Tina Turner (2014)

Tina Turner (2014) © Peter Lindbergh

Diese Nachricht erschüttert die gesamte Musikwelt. Tina Turner, die Queen of Rock, ist tot. Ein Nachruf.

Manche Künstler entdeckt man erst richtig wenn es zu spät ist. Man kann es auch den "Fluch der zu spät Geborenen" nennen.

Frühe Begegnung

Meine erste Begegnung mit der Musik von Tina Turner hatte ich als Kind. Irgendwo lag eine Videokassette mit Videos der Sängerin herum. Zu dieser Zeit lief "The Best" ständig im Radio.

Im Verlauf der Jahre hörte ich immer wieder Songs der 1939 als Anna Mae Bullock in Nutbush/Tennessee geborenen Sängerin. "Golden Eye" lief in den 90ern genauso hoch und runter, wie einer ihrer letzten großen Erfolge: "Cose della vita" zusammen mit Eros Ramazotti. Doch blieb die Begegnung damals eher oberflächlich.

Die Erleuchtung

Erst lange nach ihrer Comebacktournee 2009 kam es dazu, dass ich mich näher mit ihrer Musik beschäftigte und viele Stücke regelrecht neu entdeckte. "Private Dancer", "We don’t need another hero" oder "What’s love got to do with it" kennt jeder. Bei mir zündete es erst richtig vor wenigen Jahren, als ich ihr 1986er Album "Break Every Rule" in einem Plattenladen für kleines Geld erstanden habe.

Der von Rupert Hine geschriebene Titelsong ist ein derartiger Ohrwurm, dass man ihn so schnell nicht vergisst – und besonders in der 12''-Version ein echter Knaller. Aber auch die Hitsingle "What you get is what you see" oder "Typical Male" triefen zwar vor 80er Sound, zeugen aber in jeder Weise von der stimmlichen Klasse von Tina Turner.

So ist es nicht verwunderlich, dass fast alle Großen mit ihr arbeiten wollten: David Bowie, Mick Jagger, Eric Clapton, Mark Knopfler und viele andere veröffentlichten Duette.

Live-Legende

Nach und nach hörte ich mich quasi von hinten nach vorne durchs Turnersche Oeuvre. Es sind jedoch vor allem die Liveaufnahmen, die bis heute nachhallen. Sowohl auf den Aufnahmen mit ihrem gewalttätigen Ex-Mann Ike als auch Solo ist die gesangliche Energie bis heute unnachahmlich.

In ihrer Biographie schrieb Tina Turner, dass sie zeitlebens eigentlich lieber zürückgezogen lebte und von Selbstzweifeln geprägt war. Diejenigen, die das Glück hatten eines ihrer Konzerte zu erleben, spürten davon nichts. Die Konzerte waren ein Spektakel, das es in dieser Form nie wieder geben wird.

Bis heute ärgere ich mich, 2009 keine Karte für eines ihrer Konzerte gekauft zu haben. Jetzt ist es endgültig zu spät – Tina Turner starb am 24. Mai 2023 nach langer Krankheit in ihrem Haus in Küsnacht in der Schweiz. Ihre Musik lebt weiter und wird noch viele Generationen begeistern. Wie schrieb jemand: "She broke every rule and was simply the best".

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