Friedo Immer

Friedo Immer

Das waren noch Zeiten. Bon Jovi & Van Halen, Löwenmähnen, weiße Converse und stone washed Jeans. Seitdem ist eine Menge Wasser den Neckar hinunter geflossen und Friedo Immer folgte mit wachen Augen dem Flow, der sich ihm bot. Na gut, den dann doch etwas hoch gegriffenen Traum vom breitbeinigen Stadionrocker tauschte er gegen das Superheldentum des Vater-seins. Der studierte Pädagoge verdingte sich entsprechend auch als Breadwinner, der Beruf und die Familie erfüllten ihn mit einer Sinnhaftigkeit, die er im Taumel der Jugend so verzweifelt und manchmal fatalistisch gesucht und herbeigesehnt hatte. Eine Lücke klaffte aber immer noch, schließlich kann es das jetzt noch nicht gewesen sein. Es regte sich noch etwas mehr in Friedo Immer. Etwas Gutes.

Musik zu machen, das ist ein e (...) Mehr anzeigenssenzieller Teil seiner Persönlichkeit. Die frühkindlichen Klavierstunden wurden natürlich von ihm damals so knirschend toleriert, wie es die Milchzähne hergaben. Widerwillig tapsten seine Finger über Ebony und Ivory, während die anderen Kinder ungebremst ihren Blödsinn machen durften. Heute allerdings ist Friedo Immer dankbar für diese Prägung. Wo immer das Leben ihn auch hinspült, er kann sich überall auf der Welt an ein Klavier setzen und seine Gedanken, Gefühle und Beobachtungen in Songs verwandeln. Das ging damals auf dem fränkischen Dorf allerdings nicht, da musste man ja schließlich den starken Maxe machen und saufen. Ein Mann sein, oder zumindest das, was man dort darunter verstand.

Einige Open Stages, CD-Produktionen und unzählige Zeitstunden später flattert der Volksentscheid in seinen Haushalt: wir wollen Dich hören, das tut uns gut. Und plötzlich kommt alles zusammen. Das Verständnis, dass die Komfortzone der Endgegner ist, den es zu bezwingen gilt. Immer und immer wieder. Dass die Zeiten sich derart radikal geändert haben, dass elterlicher Rat zwar immer noch willkommen ist, aber längst nicht mehr als Wegweiser verstanden werden kann. Die Erkenntnis, dass Geduld und getrieben sein sich nicht gegenseitig ausschließen.

Friedo Immer weiß, dass er vermutlich so bald kein Popstar mehr wird, aber er hat verstanden, was das für ihn und seine Musik bedeutet: Freiheit. Eine Freiheit, die ihm genehmigt die Musik hin zu schreiben die in ihm ist. Erwartungshaltungen erfüllt er im Beruf und zuhause, die Musik aber ist für Friedo Immer das, was sie im Grundgedanken immer sein sollte. Ein Ventil. Und er ist eben kein 'Junge mit der Gitarre', der über Gefühle faselt, sondern vielmehr ein 'Mann am Klavier', die Königsdisziplin der Liedbegleitung. Das wusste bereits Schubert. Oder um es in den ungefähren Worten von Thelonious Monk zu sagen: mach einfach, was in Dir ist zu Musik, irgendjemand wird es schon mögen. Genau das tut Friedo Immer jetzt. Weniger anzeigen