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Momentaufnahme der Musikbranche

Gleichberechtigungs-Studie "Be the Change" verdeutlicht "Wahrnehmungs-Gap" der Verhältnisse in Musikbranche

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 10.04.2024

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Gleichberechtigungs-Studie "Be the Change" verdeutlicht "Wahrnehmungs-Gap" der Verhältnisse in Musikbranche

© Jules D. via unsplash.com

Believe und TuneCore haben die "Be the Change" Studie veröffentlicht, die eine aktuelle Momentaufnahme der Hindernisse für Frauen in der Musikbranche festhält. Auffällig sind die unterschiedlichen Wahrnehmungen von Männern und Frauen.

Über einen globalen Onlinefragebogen befragte die Studie insgesamt 4.146 Personen, die in der Musikbranche tätig sind. Bei der Mehrheit der Befragten handelte es sich um Solokünstler*innen im Alter zwischen 25 und 44 Jahren.

64 Prozent der Befragten waren Männer, 32 Prozent und Frauen und wiederum 6 Prozent machten geschlechtsexpansive Personen (z.B. nonbinäre Personen oder Trans-Personen) aus.

Die Studie verdeutlichte, dass die Wahrnehmung der Branche unter den verschiedenen Geschlechtern stark variiert. Während 49 Prozent der befragten Frauen und 41 Prozent der geschlechtsexpansiven Personen angaben, dass sie die Branche im Allgemeinen als diskriminierend empfinden, waren es bei den Männern nur 16 Prozent.

Gehaltsgefälle zwischen Männern und Frauen

Die Geschlechterungleichheit spiegelt sich dabei unter anderem in deren Gehalt wieder. Die Studie führt auf, dass die Wahrscheinlichkeit schlechter bezahlt zu werden als die Kollegen, bei Frauen (35 Prozent) doppelt so hoch ist wie bei Männern, in gleichen oder ähnlichen Positionen (17 Prozent).

Fast die Hälfte der befragten Frauen (49 Prozent), die in ihrem Land einer ethnischen Minderheit angehörten, gaben an, dass sie feststellten schlechter bezahlt zu werden als ihre männlichen Kollegen. Ebenso erging es 44 Prozent der befragten Frauen mit Behinderung und 41 Prozent der Frauen, die Teil der LGBTQ-Community sind.

Das Gehaltgefälle sei dabei laut der Studie im Musikbusiness-Bereich stärker ausgeprägt als im kreativen Bereich.

3 von 5 Frauen haben Belästigung erfahren

Doch die Diskriminierung gegenüber Frauen macht sich laut der Studie nicht nur in den unterschiedlichen Gehältern der Befragten bemerkbar. Die Studie berichtet auch ausführlich über das Thema sexueller Belästigung in der Musikindustrie. Laut dem Bericht haben 3 von 5 Frauen bereits sexuelle Belästigung erfahren, eine von 5 Frauen sogar sexuelle Übergriffe.

Jeweils 77 und 72 Prozent der Frauen haben diese Erfahrungen nicht gemeldet. Gründe dafür waren unter anderem die Angst davor, keinen Glauben geschenkt zu bekommen.

Von denjenigen, die ihre Erfahrung doch meldeten, erklärten 56 Prozent der Personen, die Übergriffe erfahren haben und 43 Prozent der Frauen, die belästigt worden waren, dass ihre Beschwerden ignoriert oder abgetan wurden. Jeweils 38 und 28 Prozent hatten nach der Beschwerde das Gefühl, auf einer "schwarzen Liste" zu stehen, 12 Prozent gaben an, dass ihnen danach gekündigt wurde.

53 Prozent der befragten Männer gaben an, miterlebte sexuelle Belästigung und Übergriffe nicht zu melden, da sie einerseits das Gefühl hatten, es sei nicht ihre Aufgabe und andererseits glaubten es würde keinen Unterschied machen.

Berufliche Rückschläge

Frauen erfahren laut der Believe und TuneCore Studie zudem häufiger berufliche Rückschläge in der Branche. Dabei spielen nicht nur der generelle Gehaltsunterschied oder die Mutterschaft, die als Hindernis gesehen wird, eine Rolle.

Generell werden Frauen nach den Ergebnissen der Studie häufiger für ihre Erfahrung in der Industrie hinterfragt, in Meetings unterbrochen oder von Events ausgeschlossen. Zudem haben Frauen öfter das Gefühl, dass ihre Arbeit nach einem höherem Standard und teilweise unfair bewertet wird.

Nur aufmerksam zu machen reicht nicht

Andreea Gleeson, CEO von TuneCore, erklärt: "Wenn sich die Musikindustrie wirklich für alle Geschlechter verbessern soll, reicht es nicht aus, nur das Bewusstsein zu schärfen".

Obwohl die letzten Jahre bereits Verbesserungen in der Gleichberechtigung zeigten, wurden "nicht genügend Maßnahmen ergriffen, um die Ursachen der Diskriminierung in unserer Branche zu bekämpfen", so Gleeson.

Daher fordern Believe und TuneCore die Musikindustrie dazu auf ihren Fokus auf die Diversität in Machtpositionen, Lohntransparenz und bessere Maßnahmen und Strafen für Belästigung und Übergriffe zu lenken.

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