Pilotprojekt für Pandemiegeplagte
Irland: Monatlich bis zu 1.500 Euro bedingungsloses Grundeinkommen für Kunstschaffende
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Das Prinzip eines bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) wird international immer wieder diskutiert. In Ländern den Niederlanden findet bereits seit 2016 ein entsprechendes Pilotprojekt statt; in Finnland wird das bedingungslose Grundeinkommen seit 2017 erprobt.
Nun zieht auch Irland nach: Ab dem Frühjahr 2022 soll hier Kunstschaffende im Rahmen eines Pilotprojekts bedingungsloses Grundeinkommen erhalten. Ab Februar 2022 können sich irische Künstlerinnen und Künstler für die Teilnahme an dem Projekt bewerben.
325 Euro pro Woche
Aus dem Pool der Bewerberinnen und Bewerber werden 2000 Personen ausgewählt, die anschließend für drei Jahre mit einem bedingungslosen Grundeinkommen in Höhe von 325 Euro pro Woche unterstützt werden sollen – knapp 55 Prozent des durchschnittlichen Einkommens im Kreativsektor (584,84 Euro).
Das bedingungslose Grundeinkommen soll an der Stelle von anderen Sozialhilfen ausgezahlt werden und orientiert sich am irischen Mindestlohn in Höhe von 10,20 Euro pro Stunde, so die Irish Times.
Die Kreativschaffenden sollen weiterhin in der Lage sein, Gewinne durch selbstständige (künstlerische) Arbeit zu erzielen, sofern Aufträge vorhanden sind – das Grundeinkommen soll trotzdem weiter gezahlt werden.
"Politische Intervention" in Zeiten von Corona
Catherine Martin, Ministerin für Tourismus, Kultur, Kunst, Gaeltacht, Sport und Medien sowie Mitbegründerin des BGE-Projektes, spricht von dem Ziel, eine möglichst große Vielfalt an Kunstschaffenden in dem Programm unterzubringen.
Bei der Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens handele es sich um eine "einmalige politische Intervention", mit der eine der am stärksten von der Pandemie betroffenen Personengruppen unterstützt werden soll. Neben Kunst- und Kulturschaffenden soll auch die Club- und Event-Branche gefördert werden.
Weitere Hilfen angekündigt
Wie genau sich das BGE auf die irische Kulturbranche auswirken wird, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch: Das Pilotprojekt kommt zur richtigen Zeit. Gerade Kulturschaffende haben unter den Folgen von Corona zu leiden: viele Künstlerinnen und Künstler haben ihre Haupteinnahmequelle verloren.
Der Druck ist oft so groß, dass die Kunstschaffenden sich bereits umorientieren und in andere Sparten wechseln – was wiederum immense Konsequenzen für die Lebendigkeit der irischen Kulturszene mit sich bringt.
Ein bedingungsloses Grundeinkommen kann diesen Trend vielleicht nicht unbedingt umkehren, könnte ihn jedoch durchaus aufhalten oder zumindest verlangsamen – ebenso wie auch die neuen Hilfsprogramme der irischen Regierung, darunter u.a. Zuschüsse für Pubs und Spielstätten in Höhe von bis zu 10.000 Euro, die ebenfalls im kommenden Frühling starten sollen.
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