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Tipps für die Bandprobe und darüber hinaus

Nie wieder heiser singen: Vier wichtige Tipps zur Stimme und Gesangstechniken für das Singen mit Band

Tipps für Musiker und Bands von Sabine Dittrich
veröffentlicht am 27.08.2019

gesang

Nie wieder heiser singen: Vier wichtige Tipps zur Stimme und Gesangstechniken für das Singen mit Band

Nie wieder heiser singen. © Vidar Nordli-Mathisen / Unsplash

Du hast dich bei einer Probe der eigenen oder gar einer potenziell neuen Band heiser gesungen. Woran kann's liegen? Und wie bekommst du dieses Problem zukünftig in den Griff? Vocal-Coach Sabine Dittrich gibt dir dazu vier wichtigte Tipps.

Eins gleich vorneweg: Dass es den Sänger/innen, die ein solches Problem haben, stimmlich fehlt, kann ich nicht bestätigen. Meist ist es ja so, dass sich vor der (ersten) Probe alleine vorbereitet wird. Und zwar so lange, bis man das Gefühl hat, die Stimme gut im Griff zu haben. Nun steht die Bandprobe an und du bist also bestens vorbereitet – denkst du! Doch ein paar essenzielle Punkte hast du nicht bedacht.

Dabei ist schon fast egal, ob du das erste Mal bei einer Bandprobe dabei bist, oder ob du schon länger in der Band bist. Das "Problem", mit einer Band Musik zu machen, sind die vielen um ein Vielfaches lauteren Instrumente um dich herum. Instrumente, die sich durch ihre charakteristischen Frequenzen, in denen deren Sound zum Tragen kommt, eventuell mit dir als Stimme um den (Frequenz-)Platz in der Band "streiten".

Vom Üben alleine zum Proben mit Band

Aber beleuchten wir dieses doch recht komplexe Thema Schritt für Schritt. Die menschliche Stimme ist im unverstärkten Zustand, nun mal das lautstärketechnisch am stärksten begrenzte Instrument. Du kannst die Gesangspassagen zu Hause alleine noch so gut gesungen und unter Kontrolle gehabt haben, im Proberaum wirkt vom Hör- und Körperempfinden alles anders.

Alleine durch die höhere Lautstärke und dem physischen Druck der Instrumente, der auf dich und dein Instrument einwirken, empfindest und produzierst du dort Töne anders als alleine für dich. Das bedingt eben auch, dass du u.U. mit deiner Stimme kräftiger und lauter unterwegs sein musst, als du es bis jetzt gewohnt warst.

Da du als Sänger/in keine Knöpfe an dir hast, wie z.B. Gitarristen und Bassisten an ihren Topteilen, um deinen stimmlichen Grundsound ad hoc auf den Bandsound anzupassen, müssen dein Körper und deine Kondition nun in der Probesituation mehr leisten als gewohnt.

Ein gut aufeinander abgestimmter Bandsound

Aber natürlich sollst du als Sänger/in in der Band nicht ständig an deiner Leistungsgrenze arbeiten müssen. Das wäre nämlich ein Faktor, der schnell zu Heiserkeit führen kann – Singen mit zu viel Druck. Das bitte unbedingt vermeiden.

Wenn sich bei dir trotz aufbauender Konditionsroutine und regelmäßigem Gesangstraining und Stimmbildung das Gefühl, gegen eine Lärmwand anschreien zu müssen, nicht legt, könnte es am eingestellten Sound der Instrumente liegen:

Gerade Gitarren und Keyboards/Synthies nehmen gerne mal einen Frequenzbereich ein, der dich als Stimme im Band-Mix untergehen lässt bzw. wegdrückt. Ist das der Fall, kannst du dich stimmlich noch so sehr ins Zeug legen, du wirst dich nicht oder nur sehr bedingt stimmlich besser im Band-Mix hören.

Beim Blick auf den EQ sollten alle Instrumente in den Frequenzbändern lautstärketechnisch zurückgenommen werden, wo sich deine Stimme befindet. Kurz, der Bandsound sollte sich um deine Stimme drum herum bauen, nicht du um die Instrumente. Netter Bonus – habt ihr euch einmal so richtig tiefgehend EQ-technisch mit eurem Sound befasst, ist dieser meist an Feedback ärmer, wenn nicht sogar komplett frei.

PA + Mikrofon

Das macht direkt das nächste Thema auf. Welches Probe-Setup nutzt ihr? Mal angenommen, es werden alle Instrumente abgenommen und laufen zusammen mit dem Gesang über die Anlage.

Wenn ihr nun für eure Probe ein Mischpult mit nur geringen EQ-Regelmöglichkeiten zur Verfügung habt, dann ist es schwer, damit den Bandsound genau darauf abzustimmen. Bzw. sollten dann alle Instrumente mit einem individuellen EQ den Sound erst entsprechend "bereinigen", bevor sie ihr Signal in die PA geben. Ein gut abgestimmter Bandsound macht es dir als Sänger/in leichter und räumt dir genügend Platz für deine Stimme ein. Ergo, dein Gefühl gegen eine Lärmwand ansingen zu müssen, verschwindet.

Checke ebenfalls mal dein verwendetes Mikrofon. Denn Mikro ist nicht gleich Mikro! Ich höre immer wieder, dass für den Leadgesang einfach das Mikro genommen wird, dass eh noch irgendwo im Proberaum lag. Frei nach dem Motto: "Für den Anfang tut’s das ja".

Probiere dich lieber in Musikgeschäften über einen längeren Zeitraum durch die unterschiedlichen Mikrofontypen, bis du dein passendes Mikro gefunden hast. Im Idealfall gefällt dir der Sound, weil dir darüber deine Stimme so natürlich wie möglich erscheint. Lasse dich dabei nicht von Preisen abschrecken. Ein gutes Mikro hat eben seinen Preis.

Monitoring 

Auch wenn euer Proberaum klein ist, für dich als Sänger/in ist eine eigene Monitorbox sehr sinnvoll. Darauf kannst du dir deinen Gesang nochmal zusätzlich zum Gesamtsound aus dem Raum dazugeben lassen. Das erhöht deine eigene Ortbarkeit im Band-Mix und gibt dir einfach eine bessere und direktere Rückmeldung deiner Stimme durch die Sounddichte im Proberaum.

Aber Achtung! Ungünstig platzierte Monitorboxen im Raum können wieder zu mehr Feedbackanfälligkeit führen. Eine andere Möglichkeit, dir für deinen Gesang ein relativ günstiges Monitoring aufzubauen sind gute geschlossene Kopfhörer. Die kannst du direkt am Mischpult anschließen. Für ein ausgewogenes Klangbild ist es dabei von Vorteil, wenn alle Instrumente abgenommen werden und über das Mischpult auf deinen Kopfhörer kommen.

Die richtige Pro-Variante und nächste logische Steigerung ist ein richtiges In-Ear-Monitoring-System, über das du, durch die auf dich angepassten Kopfhörer, nicht nur einen Gehörschutz hast, sondern dir auch einen perfekt aufeinander abgestimmten Bandsound aufs Ohr legen kannst. Das erfordert ebenfalls ein wenig Detailarbeit, ähnlich wie sämtliche EQs aufeinander abzustimmen, lohnt sich aber allemal – deine Stimme wird es dir danken!

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