Ist das gerecht?
Spotify wächst an allen Fronten, Mehrheit der Künstler bleibt jedoch auf der Strecke
Daniel Ek, CEO von Spotify. © Spotify
Nach Angaben von Statista kann der Audio-Streaming-Dienst im vierten Quartal von 2020 insgesamt 345 Millionen monatlich aktive Nutzer verzeichnen, 45% davon zahlen einen Premium-Tarif. Zusätzlich erweiterte das Unternehmen seinen Radius um 85 neue Märkte mit mehr als einer Milliarde Menschen.
© Statista
Fast jede Sekunde ein neuer Track
Parallel zur Nutzerzahl vergrößert sich auch der Songkatalog von Spotify Tag für Tag. Im Rahmen des "Stream On"-Events, das am 22. Februar 2021 veranstaltet wurde, gab das Unternehmen bekannt, dass derzeit jeden Tag mehr als 60.000 neue Tracks hochgeladen werden. Das entspricht einer neuen Veröffentlichung alle 1,4 Sekunden.
Führt man diese Rechnung weiter, wird die Plattform spätestens Anfang 2022 erstmals die 100 Millionen Titel knacken.
Einer der Gründe dafür ist, dass sich immer mehr Künstler/innen dafür entscheiden, ihre Werke auf Spotify zur Verfügung zu stellen. Derzeit sind es Schätzungen zufolge circa 8 Millionen Musikcreator. Spotify-Mitbegründer und CEO Daniel Ek mutmaßte bei der virtuellen Veranstaltung, dass sich diese Zahl bis 2025 auf 50 Millionen Musiker vergrößern könnte.
Nur 0,09 Prozent haben hohe Einnahmen
Diese Werte klingen erst einmal sehr vielversprechend. Was die Beteiligten während des 100-minütigen Livestreams jedoch ebenfalls umfangreich ausbreiteten, war, wie viel sie ihren Künstler/innen im Schnitt auszahlten.
Dabei stellte sich heraus, dass lediglich 7.500 Musiker/innen 100.000 Dollar pro Jahr oder mehr durch Spotify verdienen. Das zelebrierten die Verantwortlichen öffentlich als großen "Fortschritt von Spotify bei der Unterstützung von mehr Urhebern", da dieser Wert in den letzten vier Jahren immerhin um 79% angestiegen sei.
Dabei entspricht das gerade einmal einem Gesamtanteil von 0,09 Prozent, sodass nur sehr wenige Artists von hohen Einnahmen profitieren können.
Wie geht es weiter?
An finanziellen Mitteln kann es im Hinblick auf die positive wirtschaftliche Entwicklung schonmal nicht liegen, dass ein bemerkenswerter Großteil der Musikschaffenden nicht von den Tantiemen des Streaming-Dienstes leben kann.
Sollten sich die Prognosen von Ek bewahrheiten, wird dieses Schicksal in den kommenden Jahren vermutlich Millionen von Urheber/innen mehr betreffen, sofern sich die Einstellung des Unternehmens nicht radikal ändert oder andere Maßnahmen erfolgen.
Die Situation der Künstler/innen sowie das Thema Gerechtigkeit standen bereits in unserem ausführlichen Artikel zum Thema im Fokus.
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