×
Dioramic - Technicolor

Dioramic - Technicolor

Release von Tonstudio-45

: 2010
Produktion: DIY
Label: Selbstvertrieb

Bezug über

amazon.de...Dioramic/dp/B002WTUBKQ/ref=sr_1_1?s=music&ie=UTF8&qid=1326716319&sr=1-1

Details

Respektlosigkeit ist im Grunde keine besonders schöne Eigenschaft. Wird sie wie bei diesem Kaiserslauterner Trio allerdings gegenüber Genregrenzen an den Tag gelegt, freut sich das Herz des scheuklappenfreien Musikgourmets. DIORAMIC zählen zur Spezies Band, welche sich offenhörlich denkt: „Scheiß auf gängige Schemata, Hauptsache das Endergebnis ist überzeugend!“. Mit „Technicolor“, so der Titel des Debüts, wildern die Boys aus Rheinland-Pfalz in Alternative-, Progressive-, Extremmetal- und Hardcore-Gefilden, und auch Posthardcore, Postrock, Soundscapes, Screamo, Emo, Deathcore, Sludge, Independent und Ambient kommen nicht zu kurz. Doch nicht nur genrebezogen zelebriert der Dreier seinen Freigeist, sondern auch in kompositorischer Hinsicht, denn von stereotypen Songstrukturen halten DIORAMIC rein gar nichts. Es wird einfach „laufen gelassen“, und das kommt der sehr emotionalen Ausdrucksform der hier kredenzten Musik sehr zugute.

Mit Bandvergleichen um die Ecke zu kommen erweist sich im Falle der Süddeutschen als hanebüchener Gedanke, denn auch wenn hier und da schon mal hörbar deutlich werden mag, wer inspiratorisch Pate gestanden haben könnte, würde sich das in sinnlosem Namedropping verlieren. Oder würde es dir als Leser jetzt etwas nützen, wenn ich dir nun wild Band- und Künstlernamen wie SOUNDGARDEN, ISIS, MESHUGGAH, SOILWORK, COLDPLAY, GOLDIE, THE DILLINGER ESCAPE PLAN, DAN SWANÖ, MASTODON, MEW, DISSECTION, ALICE IN CHAINS, SUICIDAL TENDENCIES, ONLY LIVING WITNESS, VOIVOD und noch weitere elfundneunzig nenne? Eben, nix – daher sollte es genügen, festzuhalten, dass „Technicolor“ einfach „nur“ ein kaleidoskopartiges, packendes und mit unfassbar viel Hingabe dargebotenes experimentelles Wundertütchen diversester Einflüsse ist.

Der organische, lebendige und an den richtigen Stellen drückend schwere Sound passt zu DIORAMICs Klanggebilden wie die berühmte Faust aufs Auge, und da muss man Kurt Ebelhäuser, der Alternative-Fans als Kopf der großartigen SCUMBUCKET bekannt sein wird, mit gesondertem Lob erwähen, denn der Ausnahmemusiker ist bei diesem Album komplett über sich hinausgewachsen.

FAZIT: „Technicolor“ ist ein unglaubliches, mit allerlei großen und sonderbaren Melodien gespicktes, vor Kreativität und Gefühl fast zerberstendes Werk geworden, das bis auf minimale Defizite in der Englischphonetik des klampfenden Arkadi Zaslavski, welcher sich mit Basser Jochen Müller die Vocals teilt, null Anlass zur Kritik bietet. Ehrlicher, aufregender und effektiver kann man künstlerisch wertvolle Tonkunst kaum erschaffen. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Trüffelschweine der Musiklandschaft diesen Leckerbissen ebenfalls entdecken. Die Voraussetzungen dafür haben DIORAMIC zu 99,9% geschaffen.
Tracklist:

Ghosts In The Machine
Black Screen Goodbye
The Antagonist
Eluding The Focus
Arms Of Poseidon
The Lone Gunman
Lost In Error
Lukewarm Remains
Doom
Roses & Echoes
Debris

Kommentare