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Ein Experiment im ganz großen Stil

Riesige Dimensionen: Adele-Konzerte in München sind bedeutender Wirtschaftsfaktor

Spezial/Schwerpunkt von Daniel Nagel
veröffentlicht am 09.02.2024

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Riesige Dimensionen: Adele-Konzerte in München sind bedeutender Wirtschaftsfaktor

Adele (Pressebild, 2024). © Live Nation

Die im August geplanten Riesen-Konzerte der englischen Sängerin Adele in München sorgen nicht nur aufgrund ihrer gewaltigen Dimensionen für allerhand Diskussionen. Schon jetzt ist klar, dass die Shows ein bedeutender Wirtschaftsfaktor sind.

Adele ist seit 2016 nicht mehr auf dem europäischen Kontinent aufgetreten und war darüber hinaus jahrelang nur in Las Vegas live zu sehen. Kein Wunder, dass die Ankündigung der inzwischen zehn Konzerte auf dem Gelände der Messe in München ihre Fans elektrisierte. 

Gewaltiges Interesse

Obwohl die Ausmaße enorm sind, kann das Angebot die Nachfrage nicht annähernd befriedigen. Die Kapazität des Messegeländes beträgt bei den zehn Konzerte jeweils 80.000 Zuschauer, was eine Gesamtzahl von 800.000 Personen ergibt, vor denen Adele im Verlauf des August 2024 auftreten wird.

Allerdings haben sich für den Vorverkauf nach Angaben des Veranstalters mehr als 2,2 Millionen Fans auf der Homepage der Sängerin registriert. Die hohe Anzahl an Registrierungen verdeutlicht das außergewöhnliche Interesse an den Konzerte, obwohl sicherlich nicht alle Registrierten tatsächlich Tickets gekauft haben.

Tickets nach Registrierung

Wie bei anderen Konzerten (Taylor Swift und Olivia Rodrigo) forderten Künstler und Veranstalter die Fans zur Registrierung auf, um ihre Chancen zu verbessern Konzertkarten zu erhalten. 

Dieses System scheint gerade bei Karten für Konzerte von Superstars ein gängiges Mittel zu werden, um die tatsächliche Nachfrage abzuschätzen und herauszufinden, wie viele Konzerte anberaumt werden sollten. 

Ganz nebenbei haben Adele und ihr Team die Kontaktdaten von 2,2 Millionen Fans quasi nebenher erhalten, was künftiges Marketing sicherlich erleichtern wird.

Umstrittener Veranstalter

Der Veranstalter Leutgeb Entertainment Group mischt schon seit einigen Jahren den Münchner Veranstaltungsmarkt auf. Mit Riesen-Konzerten von Helene Fischer, Andreas Gabalier und Robbie Williams auf dem Gelände der Messe München sorgte Leutgeb nicht nur für positive Schlagzeilen. 

Neben Wetterkapriolen, für die der Veranstalter nichts kann, machte vor allem das Design des Geländes Schlagzeilen. Robbie Williams spottete gar über die riesigen Dimensionen, als er sich mit zugekniffenen Augen an die Fans in den hinteren Blöcken wandte:

"Ihr da hinten, ihr seid wohl bei einer ganz anderen Show, wahrscheinlich bei Coldplay. Ihr würdet nicht mal mitbekommen, wenn ich die Show über meinen Penis aus der Hose hängen lasse. Sind die Bildschirme groß genug?"

Während bei Robbie Williams einmalig 90.000 Zuschauer vor Ort waren, plant der Veranstalter bei Adele mit 80.000 Besuchern pro Abend. Außerdem hat der Veranstalter insofern reagiert, als er die Arena breiter geplant hat, damit die Zuschauer näher am Geschehen sind.

Aber eines sollte jedem klar sein: Wer nicht das Geld für Plätze ganz weit vorne ausgibt, kann sehr weit vom Geschehen entfernt sein.

Adeles Arena auf dem Messegelände in München

Adeles Arena auf dem Messegelände in München, © Live Nation

Für noch mehr Ärger sorgten kurzfristige Änderungen im Bühnenaufbau dafür, dass Käufer der sog. Gold-Tickets nicht mehr direkt an die Bühne gelangen konnten. Der Veranstalter Leutgeb versprach den Betroffenen das Geld zu erstatten, aber der Prozess gestaltete sich offenkundig zäh.

