×

12 Stunden Musik gegen den Hungerlohn

Protestaktion gegen Spotify: Band veröffentlicht 1000-Song-Album für faire Bezahlung

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 15.02.2022

spotify musikereinkommen streaming

Protestaktion gegen Spotify: Band veröffentlicht 1000-Song-Album für faire Bezahlung

Zu wenig Streaming-Tantiemen für Musikschaffende. © Maxim Lupascu / 123RF

Das neue Album "1000x30 Nobody Makes Money Anymore" der britischen Musikgruppe "The Pocket Gods" möchte mit seinen 1000 etwa 30-sekündigen Songs auf die unfairen Bedingungen des Auszahlungssystem der Streaming-Plattform Spotify aufmerksam machen.

Die Musikschaffenden, die ihre Werke über die Streaming-Plattform Spotify vertreiben, erhalten pro Stream einen bestimmten Betrag von Spotify. Wichtig ist dabei, dass der Song für mindestens 30 Sekunden gestreamt wird – kürzere Songs, aber auch Streams bis 29 Sekunden, werden nicht vergütet. 

Wie hoch die von Spotify gezahlten Lizenzgebühren sind, ist von verschiedenen Faktoren abhängig und auch von Land zu Land unterschiedlich. Fest steht jedoch, dass Spotify aktuell zu den Streaming-Plattformen mit den geringsten Auszahlungen zählt. 

Ein Hungerlohn

Die britische Lo-Fi-Band The Pocket Gods erhält nach eigenen Angaben eine Vergütung von gerade einmal 0,002 Euro pro Stream. Mit dieser Auszahlungshöhe muss eine einzelne Person einen zweiminütigen Song fast 17 Stunden lang streamen, bis The Pocket Gods dafür einen einzigen Euro erhalten. 

Bei einem vierminütigen Song würde es doppelt so lange dauern, bis die Band einen Euro erhält. So stellt sich also die Frage, wieso eine Band überhaupt noch längere Songs schreiben sollte, wenn die dafür notwendige Mehrarbeit letztendlich nicht vergütet wird. 

Die richtigen Fragen

Die Implikationen einer solchen Verwirtschaftlichung von Musik hat der New Yorker Musikprofessor Mike Enrico bereits 2015 in einem Guardian-Artikel beleuchtet und die Frage gestellt, ob Spotify das Ende des 3-Minuten-Songs einleitet.

Diese Frage wiederum inspirierte den Pocket Gods-Sänger Christopher Lee dazu, mit 30-Sekunden-Songs zu experimentieren. Gegenüber Bonedo gibt der Musiker an: "Ich sah den Artikel und dachte: Warum längere Songs schreiben, wenn wir schon für 30 Sekunden so wenig Geld bekommen?

Gelebter Protest

Als Reaktion auf Enrios Artikel veröffentlichten The Pocket Gods bereits 2017 "100x30 the Future of Music" sowie weitere Alben – wie etwa "100xrated30" (2019) und "500x30 Morse Code Days in Lockdown" (2021). Ihr aktuelles Album "1000x30 Nobody Makes Money Anymore" versammelt die Songs der vorherigen Protest-Alben und fügt neue hinzu, sodass das jüngste Werk der Band letztlich 1000 Songs um die 30 Sekunden umfasst.

Der längste Song auf "1000x30" dauert gerade einmal 36 Sekunden, das gesamte Album hingegen 12 Stunden und zehn Minuten. Hört eine Person also das komplette Album der Band einmal durch, verdienen die Musiker/innen immerhin gut zwei Euro. 

Zur richtigen Zeit

Doch geht es der Band natürlich auch nicht (nur) um diese Bezahlung. Vielmehr möchten sie mit diesem Mammutwerk den Blick einmal mehr auf die Auszahlungspraktiken von Spotify richten, und die Kampagen zur Erhöhung der gezahlten Tantiemen unterstützen. 

Ihr Timing ist gut: Einen Tag vor der Veröffentlichung von "1000x30" hatte Warner Chappell Music Songwriter/innen dazu aufgerufen, auf deren gleichsam schlechte Bezahlung aufmerksam zu machen

Ähnliche Themen

Deezer und Universal führen "künstlerzentriertes" Streaming-Modell ein

Zur Förderung eines "florierenden Ökosystems"

Deezer und Universal führen "künstlerzentriertes" Streaming-Modell ein

veröffentlicht am 20.09.2023   1

Studie zeigt schwierige wirtschaftliche Lage deutscher Berufsmusiker/innen

Repräsentative Befragung des miz

Studie zeigt schwierige wirtschaftliche Lage deutscher Berufsmusiker/innen

veröffentlicht am 25.04.2023   6

Newsletter

Abonniere den Backstage PRO-Newsletter und bleibe zu diesem und anderen Themen auf dem Laufenden!