"Wir brauchen Schutz und Förderung"
Clubcommission Berlin sorgt sich um Berliner Clubs
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© mali maeder via Pexels
Die Berliner Clubkultur beschäftigt über 9.000 Menschen, zieht jährlich drei Millionen Tourist*innen an und generiert jedes Jahr einen Umsatz von knapp 1,5 Milliarden Euro. Sie ist weltbekannt - und steht derzeit vor existenziellen Bedrohungen.
Während die Clubs die Folgen der Corona-Pandemie noch deutlich spüren, kämpfen sie außerdem mit steigenden Preisen und sinkenden Besucherzahlen. Genauere Einblicke in die Herausforderungen zeigt das aktuelle Club Monitoring [PDF], eine Befragung der Clubcommission, die alle paar Monate den derzeitigen Stand der Clubkultur Berlins erfasst.
Zahlen bestätigen die Herausforderungen
Laut Befragung liegt die größte Schwierigkeit vieler Clubs derzeit bei den Preissteigerungen infolge der Inflation und der Energiekrise. Durchschnittlich sei in Berlin ein Rückgang der Clubbesucher*innen von rund 20 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 zu beobachten.
73 Prozent der Befragten geben außerdem einen "erheblichen Umsatzrückgang" an. Auch berichten fast 90 Prozent von steigendem wirtschaftlichen Druck durch die wachsenden Betriebskosten.
Insbesondere der Klimawandel und sich häufende Lärmbeschwerden stehen langfristigen Investitionen im Weg.
Nichts Neues
Die Umfrage bestätigt die schon seit längerem schwierige Lage: Bereits mehrere Clubs wie Mensch Meier und Re:mise sind den Herausforderungen zum Opfer gefallen; weitere Kulturorte sind aktuell durch den geplanten Ausbau der A100 bedroht.
Die Clubcommission hält es deshalb für notwendig, "Clubkultur als integralen Bestandteil der Berliner Kulturszene anzuerkennen und zu fördern", um Safe Spaces und kreative Nährböden zu schützen. Insbesondere die "Entwicklung und der Erhalt einer vielfältigen und nachhaltigen Clublandschaft" müsse im Zentrum der Maßnahmen liegen.
Clubs sind kulturell schützenswert
Die Clubcommission will den Austausch zwischen Politik und clubkulturellen Akteur*innen vorantreiben und unter anderem durch #ClubsARECulture bundesweit Aufmerksamkeit für das Thema generieren:
"Die im Bundestag beschlossene Anerkennung von Clubs als Kulturorte lässt leider immer noch auf sich warten [...]. Währenddessen wird auch die wirtschaftliche Lage immer prekärer.
Ohne den Ausbau von clubkulturellen Förderstrukturen wird es zukünftig keine Bühnen mehr für Nachwuchskünstler*innen oder genre-experimentelle Formate geben.", so Pamela Schobeß, Betreiberin des Gretchen und Politische Sprecherin des Bundesverbands LiveKomm.
Im Rahmen des "Tages der Clubkultur" im Oktober wollen außerdem die 40 von der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt ausgezeichneten Clubs und Kollektive verdeutlichen, dass sie einen wichtigen Teil einer nachhaltigen, vielfältigen und progressiven Gesellschaft präsentieren.
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