Aufruhr in einer kleinen Community
Betrüger verkauft KI-generierte Songs als angeblich unveröffentlichte Frank Ocean-Leaks
Frank Ocean (2012). © Nabil Elderkin
Wie die Vice-Publikation Motherboard berichtet, soll die Person, die unter dem Pseudonym "Mourningassassin" auftritt, mehrere KI-generierte Songs als angeblich unveröffentlichte Leaks des ehemaligen Odd Future-Mitgliedes Frank Ocean angepriesen und in einem Forum für Leaks für mehrere tausend Dollar verkauft haben.
Das geht aus Nachrichten und Forenbeiträgen sowie Interviews mit den Käufern der Songs und Mourningassassin selbst hervor, die von Motherboard geführt wurden.
Künstliche Intelligenz macht Musik
Motherboard hält den Namen des betreffenden Forums zurück; erklärt jedoch, dass es sich dabei um eine Community von Musiksammler/innen handele, in der sich alles um Leaks von populären Acts drehe: Die User kauften, einzeln oder auch gemeinsam, solche unveröffentlichten Tracks ihrer Lieblingskünstler/innen.
Einige befürchteten bereits jetzt, dass KI dieses "Hobby" zerstören wird, so Motherboard: KI-generierte Songs seien bereits vielfach jetzt so täuschend echt, dass es unmöglich sei, diese Kopien von "echten" Leaks zu unterscheiden.
Der Betrüger hat einen Namen
Im aktuellen Fall seien es die Nutzer/innen eines Discord-Servers, der auf das Sammeln seltener Frank Ocean-Aufnahmen spezialisiert ist, gewesen, die die gekauften Songs analysierten und zu dem Schluss kamen, dass es sich dabei um Fakes handele, gibt Motherboard an.
Dabei gab Mourningassassin, der Ersteller der Songs, gegenüber der Website an, dass eines der Lieder ein echter Leak sei. Der User habe diesen zuerst veröffentlicht, um so Vertrauen aufzubauen und dann die folgenden Fakes besser verkaufen zu können. Ob das wahr ist, kann letztendlich jedoch nur der notorisch medienscheue Frank Ocean selbst bestätigen.
Perfekter Zeitpunkt
Zusammen mit einem Musiker habe Mourningassasin die gefälschten Tracks mithilfe eines KI-Modells mit "sehr hochwertigen Gesangssnippets" von Frank Ocean erstellt, erklärte dieser gegenüber Motherboard.
Anfang April 2023 veröffentlichte er bereits einen Teil der Tracks, woraufhin er schnell gemerkt habe, dass die User die Fake-Leaks nicht als solche erkannten und an deren Echtheit glaubten. Frank Ocean-Sammler und -Fans hätten daraufhin große Geldsummen für die Songs geboten; insgesamt habe Mourningassassin mit den Fakes schließlich gut 13.000 Dollar verdient.
Seit "Blonde" aus dem Jahr 2016 warten Frank Ocean Fans vergeblich auf ein neues Album. Die Spannung ist besonders groß, nachdem der amerikanische R&B Musiker bei seinem Auftritt auf dem Coachella Festival Andeutungen auf ein kommendes Album gemacht hat – Mourningassassin hat sich also nicht nur einen besonders geeigneten Künstler, sondern auch einen sehr guten Zeitpunkt für die Leaks ausgesucht.
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