptbühnen gelangt. Und bei Hundertausenden von Besuchern, die zwischen den Bühnen und den Unmengen an Essensständen umherwuseln, dauert es umso länger. Wer möglichst viele Bands sehen will, der hat kaum die Möglichkeit, sich ein komplettes Konzert anzuschauen.

Diejenigen, die auch einen Abstecher zur Sparkassen- und Frizz-Bühne wagten, standen bei den großen Acts wie Christina Stürmer oder Abby weit hinten. Egal, wer auf der Merck-Bühne auftrat, spielte vor einer riesigen Menschenmenge – und da muss man sich erstmal durchquetschen.

Altbewährtes mit Christina Stürmer

Der Headliner Christina Stürmer bot eine solide Show, in der sie sowohl ihr neues, bereits mit Gold ausgezeichnetes Album "Ich hör auf mein Herz" als auch Altbewährtes wie den Alles-Was-Zählt-Gassenhauer "Nie genug" oder "Millionen Lichter", für das die Österreicherin 2013 den Radio-Echo bekam, präsentierte.

Ob Christina Stürmer nun wirklich headlinerwürdig ist oder nicht, darüber lässt sich allerdings streiten. Viel spannender beim Schlossgrabenfest sind meist ohnehin die kleineren Bühnen. Auch am Festival-Samstag.