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In aller Munde: Wie ihr den geeigneten Bandnamen findet

Tipps für Musiker und Bands von Marco Sulek
veröffentlicht am 06.08.2019

bandgründung bandname

In aller Munde: Wie ihr den geeigneten Bandnamen findet

Neue Band, kein Name. © Roxana Gonzalez Leyva / 123RF

Neue Band! Die ersten Proben laufen, Songideen sind da, Gig in Aussicht, und dann die Frage: Und wie heißt eure Band? Schock. Noch keine Antwort parat? Keine Panik: Wir verraten dir, wie du nach einem passenden Namen für deine Band suchst, worauf du dabei achten solltest und wie du diesen als Marke schützen lassen kannst.

Wenn es um die Namensgebung für ein Musikprojekt geht, scheiden sich die Geister: Was dem einen zusagt, mit dem kann der andere nichts anfangen. Hier verhält es sich ähnlich wie mit der Musik selbst – denn Namen sind Geschmacksache. Und dennoch wird heiß darüber diskutiert.

Man kommt schon deshalb nicht darum herum, weil die einfachsten Ideen längst vergriffen sind. "No Use for a Name" lassen aus den 1980er Jahren grüßen…

Der Namensfindungsprozess entfacht Kreativität

Das Schöne am Namensfindungsprozess ist: der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt. Von simplen Konstruktionen wie ABBA für die vier Anfangsbuchstaben der Mitgliedervornamen über irreführende Bezeichnungen wie Eagles of Death Metal, die nichts mit der Extrem-Metal-Richtung zu tun haben, bis hin zu Neologismen wie Bongzilla, was eine humoristische Suggestion hervorrufen soll – es gibt nichts, was es nicht gibt.

Bei der Fülle an Bands und somit Bandnamen könnte man fast denken, alle guten Bezeichnungen seien schon vergeben. Mitnichten! Ein handfestes lyrisches Konzept, eine Priese Einfallsreichtum und/oder ein Blick über den stilistischen Tellerrand enthüllen schnell eine Vielzahl ungenutzter Möglichkeiten.

Klar sollte hierbei sein, dass kaum etwas so sehr zum Wiedererkennungswert einer Band beiträgt wie ein (guter) Name. Dies gilt insbesondere dann, wenn Empfehlungen ausgesprochen, Musikdiskussionen geführt und Social-Media-Verlinkungen gesetzt werden. Aber wie nach einem passenden Begriff suchen und worauf achten?

Anhaltspunkte

Eines muss gesagt sein: Es gibt kein Rezept für einen objektiv guten Namen. Nichtsdestotrotz sollten in einer Band unbedingt alle Beteiligten damit einverstanden sein. Es bringt nichts, krampfhaft an einem Begriff festzuhalten, mit dem sich Mitmusiker nicht identifizieren können und womöglich genau darum irgendwann aussteigen.

Denke also in erster Linie darüber nach, wie du als Musiker oder Band wahrgenommen werden willst. Gibt es etwas Bestimmtes, was du als Künstler oder mit deiner Musik ausdrücken möchtest? Sollen dich potenzielle Fans eher ernstnehmen oder verfolgst du einen humoristischen Ansatz?

Zur meistgenutzten Quelle für Bandnamen gehört das lyrische Konzept. Besingst du etwa gesellschaftskritische Themen, Märchen der Gebrüder Grimm oder transzendentale Reisen des bewussten Ichs durch den Makrokosmos, wirst du hier in der Regel recht schnell fündig.

Interessante Ergebnisse liefern Brainstormings. Schreibe dazu thematisch passende Begriffe auf einzelne Zettel, mische diese und reihe sie zufällig aneinander. So kannst du spielend herumexperimentieren – auch mit Neukreationen oder indem du nur die jeweiligen

Anfangsbuchstaben verwendest. Ob das Ergebnis schlussendlich gut und sinnvoll ist, das solltest du allerdings kritisch hinterfragen.

Wenn du dich an literarischen Werken orientierst, können Figuren, Orte oder anderweitig besondere Begriffe herangezogen werden. So haben es auch die Mitglieder von Steppenwolf, Genesis und Peter Pan Speedrock gehandhabt.

