Prognosen übertroffen
GVL-Jahresabschluss 2022: Einnahmen und Verteilungen höher als erwartet
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Guido Evers (links) und Tilo Gerlach (rechts). © Stefan Wieland
Die Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL) hat im Jahr 2022 insgesamt 257 Millionen Euro an über 175.000 Kreative verteilt – das ist mehr als Anfang des Jahres mit 240 Millionen Euro prognostiziert wurde.
Im Vergleich zu den beiden Vorjahren ist die Summe der verteilten Gelder rückläufig: 2020 verteilte die GVL 292 Millionen Euro und 2021 sogar 337 Millionen Euro. Der Rückgang ist aber nicht ganz so stark wie noch vor einigen Monaten erwartet.
Einnahmen leicht rückläufig
Die im Jahr 2022 erzielten Einnahmen sind mit 235,4 Millionen Euro im Vergleich zu 248,6 Millionen Euro aus dem Jahr 2021 leicht rückläufig.
Die GVL erklärt den Rückgang damit, dass die Erlöse im Jahr 2021 aufgrund von Sonder-Nachzahlungen für zurückliegende Verteil-Jahre im Bereich der Privatkopie außergewöhnlich hoch waren. Dadurch sank der Erlös in diesem Bereich von 111 auf 86 Millionen Euro.
Anstieg bei Einnahmen durch öffentliche Wiedergabe
Diesem Rückgang von 25 Millionen stehen Zunahmen in anderen Bereichen in Höhe von knapp 12 Millionen Euro gegenüber. Das betrifft vor allem die Einnahmen aus öffentlicher Wiedergabe in Restaurants, Geschäften oder bei kulturellen Veranstaltungen (sog. Kneipenrecht), die nach dem Ende der Corona-Maßnahmen von 30 auf 39 Millionen anstiegen.
Die Einnahmen liegen aber trotz des starken Wachstums immer noch unter dem Betrag von 42,3 Millionen Euro, der 2019 vor der Corona-Pandemie erwirtschaftet wurde.
Leichter Zuwachs beim Fernsehen
In geringerem Umfang wuchsen auch die Fernseheinnahmen (Anstieg um 5,5 Prozent von 34,7 auf 36,7 Millionen Euro).
Während die Einnahmen durch Kabelweitersendung aufgrund eines Vergleichs über rückwirkende Zahlungen für die vergangenen 10 Jahre mit dem Betreiber Vodafone ebenfalls einen starken Zuwachs verzeichneten (von 6,8 auf 8,3 Millionen Euro), gingen die Erträge im Bereich Radio von 50,8 auf 49,6 Millionen Euro zurück.
Zusammengefasst wuchsen die Einnahmen für Radio, TV und Kabel-Weitersendung im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 Prozent von 92,4 auf 94,7 Millionen Euro.
Neuer Online-Vergütungsanspruch
Der Verwaltungsaufwand der GVL machte rund 25,3 Millionen Euro aus, woraus sich mit Blick auf die Gesamteinnahmen in Höhe von 235,4 Millionen Euro ein Kostensatz von 10,7 Prozent ergibt.
Zudem ist die GVL bei der Künstlerverteilung in den regulären Verteilrhythmus übergegangen. Ab 2023 wird des daher eine Schlussverteilung pro Jahr geben.
Künftig wird die GVL auch Musikschaffende bei Online-Rechten vertreten. Nach der Umsetzung der EU-Urheberrechtsreform in deutschen Recht im Sommer 2021 hat die GVL "Gespräche mit den Plattformbetreibern begonnen, um die neuen Vergütungsansprüche durch die GVL umzusetzen."
Positives Fazit
Insgesamt ziehen Guido Evers und Dr. Tilo Gerlach, Geschäftsführer der GVL, eine positive Bilanz für 2022 und die Corona-Zeit:
"Auch im dritten Jahr der Pandemie haben wir zufriedenstellende Ergebnisse erzielt. Wir konnten die GVL wirtschaftlich erfolgreich durch diese wechselhaften Zeiten navigieren und dabei historische Höchstwerte für unsere Auszahlungen erzielen. Zugleich haben wir diese besondere Phase genutzt, um uns technisch und organisatorisch entscheidend weiterzuentwickeln."
Der vollständige Transparenzbericht der GVL ist hier zu finden. Allgemeine Informationen zur GVL gibt es hier.
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