Schließlich legte sich Klaus Leutgeb, der Inhaber der Leutgeb Entertainment Group auch noch mit der Presse an, indem er Akkreditierungen verweigerte und Journalisten beschimpfte. Das rief sogar den Münchner Stadtrat auf den Plan. Leutgeb entschuldigte sich schließlich.

Wird diesmal alles anders?

Im Gegensatz zu den Shows der Vorjahre arbeitet Leutgeb bei den Konzerten von Adele mit LiveNation GSA zusammen, die nicht nur zu den größten, sondern auch zu den professionellsten Veranstaltern in Europa zählen. Die Zusammenarbeit mit LiveNation GSA könnte daher eine neue Ära der Professionalität für Leutgeb einläuten.

Die Dimensionen der Konzerte bleiben dennoch eine Herausforderung, vor allem, da es sich um Open Air-Shows handelt. Bei zehn Konzerten im August kann man davon ausgehen, dass Besucher und Veranstalter an einem oder mehreren Tagen mit Regen oder Gewitter fertig werden müssen.

Angesichts des saftigen Ticketpreise von 75 bis hin zu mehreren hundert Euro ist Ärger vorprogrammiert, wenn eine Show ins Wasser fällt, d.h. abgebrochen werden sollte. Je nach Kategorie werden pro Karte bis zu 449 Euro fällig, wie die Übersicht bei Ticketmaster zeigt.

© Ticketmaster

Außerdem setzen die Veranstalter die umstrittenen dynamischen Preise ein, d.h. der tatsächliche Preis der Karten schwankt je nach Nachfrage. Bei hoher Nachfrage verspricht das höhere Preise, höhere Einnahmen und höhere Gewinne, solange die Käufer das mitmachen.

Wer aber glaubte, dass die Veranstalter angesichts der hohe Preise auf ihren Karten sitzen bleiben würden, hat sich getäuscht: Sofern die Platzübersicht auf den Ticketportalen stimmt, sind für alle Shows die überwiegende Mehrheit der Karten verkauft.

Aus aller Welt

Da die Konzerte fast ausschließlich an Wochenenden stattfinden, dürften die Münchner Hotels Höchstpreise aufrufen. Eine kurze Suche auf einschlägigen Reiseportalen zeigt schon jetzt Preise von deutlich über 200 Euro pro Nacht für ein Doppelzimmer an den Wochenenden, an denen Adele auftritt.

Kein Wunder, es ist wahrscheinlich, dass Fans aus ganz Europa oder sogar aus der ganzen Welt nach München reisen werden, um die Sängerin endlich live zu erleben. Da hilft natürlich, wenn die Shows nicht "unter der Woche" sind.

Goldene Zeiten für Trittbrettfahrer

Aber nicht nur die Hotels, auch Privatpersonen versuchen von dem Adele-Boom zu profitieren. Schon jetzt ist das Internet voll dubioser Zweitverkäufer, die versuchen gar nicht existierende Adele-Karten an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Potentielle Käufer sollten von fast allen Angeboten jenseits der offiziellen Portale die Finger lassen.

Andere versuchen schon jetzt von ihnen gebuchte Hotelzimmer zu "verkaufen" oder bieten Hotelreservierungen anderweitig an. Man kann sich vorstellen, dass solche Angebote noch zunehmen werden, je näher die Konzerte rücken.

Konzerte als Wirtschaftsfaktor

Bei einem rein spekulativen, konservativ gerechneten Durchschnittspreis von 200 Euro pro Karte würde der mit den Konzerten erzielte Umsatz zehnmal 16 Millionen Euro, also insgesamt 160 Millionen, Euro betragen – jedenfalls wenn alle Karten am Ende verkauft sind.

Damit bewegt sich Adele in vergleichbaren Dimensionen wie Taylor Swift, die im Rahmen ihrer US-Tour pro Konzert Einnahmen von mehr als 17 Millionen US-Dollar erzielte. 

Diese Zahlen beinhalten wohlgemerkt nur die Einnahmen durch den Ticketverkauf, aber die Konzerte haben noch weitere wirtschaftliche Auswirkungen. Die Ausgaben von Veranstalter, Künstler und Besuchern für Hotels, Transport, Bühnenbau und verwandte Gewerke sowie Verpflegung sind ebenso beträchtlich.

Der wirtschaftliche Einfluss der Adele-Konzerte ist noch weit höher – schon jetzt sind sie ein gewaltiger Wirtschaftsfaktor.

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