Besonders dann, wenn du solo unterwegs bist oder als Frontmann/-frau herausstechen möchtest, kannst du dir einen Künstlernamen zulegen. Das funktioniert von scheinbar bürgerlichen Namen wie Alice Cooper oder Marilyn Manson bis hin zu eindeutigen Pseudonymen wie Enya oder Sting.

Unter einigen Musikern ebenso beliebt ist die Benennung schlichtweg nach ihrem Vor- und Nachnamen. Trotz komplettem Line-up ist die Musik von Michael Jackson, Bon Jovi und Gary Moore vor allem unter dem Namen des Hauptakteurs bekannt geworden.

Ebenso gängig sind neben dem eigenen beziehungsweise fiktiven Namen passende Zusätze. Solche werden beispielsweise von der Elton John Band, Bohren & der Club of Gore oder Dick Brave & The Backbeats verwendet.

Wem wirklich gar nichts einfällt, der kann auch einen der vielen (Band-)Namen-Generatoren im Internet nutzen. Zu den bekannteren gehören Band Name Maker, Indiesound und Name Generator. Ganz klassisch hilft manchmal ebenso der Griff zum Wörterbuch oder Lexikon.

Was einen guten Namen ausmacht

Es gibt die verschiedensten Ansätze und Betrachtungswinkel für einen "guten" Bandnamen. Die Frage ist primär folgende: Wen möchtest du ansprechen? Wenn du vorhast, kommerziell erfolgreich zu werden, solltest du von zu langen, komplizierten oder unaussprechlichen Namen absehen. Diese kann man sich eher schwer merken. Als Künstler mit ausschließlichen Underground-Ambitionen hingegen kann dir das eher egal sein.

Überlege dir zudem, welche Sprache geeignet ist. Wähle für ein internationales Publikum idealerweise einen englischen Namen; eine rein deutschsprachige Fanbase sprichst du mit Deutsch hingegen gezielter an. Das hängt jedoch stark vom jeweiligen Musikstil ab.

Ein wenig ausgefallener sind freilich fremde, kaum gesprochene oder fiktive Sprachen. Warum also nicht auch mal nachschauen, wie der gewünschte Begriff auf Koreanisch, Altgriechisch oder Klingonisch lautet?

Apropos Sprache: Überprüfe, ob der von dir gewählte Begriff in einer anderen Sprache missverstanden werden kann, bevor du dich darauf festlegst. Gerade dann, wenn du in anderen Ländern touren oder Tonträger verkaufen möchtest, wäre es für möglichst viele Besucher sinnvoll, wenn der Bandname dort nicht als abfällig oder gar beleidigend gilt.

Der wohl wichtigste Aspekt für einen guten Namen ist sein Alleinstellungsmerkmal. Wähle ihn idealerweise so, dass deine Band nicht mit einer anderen verwechselt werden kann. Damit beugst du nicht zuletzt auch Streitigkeiten vor – die in der Vergangenheit teils sogar vor Gericht ausgefochten wurden.

Ein individueller Name erhöht die Wahrscheinlichkeit, über eine Suchmaschine im Internet eindeutig gefunden zu werden. Hierzu eignen sich insbesondere Bandnamen, die aus Neologismen bestehen oder absichtlich falschgeschrieben werden. Doch Vorsicht: Bei einer zu extravaganten Orthographie neigen Menschen dazu, den Namen inkorrekt wiederzugeben oder sogar falsch auszusprechen.

Ein bekanntes Beispiel für eine gerne gemachte falsche Schreibweise sind "Guns N' Roses". Diese werden von manchen "Guns’n’Roses", "Guns and Roses" oder "Guns 'n Roses" geschrieben. Und ja: Selbst eine geringe Abweichung – wie ein falscher Apostroph – kann die Suche nach der gewünschten Musik erschweren.

Zu einer passenden Namensgebung gehört auch ein geeignetes Logo. Beauftrage hierfür am besten jemanden, der sich im Genre auskennt und graphische Erfahrungen hat. Natürlich kannst du einen Schriftzug genauso selbst erstellen. Informiere dich jedoch vorab, welches Format, welche Auflösung und ob ein transparenter Hintergrund die richtige Wahl ist.

