Der Beweis für Overblocking?
Content ID dominiert: YouTube legt Transparenzbericht vor
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© Souvik Banerjee via unsplash.com
YouTube hat seinen zweiten Copyright-Transparenzbericht (PDF) veröffentlicht und die Zahl der eingereichten Anträge zu Copyright-Verstößen auf der Plattform bekanntgegeben.
Nachdem YouTube in den letzten Jahren verschiedene Tools zur Verwaltung von Urheberrechten initiiert hat, sollen diese Berichte nun zeigen, welche Anstrengungen das Unternehmen zur Durchsetzung von Urheberrechten unternommen hat.
Drei Mechanismen
Die Verwaltung von Urheberrechten bei YouTube wird durch drei Mechanismen geregelt. Einer dieser Mechanismen ist das öffentliche DMCA-Webformular, das allen Usern zur Verfügung gestellt wird. In der Regel findet es bei Rechteinhaber/innen Verwendung, die nur wenige Urheberrechte besitzen und nur selten Takedown-Anfragen stellen.
Das zweite Tool mit dem Namen Copyright Match wird Channel-Betreibenden angeboten und ermöglicht es diesen, nach erneut hochgeladenen Versionen eigener Videos zu suchen. Wenn urheberrechtlich geschützte Inhalte gefunden werden, sind Takedown-Anfragen häufig die Folge.
Ein alter Bekannter: Content ID
Das dritte Tool ist das bekannte Content-ID-System, das Rechteinhaber/innen ermöglicht, Referenz-Dateien hochzuladen, mit deren Hilfe dann sämtliche Uploads auf YouTube auf die Verwendung dieses Materials hin überprüft werden können.
Content ID wird vor allem von Labels und Filmstudios verwendet – was auch erklärt, wieso trotz der geringen Nutzerzahl von Content ID (kaum mehr als 9.000 Rechteinhaber/innen) gut 98 Prozent aller Copyright-Claims auf YouTube via Content ID erfolgen.
Deutlicher Favorit
Der Transparenzbericht von YouTube zeigt, dass das Unternehmen im Jahr 2021 über 1,5 Milliarden Content-Anfragen bearbeitet hat. 722 Millionen behauptete Rechtsverletzungen wurden alleine in der zweiten Jahreshälfte 2021 via Content-ID gemeldet.
Im Vergleich dazu erscheinen die übrigen Anträge über die DMCA-Webformular (2,2 Mio.), Enterprise Webform (2,9 Mio.) und Copyright Match (1,7 Mio.) eher unbedeutend.
Nicht ohne Fehler
Wie die Website TorrentFreak schreibt, wurden die Content ID-Meldungen zu 99 Prozent automatisch übermittelt. Auch, wenn diese Automatisierung den Urheberrechts-Inhaber/innen tendenziell viel Zeit und Ressourcen spart, ist diese Technologie durch ihren Verzicht auf menschliche Kontrolle doch recht fehleranfällig.
So zeigt der Transparenzbericht, dass 2021 3,7 Millionen Streitfälle von Uploader/innen eingegangen sind, die behaupten, dass die ergriffenen Maßnahmen (Sperrung/Entfernung des erkannten Materials) ungerechtfertigt war. 60 Prozent der Streitfälle wurden zugunsten der Uploadenden entschieden.
TorrentFreak gibt zu bedenken, dass, obwohl die Zahl der Content ID-Streitfälle relativ gesehen äußerst gering ist, das System nicht nur per se fehleranfällig ist, sondern auch Missbrauch Tür und Tor öffnet: Erst 2021 wurden zwei Männer in den USA verurteilt, weil sie via Content ID unrechtmäßig das Copyright von fremden Songs (und damit auch die fälligen Tantiemen) beansprucht hatten.
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