×

Vernichtende Beurteilung

Shot Tower Capital wirft Hipgnosis Songs Fund Geldverschwendung vor

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 04.04.2024

hipgnosis musikverlag musikbusiness

Shot Tower Capital wirft Hipgnosis Songs Fund Geldverschwendung vor

Hipgnosis-Gründer Merck Mercuriadis im Jahr 2018. © Jill Furmanovsky/rockarchive, CC BY 4.0 , via Wikimedia Commons

In seiner unabhängigen Analyse des geschäftlichen Handelns des Hipgnosis Song Managements kommt das Beratungsunternehmen Shot Tower Capital zu einem vernichtenden Urteil über das geschäftliche Handeln von Hipgnosis.

Hipgnosis Song Management berät den börsennotierten Musikverlag Hipgnosis Songs Fund, der beispielsweise die Verlagsrechte an den Songs von Leonard Cohen, Justin Timberlake, Shakira und Justin Bieber besitzt. In dieser Beratungsfunktion habe Hipgnosis Song Management schwere Fehler begangen, so der Bericht von STC.

Wie Complete Music Update berichtet, wirft die Analyse dem Hipgnosis Songs Fund übermäßige Ausgaben, unzureichende IT-Systeme zur Verwaltung von Songkatalogen, Bilanzierungstricks und irreführende Erklärungen an Investoren vor. Das Investmentbanking-Unternehmen STC bietet vor allem Beratung als Dienstleistung in der Musikbranche an.

Der Hintergrund des Berichts

Zentrale Person ist der Musikmanager Merck Mercuriadis, der den Hipgnosis Songs Fund gründete und aktuell als "Chairman" von Hipgnosis Song Management fungiert. Der Hipgnosis Songs Fund begann vor einigen Jahren damit, die Rechte an Songkatalogen bekannter Künstlerinnen und Künstler ganz oder teilweise zu kaufen und startete damit einen bis heute anhaltenden Trend.

2022 geriet der Hipgnosis Songs Fund jedoch wegen unzureichendem Kapital für den Erwerb weiterer Songrechte und wachsender Verschuldung kurzfristig in finanzielle Schieflage. Nach der Refinanzierung der Schulden setzte Hipgnosis seine Strategie fort. Allerdings berief der Hipgnosis Songs Fund einen neuen Vorstand, der die Untersuchung und Beurteilung des eigenen Vermögen und Portfolios bei STC in Auftrag gab.

Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen

Shot Tower Capital wirft dem Hipgnosis Songs Fund vor, für 67 der 105 erworbenen Songkataloge zu viel Geld bezahlt zu haben.

Insbesondere jüngere Kataloge verzeichneten nach dem Kauf erhebliche Umsatzrückgänge, da neue Musik durch die aktuelle Schnelllebigkeit der Branche nur ein begrenztes Zeitfenster habe, um das höchste Umsatzpotenzial zu erreichen, so STC.

STC erklärt weiter, die passiven Kataloge des Song Funds erzielten höhere Einnahmen als aktiv verwaltete – ein vernichtendes Urteil für einen Musikverlag, dessen Aufgabe ja die aktive Verwaltung seiner Kataloge ist. Zudem erklärt STC, dass Hipgnosis die Investition in Systeme und Dienstleistungen zur Verwaltung ihrer Kataloge versäumt habe.

STC hält zudem die Ausgaben von 1,5 bis 2 Millionen US-Dollar im Jahr für "Preisverleihungen und Öffentlichkeitsarbeit, einschließlich erheblicher Zahlungen an Zeitschriften der Musikindustrie" für übermäßig und unnötig.

Der Fond erzielt zudem nur "begrenzte Einnahmen aus nicht-englischsprachigen Märkten", obwohl dies einen der wachstumsstärksten Streaming-Märkte darstellt.

"Doppelzählung"

Eine der wichtigsten Vorwürfe betrifft die sogenannte "Doppelzählung". Bei einem Katalogerwerb gibt es vereinfacht zwei Daten: das "Wirksamkeitsdatum", an dem der Katalog als übergeben gilt und das "Abschlussdatum", an dem alle Unterlagen und Übertragungen folgen.

Wenn in dieser Zeitspanne weiterhin Lizenzgebühren an den Verkäufer fließen, werden diese zum Abschlussdatum vom Kaufpreis abgezogen. STC wirft HSM vor, statt einer Preisanpassung in der Bilanz die Einnahmen noch vor dem Abschlussdatum als Fondseinnahmen auszuweisen.

Fragwürdige Darstellungen

Ein weiterer schwerwiegender Vorwurf betrifft Unregelmäßigkeiten in der Übermittlung von Geschäftszahlen an Investoren. Laut STC sind große Diskrepanzen der Zahlen zwischen öffentlichen Dokumenten und den Finanzsystemen des Fonds zu verzeichnen.

Der Hipgnosis Songs Fund gab in der Vergangenheit gegenüber Investoren an, er kontrolliere verschiedene Songkataloge zu 100 Prozent, was nach dem Bericht von STC nicht der Wahrheit entspricht.

Stattdessen hält der Hipgnosis Songs Fund an einer "beträchtlichen Anzahl" dieser Songkataloge keine Urheberrechte, sondern erhält lediglich einen Teil der Tantiemen, ohne wirkliche Kontrolle ausüben zu können.

Reaktion auf die Bewertung

HSM hat auf den Bericht von STC bereits reagiert. In einer Stellungnahme [Link zum PDF] bezeichnet Hipgnosis die Darstellung von STC als "sachlich falsch und irreführend".

Von Complete Music Update und Citywire befragte Experten erklärten, der Bericht könne dem neuen Vorstand des Hipgnosis Songs Fund das Recht geben, den Vertrag mit Hipgnosis Song Management zu kündigen.

Auch ein Verkauf des Hipgnosis Songs Funds erscheint möglich, weshalb der Aktienkurs trotz des Berichts nicht gelitten hat. Möglicherweise hoffen Anleger darauf, dass ein Investor einspringt und ihre Aktien zu einem guten Preis erwirbt.

Ähnliche Themen

Concord Chorus und Blackstone konkurrieren um Hipgnosis-Übernahme

Wettstreit der Investmentunternehmen

Concord Chorus und Blackstone konkurrieren um Hipgnosis-Übernahme

veröffentlicht am 22.04.2024

Hipgnosis Song Management schließt Partnerschaft mit Beatclub

Neue Monetarisierungsmöglichkeit

Hipgnosis Song Management schließt Partnerschaft mit Beatclub

veröffentlicht am 23.02.2023

Hipgnosis kauft Justin Biebers Songkatalog für über 200 Millionen US-Dollar

Gerüchte haben sich bestätigt

Hipgnosis kauft Justin Biebers Songkatalog für über 200 Millionen US-Dollar

veröffentlicht am 25.01.2023

Kauft Hipgnosis den Songkatalog von Justin Bieber für 200 Millionen Dollar?

Trotz wirtschaftlicher Schräglage

Kauft Hipgnosis den Songkatalog von Justin Bieber für 200 Millionen Dollar?

veröffentlicht am 23.12.2022

Newsletter

Abonniere den Backstage PRO-Newsletter und bleibe zu diesem und anderen Themen auf dem Laufenden!