Tanzen mit Maske
Berliner Clubcommission: Clubs und Spielstätten fürchten sich vor dem Herbst
© Jascha Müller-Guthof
Auch, wenn sich stellenweise wieder Menschenmassen vor den Berliner Nachtclubs sammeln und die Schlangen bis weit vor die Tür reichen, stellen sich viele Betreibende auf einen schwierigen Herbst ein.
Neben dem noch immer grassierenden Personalmangel, inflationsbedingt steigenden Preisen und gleichsam steigenden Energiekosten macht der Branche nun auch noch die geplante Änderung des Infektionsschutzgesetzes inkl. möglicher Maskenpflicht im Oktober zu schaffen.
Wie sieht es mit der Maske aus?
Die Neufassung des Infektionsschutzgesetzes, die am 1. Oktober 2022 in Kraft treten soll, stellt laut der Berliner Clubcommission eine große Herausforderung für die Clubszene dar. Auf der einen Seite sei es zwar nachvollziehbar, dass eine Testpflicht wieder eingeführt werden soll – solange dann die Tests auch wieder kostenlos zur Verfügung gestellt würden.
Doch auf der anderen Seite könne die geplante Rückkehr der Maskenpflicht für die Innenbereiche von Clubs und Musikstätten unmöglich umgesetzt werden. Wie schon in den vergangenen Jahren heißt es von Seiten der Clubbetreibenden, dass eine Maskenpflicht sich nicht mit dem "Club-Gefühl" vereinbaren lässt – und diese somit wieder zwangsläufige Schließungen von Clubs auch ohne behördliche Anordnung zur Folge hätte.
Noch größere Verluste
Aus Sicht der Clubcommission sollte berücksichtigt werden, dass alle Einschränkungen – auch die Antigentests – zu Besucherrückgängen und finanziellen Einbußen führen, die den Fortbestand von Clubs gefährden. Bislang wurden jedoch immer noch keine Initiativen für Überbrückungshilfen oder Kurzarbeitergeld von der Politik angekündigt.
Laut der Clubcommission wird der Schadensausmaß im dritten Corona-Herbst/Winter die vergangenen zwei Jahre übersteigen. Besonders gefährdet sind weniger kommerzialisierte Spielstätten, Jugendtheater und soziale Einrichtungen, die einen wichtigen Beitrag zum kulturellen Leben und zum gesellschaftlichen Zusammenhalt leisten. Pamela Schobeß, 1. Vorsitzende der Clubcommission erklärt:
"Sollte das Infektionsschutzgesetz zum Oktober in der geplanten Form in Kraft treten, wird die Lage für Clubs und Musikspielstätten bundesweit noch dramatischer, als sie es jetzt schon ist. Hinzu kommt, dass die Veranstaltungsbranche in besonders schweren Zeiten der letzten zwei Jahre nur aufgrund von Förderungen und Hilfsprogrammen überleben konnte. Dass für die kommenden Monate keine Förderungen geplant sind, gefährdet die Existenz vieler Clubs und Musikspielstätten."
Personalmangel sorgt weiterhin für Probleme
Dabei steht die Berliner Clubkultur auch ohne die Neufassung des Infektionsschutzgesetzes vor zahlreichen Herausforderungen wie die Beeinträchtigung globaler Lieferketten, der Nichtverfügbarkeit von Waren, der Inflation, der massiv gestiegenen Energiekosten, durch offene Kredite und vor allem auch wegen des andauernden Personalmangels.
Angesichts der unsicheren Perspektive im Herbst sei es schwer, die Menschen zurückzugewinnen. Viele langjährige Mitarbeiter hätten das Vertrauen in die Branche verloren und seien in andere Berufsfelder abgewandert. Auch die Kostensteigerungen, in Form von höheren Eintritts- und Getränkepreise, sorgten für weniger Gäste. Laut der Clubcommission bedarf es der Planungssicherheit und einer klaren Kommunikation bezüglich Hilfsprogramme im Vorfeld, die von der Politik bis jetzt ignoriert wurden.
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