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Offener Brief gegen KI

Billie Eilish & Co.: Über 200 Artists warnen vor KI-Einsatz in der Musikbranche

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 05.04.2024

artist rights alliance künstliche intelligenz

Billie Eilish & Co.: Über 200 Artists warnen vor KI-Einsatz in der Musikbranche

© Mason Poole

In einem offenen Brief der Artist Rights Alliance fordern mehr als 200 Musikerinnen und Musiker Tech-Unternehmen dazu auf, die Nutzung künstlicher Intelligenz zur Erzeugung von Musik einzustellen.

Zu den Künstler*innen, die den Brief unterschrieben haben, gehören unter anderem Nicki Minaj, Billie Eilish, Katy Perry, Sam Smith, Pearl Jam, R.E.M., Jon Bon Jovi und Elvis Costello.

Gefährdung des Urheberrechts durch KI 

Der offene Brief betont zunächst, dass verantwortungsbewusst eingesetzte KI ein enormes Potenzial hat, menschliche Kreativität zu fördern und die Musikerfahrung für Fans zu verbessern.

Seinen Fokus setzt das Schreiben der Artist Rights Alliance jedoch auf die Gefahren, die KI für Künstler*innen und die Musikbranche mit sich bringen kann. So führt der Brief etwa auf, dass mächtige Unternehmen urheberrechtlich geschützte Musikwerke oftmals ohne entsprechende Erlaubnis nutzen würden, um ihre KI-Modelle zu trainieren.

Aktuelle Beispiele

Mit solchen Vorwürfen sah sich etwa das US-amerikanische Tech-Unternehmen Anthropic bereits im Oktober 2023 konfrontiert. Damals hatte Universal Music Publishing eine Klage eingereicht, die Anthropic vorwarf, für das Training des unternehmenseigenen KI-Chatbots Claude ohne Erlaubnis urheberrechtlich geschützte Werke genutzt zu haben. 

Ganz aktuell ist auch die Kontroverse um die KI-Plattform Jammable (ehemals Voicify), die nach Ansicht des britischen Verbands der Musikindustrie (BPI) gegen das Urheberrecht verstößt. Einen solchen Verstoß sieht der BPI jedoch nicht nur im Training der KI der Plattform sondern auch in den durch die Plattform generierten Songs.

User können hierbei die Stimme bekannter Sängerinnen und Sänger auswählen und diese mithilfe eines YouTube-Links einen beliebigen Song singen lassen. Diese Songs sind jedoch wiederum nicht von der Plattform lizenziert. 

Eine dringlicher Appell

Diese Fälle betreffen vergleichsweise kleine oder neue Unternehmen. Der Brief der Artist Rights Alliance zielt aber auch auf die "größten und mächtigsten Unternehmen" ab, die urheberrechtlich geschützte Werke benutzen, um KI-Modelle zu trainieren. Sie verfolgen damit das Ziel "die Arbeit menschlicher Artists mit riesigen Mengen KI-erzeugter 'Sounds' und 'Bilder' zu ersetzen."

Diese KI-generierten Inhalte würden "die Tantiemen, die an Artists ausgezahlt werden, erheblich senken". Ein solcher "räuberischer Einsatz von KI" habe katastrophale Folgen für alle Musikschaffenden:

"Wir müssen uns vor dem räuberischen Einsatz von KI schützen, die Stimmen und Bilder professioneller Künstler*innen stiehlt, die Rechte von Urhebern verletzt und das Musik-Ökosystem zerstört", heißt es.

Um einen solchen Einsatz von Künstlicher Intelligenz zu verhindern, richten sich die Unterzeichnenden des offenen Briefes an KI-Entwickler, Technologieunternehmen, Plattformen und digitale Musikdienste und bitten diese darum, sich zu verpflichten, keine KI-Technologien zu entwickeln oder zu nutzen, die die menschliche Musik untergraben oder eine faire Vergütung für die Arbeit der Artists gefährden.

Sorge vor der Macht der Tech-Riesen

Der Brief nennt zwar keine bestimmten Namen, spricht aber direkt die Tech-Giganten an, die daran interessiert sein könnten, ihre Plattformen mit KI-generierter Musik zu fluten, um weniger auf Titel angewiesen zu sein, die von der Musikindustrie lizenziert werden müssen.

Erst dieses Jahr entfernte Universal Music seinen gesamten Musikkatalog von TikTok und gab als einen der Gründe für die Entscheidung Streit über das Trainieren von KI-Modellen ohne faire Entschädigungen an die Artists an. 

Erst Ende Januar 2024 hatte die Öffentlichkeit die Nachricht erreicht, dass TikTok gerade dabei sein solle, ein neues KI-Tool zu testen, das es Nutzer*innen ermöglicht, anhand von Textprompts personalisierte Musik zur Untermalung ihrer Kurzvideos zu erstellen.

Diese neue Anwendung bestätigt die Befürchtungen der Artist Rights Alliance, dass KI-Inhalte als Ersatz beziehungsweise attraktive Alternative, von von Künstler*innen geschaffenen Inhalte fungieren sollen.

Erste Regeln für KI

In vielerlei Hinsicht befindet sich die KI-Thematik rechtlich gesehen immer noch in einer Grauzone. Die Musikbranche vertritt jedoch nun seit längerem den Standpunkt, dass ein Unternehmen für das legale Training eines generativen KI-Modells Vereinbarungen mit den jeweiligen Artists aushandeln muss.

Die EU hat erste Schritte unternommen, um das Training von KI zu regulieren. Im März hatte das EU-Parlament den AI Act verabschiedet. Das Gesetz sieht beispielsweise vor, dass Unternehmen offenlegen müssen, mit welchen Inhalten sie ihre KI-Systeme trainiert haben. Es handelt sich dabei um das erste Gesetz dieser Art weltweit.

Nun bleibt abzuwarten, ob der offene Brief der Artist Rights Alliance womöglich die Debatte erneut befeuern wird, namentlich in den USA. Unter den über 200 Unterzeichner*innen befinden sich zahlreiche Namen einflussreicher Persönlichkeiten der Musikbranche, die mehrheitlich aus den USA stammen.

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