Mopcut

Mopcut © Matthias Heschl

Die Band Mopcut, deren Mitglieder aus den USA, Frankreich und Österreich stammen, eröffnet die neue "Extreme Music"-Reihe des Enjoy Jazz Festivals im Heidelberger Karlstorbahnhof mit einer konfrontativen (und vor allem lauten!) Mischung zwischen Noise und freier Improvisation.

Für die Konzerte der neue Veranstaltungsreihe "Extreme Music" hat sich das Enjoy Jazz-Festival einen ungewöhnlichen Termin ausgesucht: Sämtliche Veranstaltungen finden an Sonntagmittagen statt.

Abenteuerlustige Gäste können hier auf ihren gemütlichen Sonntagsbrunch oder den reuevollen Katermorgen im Bett verzichten, und stattdessen Künstlerinnen und Künstler aus den extremen Grenzbereichen der Musik lauschen – mit dem Ziel, sich aufrütteln zu lassen, die eigenen Grenzen zu erkennen und vielleicht sogar zu überschreiten. 

Setzen, sechs

Eingeleitet werden die "Extreme Music"-Konzerte dabei von kurzen Performances von Jugendlichen, die selbstkomponierte Experimentalstücke aufführen. Vor dem Auftritt von Mopcut bieten drei Jugendliche mit überwiegend schulmusikalischem Hintergrund unter dem Namen "HPF 42" das Stück "Deconstruction Of The Rating System / Die Dekonstruktion des Bewertungssystems" dar. 

Das Stück ist eine ironische Überspitzung der oftmals nur bedingt aussagekräftigen Zensuren, an denen sich Schülerinnen und Schüler in der Schule messen müssen. Insbesondere mit der unnachgiebigen Wiederholung von (angeblich echten) Anmerkungen ihrer Lehrenden verdeutlichen HPF 42 den starren Schematismus, mit dem individuelle Leistungen mehr schlecht als recht quantifiziert werden. 

Im Großen und Ganzen

Im Gegensatz zu der Performance der Schülerinnen und Schüler, die den Text deutlich in den Mittelpunkt stellt, verzichtet Audrey Chen, die Sängerin von Mopcut, zugunsten freier vokaler Improvisationen gänzlich auf die Verwendung einer Sprache.

Gleichzeitig rückt sie ihren Gesang auch deutlich in den Hintergrund, sodass sie, statt "über" den Sounds ihrer Mitstreiter Julien Desprez (Gitarre) und Lukas König (Drums, Percussion & Synth) zu schweben, sich mit ihrer elektronisch verfremdeten Performance perfekt in das Klanggerüst einfügt. 

Überhaupt stellt die Art und Weise, wie das Spiel aller drei Mitglieder ein organisches Ganzes ergibt und sich trotz des stark unterschiedlichen Charakters der einzelnen Beiträge ergänzt, statt voneinander abzulenken, eine der größten Stärken des Trios dar. 

Immer im Fluß

Die andere herausragende Fähigkeit von Chen, Desprez und König ist ihr Talent, Spannung aufzubauen und wieder zu lösen, und das in einem unvergleichlichen "Flow": Das Auf und Ab der Musik von Mopcut, der Wechsel von intensiven Noise-Passagen zu ruhigeren, atmosphärischen Parts, scheint wie aus einem Guss – und das über die gesamten 40 Minuten Laufzeit des improvisierten Stückes. 

So ist der Auftritt von Mopcut eine mehr als gelungene Eröffnung für die "Extreme Music"-Reihe bei Enjoy Jazz, die zeigt, dass sich auch im Extremen eine (spielerische) Harmonie finden lässt.

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