Grenzen

Bei der Vielzahl an kreativen Möglichkeiten kann es durchaus passieren, dass man an (gesellschaftliche) Grenzen stößt. Speziell diskriminierend oder gar faschistisch gemeinte Bandnamen sollten nicht nur hinsichtlich politischer Korrektheit vermieden werden.

Klar, wenn man provozieren möchte, muss mein möglichst krasser Begriff her. Die Frage ist nur, ob man nach ein paar Jahren noch dazu stehen kann, was man womöglich aus einem Affekt heraus entschieden hat.

Letzten Endes vergrault man viele potentielle Fans mit einem irreführenden Namen – selbst wenn man eigentlich gar nicht dazu steht oder das Gegenteil (in seinen Texten) ausdrücken möchte.

Schlaf darum am besten ein paar Nächte über den Bandnamen und sprich mit Freunden sowie anderen Musikern (die sich im gleichen Genre bewegen) darüber. Dies gilt freilich nicht nur für provokative Begriffe, sondern für jegliche Idee. Wenn alle Bandmitglieder noch nach ein paar Wochen überzeugt davon sind, hast du wahrscheinlich einen passenden Namen gefunden.

(Marken-)Rechtliches

Achte bei der Namenswahl darauf, dass du keinen Firmen- oder Markennamen verwendest. Solltest du dies missachten und irgendwann kommerziellen Erfolge erzielen, drohen dir Unterlassungsklagen sowie Schadenersatzansprüche. Am meisten Klarheit sorgt hierbei ein Besuch bei einem Fachanwalt – auch wenn dies im ersten Moment ein wenig übertrieben scheint.

Wenn du einen passenden Bandnamen gefunden hast und dieser den nötigen Kriterien entspricht, solltest du über eine Eintragung als Marke nachdenken. Dadurch erhältst du als Markeninhaber das absolute Recht und kannst eine konkurrierende Verwendung des gleichen oder eines ähnlichen Namens verbieten. Genauso kann dir beim Austritt eines Mittglieds der Bandname nicht streitig gemacht werden.

Die Eintragung erfolgt im Deutschen Patent- und Markenamt in München. Die Laufzeit beträgt dabei 10 Jahre und kann immer um weitere 10 Jahre verlängert werden. Dafür sind aktuell jeweils 300 Euro fällig. Dies klingt erst einmal nach viel Geld, jedoch genießt du als (semi-)professionelle Band einige Vorteile.

Für die Eintragung als Marke sind natürlich ein paar Dinge zu beachten. Beispielsweise darf kein bereits gleicher oder ähnlicher Name eingetragen sein – egal, ob mit musikalischem Bezug oder nicht. Außerdem muss der Bandname hinreichend unterscheidungsfähig sein ("Kölner Band" etwa geht nicht). Nähere Informationen hierzu findest du in unserem Artikel "Die Band als Marke" sowie natürlich auch direkt auf der Seite des Deutschen Patent- und Markenamtes.

Schwierig wird es vor allem dann, wenn zwei Bands mit dem gleichen Namen überregional unterwegs sind und deutschlandweit Tonträger verkaufen. Wird in diesem Fall geklagt, bekommt in der Regel nicht der Recht, der als erstes den Namen gefunden hat, sondern der, der damit öffentlich aktiv war. Hebe dir darum am besten Flyer/Plakate, Veranstalter-E-Mails und Rezensionen auf, auf denen deine Musikgruppe namentlich mit einem Datum erwähnt wird.

Bei markenrechtlichen Fragen und Unklarheiten gilt in jedem Fall: Suche einen Patentanwalt auf, um wirklich auf Nummer sicher gehen zu können. Verlasse dich deswegen niemals auf Kommentare, die insbesondere eine anonyme und unbekannte Person in einem Forum gepostet hat.

Wie seid ihr auf euren Namen gekommen?

Wie war das bei deiner Band? Hattet ihr bereits (rechtliche) Probleme? Einige Leser freuen sich bestimmt über weiteren Input!

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