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Britisches Parlament hört Musikerinnen und Musiker zu Auszahlungen von Streaming-Plattformen an
Viele Musiker überlegen, ihre Karriere aufzugeben. © Wendy Wei
Das erklärte Ziel des Ausschusses für Digitales, Kultur, Medien und Sport (DMCS) des britischen Parlaments ist es, den Einfluss von Musikstreaming auf Musiker/innen, Labels und die Nachhaltigkeit der Musikindustrie zu untersuchen.
Auf der Website des Ausschusses heißt es, dass Streaming mittlerweile mehr als die Hälfte des Umsatzes der weltweiten Musikindustrie ausmache. Doch während das Streaming über Plattformen wie Spotify, Apple Music, Amazon Music oder Google Play allein im vereinigten Königreich mit gut 114 Milliarden Streams über eine Milliarde Pfund generiert habe, erhielten Musiker/innen mitunter nur 13 Prozent des generierten Ertrages.
Perspektive der Betroffenen
Um eine Perspektive auf das Musikstreaming zu erhalten, forderte das Parlament u.a. auch Musikerinnen und Musiker auf, ihre Erfahrungen mitzuteilen. Guy Garvey, Frontmann der Band Elbow, bezeichnete das derzeitige System als eine Bedrohung für die Zukunft der Musik:
"Das mag jetzt dramatisch klingen, doch: Wenn Musikerinnen und Musiker ihre Miete nicht mehr bezahlen können, dann haben wir keine Zukunftsperspektive für die Musik."
Die Musikerin Nadine Shah gab Garvey recht und ergänzte, dass die Ausschüttungen der Streaming-Dienste bereits jetzt nicht reichten, um ihre Miete zu zahlen. In Zeiten der Corona-Pandemie, in der das Live-Einkommen vollständig weggebrochen ist, sei es gerade für junge Acts schwierig, zu überleben, ergänzte Radiohead-Gitarrist Ed O'Brien.
Zukunftsvisionen
Gerade für britische Bands stellt die Pandemie auch gewissermaßen eine Warnung für die Zukunft dar, da die Touring-Möglichkeiten für britische Künstler/innen und Bands durch den Brexit voraussichtlich stark eingeschränkt werden. Umso wichtiger ist es für die Zukunft der nationalen Musikindustrie, dass Einbußen im so bedeutsamen Live-Sektor durch Streaming-Einnahmen aufgefangen werden können.
Bisher sammelt das britische Parlament lediglich Stimmen und Perspektiven der Betroffenen, um herauszufinden, inwiefern Streamingdienste Musiker/innen fair behandeln. Ob der Ausschuss also tatsächlich Handlungsbedarf sieht, und wie etwaige Ungerechtigkeiten behoben werden sollen, steht noch nicht fest.
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