Spotify bleibt Intransparent
Kaum Geld für Musikschaffende: plusminus beleuchtet Intransparenz der Streamingbranche
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Daniel Ek, CEO von Spotify. © Spotify
Als Newcomerin ist Julianna Townsend besonders von den intransparenten Auszahlungs-Abläufe von Streaming-Diensten, in erster Linie Spotify, betroffen. Mit einem ihrer Songs erreichte sie über 1.4 Millionen Streams in zwei Jahren – ihrne Lebensunterhalt kann sie damit jedoch nicht bestreiten.
An den Musikschaffenden vorbei
Aus dieser Problematik heraus haben sich Berater/innen und Manager/innen von bekannten Deutschen Musikanten in der Initiative "Fair Share" zusammengeschlossen, um sich für Änderungen bezüglich fairer Verträge einzusetzen. Daniel Maurer von Fair Share beschreibt, dass Musikschaffende bei den Auszahlungen oft schlichtweg nicht bedacht werden.
Im Interview mit dem ZDF-Wirtschaftsmagazin plusminus gibt sie an, über Spotify nur 20 bis 30 Euro im Monat zu verdienen. Ihre Entlohnung liegt damit bei nur gut 0,001 Euro pro Stream. Für kleine Künstler/innen stellt ein derart niedriges Einkommen damit die Finanzierbarkeit ihrer Karriere in Frage.
Millionen Klicks – kaum Geld?
Balbina vs. "Freemium"
Die Sängerin Balbina, setzt sich gegen die Ungerechtigkeit bei der Verteilung der Gelder ein: Ihren neusten Song stellt sie nicht mehr über Spotify zur Verfügung. Sie protestiert vor allem gegen das sogenannte "Freemium"-Modell, bei dem die Musik gratis angeboten wird, während gleichzeitig Werbung platziert wird.
Die Künstlerin kritisiert u.a., dass sie keinen Einfluss auf die Art der Werbung hat. Weiterhin fordert sie eine transparentere Einkommensaufstellung, welche es bei Spotify derzeit nicht gebe.
Zwichen Erfolg und Talentförderung
Peter Maffay beklagt im Interview mit plusminus, dass talentierten jungen Künstler/innen zunehmend die ökonomische Grundlage für ihre Karriere fehlt. Profitieren würden in erster Linie Streamingdienste und großen Musikverlage und Labels.
Roland Kaiser beschreibt im Interview mit dem Ersten, dass die physischen Verkäufe gesunken seien und nicht mehr nur die Fans entscheiden würden, welche Künstlerinnen und Künstler erfolgreich sind und welche nicht. Die Verkäufe von Schallplatten und CDs hätten an Bedeutung verloren, während Künstler/innen auf virale Erfolge hofften, wenn sie ihre Musik via Streaming bereitstellten.
Neben den niedrigen Auszahlungen von Spotify moniert Daniel Maurer von Fair Share weiterhin die hohe Verbreitung von Streaming-Manipulation auf Spotify und Co: Fake-Streams können für wenige hundert Dollar oder Euro im Internet mit wenigen Klicks erworben werden.
Die Regierung schaltet sich ein
Musikschaffende fordern mittlerweile weltweit ein benutzerorientiertes Bezahlungsmodell. Das Ziel hierbei ist, dass das Geld der Fans auch entsprechend den gehörten Künstlerinnen und Künstlern ankommen.
Viele junge Künstler/innen laufen laut plusminus Gefahr, auf der Strecke zu bleiben. Aus diesem Grund hat nun auch die Bundesregierung eine 500.000 Euro schwere Studie in Auftrag gegeben, die die Vergütungsmodelle der Streamingbranche untersuchen soll.
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