Stephan Ullmann

Stephan Ullmann © Thommy Mardo

Stephan Ullmann, einer der wohl bekanntesten Musiker der Rhein-Neckar-Region, ist überraschend im Alter von 52 Jahren verstorben. Die facebook-Nachricht seiner Familie hallt wie das düsterste Gitarrenriff durch das soziale Netzwerk, dringt nicht zuletzt in alle Bereiche der Musikwelt vor und erzeugt dabei ein enormes Echo der Trauer und Anteilnahme.

Der talentierte Gitarrist, Sänger, Songwriter und Produzent Stephan Ullmann war wohl auf nahezu allen Bühnen dieses Landes zu Hause. Seine Wege kreuzten sich mit denen vieler anderer bekannter MusikerInnen, was sich nicht zuletzt in seinen zahlreichen Projekten und Live-Performances niederschlug. Seine musikalische Karriere war bunt, vielfältig, energiegeladen und emotional. 

Angefangen hatte alles in einem klapprigen VW Bus, in dem er mit den Beat Brothers aus Frankenthal seine erste Tour absolvierte. Danach leitete er die Gitarrenabteilung im Musikgeschäft "Musicant" in Frankenthal, wo er eines Tages auf Julia Neigel traf, die ihm den Weg in die Welt des Profimusikers ebnete. Nachdem er zunächst zwei Jahre mit Anne Haigis, "eine tolle Sängerin, die damals in aller Munde war" (Zitat: Stephan Ullmann), tourte, stieg er Mitte der Neunziger als Tourgitarrist und Sänger bei der Jule Neigel Band ein.

In einem Interview mit Backstage PRO beschreibt Stephan diesen Schritt selbst als den eigentlichen Anfang seiner Musikerkarriere, da er bis dahin nicht einschätzen konnte, ob eine solche Karriere für ihn überhaupt möglich war. Um diesen Karrierestart finanziell abzusichern, arbeitete er noch einige Jahre parallel als Tontechniker beim Fernsehen.

Die Entscheidung, dieses Standbein hinter sich zu lassen und ausschließlich von der Musik zu leben, kam Anfang der Zweitausender, als er zunächst Rolf Stahlhofen kennenlernte, dessen erstes Soloalbum er mitproduzierte und anschließend in das Studio der Grönemeyer-Band einstieg, wodurch er endlich Zugriff auf alle nötigen Produktionsmittel bekam. Fortan widmete er sein berufliches Leben zu 100% der Musik, wobei sich die Schwerpunkte immer wieder verschoben.

Dabei hat sich Stephan nach eigenen Angaben nie verbiegen müssen. Insbesondere als Livemusiker profitierte er von dem Glück, stets Dinge tun zu dürfen, auf die er selbst Lust hatte. Stephan schrieb sich auf die Fahne, Tanzbarkeit mit musikalischen Anspruch zu verbinden, um so die musikalische Energie von Prince, George Michael oder Earth, Wind & Fire auf die Bühne zu bringen. Legendär seine Version von Purple Rain, die bei jedem seiner Fans und Freunde immer wieder Gänsehaut erzeugte. 

Seit 2013 arbeitete Stephan Ullmann erneut für das Fernsehen, dieses Mal als Coach in der ZDF Kika Serie "Dein Song", wodurch er einer ganzen Generation musikinteressierter Kinder und deren Eltern ein Begriff wurde.

Anfangs stand er mit seinem langjährigen Weggefährten Tillmann Bruno vor der Kamera, bis dieser 2018 auf tragische Weise bei einem Bootsunfall ums Leben kam. Die beiden Ausnahme-Künstler waren zeitweise auch als Akustik-Duo Ulle & Töle unterwegs, wobei sie mit Gitarre und Cajon im Gepäck ihre Lieblingssongs nach dem Motto "Nur ein Song, der am Lagerfeuer funktioniert, ist ein guter Song" zum Besten gaben. 

Trotz all seiner Projekte zog es Stephan immer wieder auf die großen Bühnen, wo er seine außergewöhnlichen, energiegeladenen Live-Qualitäten ausleben konnte. Mit seiner "Best-Of-Band" Deltasoul tourte er für die größten Shows in der Event-Szene um die Welt und trat dabei Seite an Seite u. a. mit Special Guests wie Bobby Kimball (Toto) und Jimi Jamison (Survivor) auf. 

Stephan Ullmann "Irgendwo im Nirgendwo" from Gerry Brosius on Vimeo.

Scheinbar auf dem Höhepunkt seiner Profimusikerkarriere musste das Allround-Talent jedoch erhebliche Rückschläge wegstecken. Aufgrund einer schweren Verletzung des linken Zeigefingers sah er sich zeitweise zu einer Zwangspause verdammt, ohne zu wissen, ob er jemals wieder wie vorher Gitarre spielen könnte.

Hinzu kam der Tod seines Vaters, dem der Musiker noch am selben Tag den Song "Wenn die Blätter fallen wie Regen" widmete. Ein neuer emotionaler Auftakt für einen weiteren Meilenstein seines musikalischen Schaffens.

Stephan Ullmann verwirklichte sich einen Traum und verarbeitete mit seinem ersten eigenen Album "Alles Anders" das bisher Erlebte. Bei der Produktion bezog er seinen Sohn Leander mit ein, von dem u. a. das Gitarrenlick im Song "Sonnenmeer" stammt.

Auch mit seiner Tochter Romy stand Stephan noch Anfang des Jahres im Rahmen des Familien-Musicals "Fabi & Mo" im Capitol auf der Bühne. Während des Lockdowns aufgrund der Coronakrise veröffentlichten beide via Youtube einen Song, den sie gemeinsam geschrieben haben.

Stephan Ullmann war bereits 2018 mit seiner Tochter im Rahmen der Konzertreihe "Rokoko rocks" live im Rokoko Theater in Schwetzingen zu sehen. Sicherlich eines von vielen musikalischen und persönlichen Highlights, das 2019 sogar auf DVD verewigt wurde. 

Ein außergewöhnlicher Musiker und Mensch hat uns verlassen, der trotz all seiner Projekte und seines Erfolgs nie abhob, sondern immer authentisch und zugänglich blieb. 

Stephan, du wirst sehr vielen Menschen fehlen. Dein Tod hinterlässt nicht nur auf der Bühne eine riesige Lücke. Dein einnehmendes Lachen, deine mitreißende Live-Performance sowie deine offene und wertschätzende Art wird allen stets in bester Erinnerung bleiben. Ruhe in Frieden.   

Alles zum Thema:

stephan ullmann