Streit um Songtextenutzung
Universal Music Publishing verklagt Anthropic, während Amazon und Google in die KI-Firma investieren
universal urheberrecht künstliche intelligenz google amazon
Das UMG-Headquarter in Santa Monica, Kalifornien. © Coolcaesar via Wikimedia (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Umgheadquarters.jpg) / Lizenz: CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)
In einer 60-seitigen Klageschrift [PDF] fordert der Musikverlag gemeinsam mit den Mitklägern Concord Music Group und dem US-amerikanischen Label ABKCO einen Schadenersatz in zweistelliger Millionenhöhe für die angebliche "systematische und weit verbreitete Verletzung ihrer urheberrechtlich geschützten Songtexte".
Unethische KI-Nutzung
Diese Urheberrechtsverletzung habe stattgefunden, indem die Firma riesige Textmengen aus dem Internet ausliest und diese verwendet, um ihre KI-Modelle zu trainieren, die auf Grundlage der kopierten Texte Ausgaben erzeugen. Teilweise soll die KI auch urheberrechtlich geschützte Songtexte reproduzieren können. Weiter heißt es:
"Verleger begrüßen Innovationen und erkennen das große Versprechen der KI an, wenn sie ethisch und verantwortungsvoll eingesetzt wird. Anthropic verstößt jedoch systematisch und auf breiter Basis gegen diese Grundsätze. Anthropic muss sich an die etablierten Urheberrechtsgesetze halten, so wie es unzählige andere Technologieunternehmen regelmäßig tun."
Fair use oder nicht?
Laut US-Urheberrechtsgesetz dürfen Unternehmen die urheberrechtlich geschützten Werke anderer nicht vervielfältigen, verbreiten und ausstellen, um ihr eigenes Geschäft aufzubauen, es sei denn, sie holen die Erlaubnis der Rechteinhaber*innen ein.
Im Rahmen der Klage wird allerdings auch geklärt werden müssen, ob die nicht genehmigte Verwendung urheberrechtlich geschützter Musik zum Trainieren einer KI-Plattform nach der "Fair-Use"-Doktrin des Urheberrechts legal ist.
Diese Rechtsdoktrin erlaubt in den USA bestimmte, nicht autorisierte Nutzungen von geschütztem Material, sofern sie der öffentlichen Bildung und der Anregung geistiger Produktionen dienen.
Die Musikverlage argumentieren dagegen, dass das Verhalten von Anthropic den Markt für die Lizenzierung von Liedtexten an KI-Dienste, die tatsächlich für Lizenzen zahlen, schädigen würde.
Anthropic nahm bislang nicht Stellung. Auch auf Anfragen von Billboard äußerte sich die Firma bislang nicht zu dem Thema.
Unterstützung in Milliardenhöhe
Probleme, einen potenziellen Rechtsstreit zu finanzieren, wird die KI-Firma angesichts neuester Entwicklungen allerdings nicht haben. Bereits Ende September gab Amazon bekannt, bis zu vier Milliarden US-Dollar in Anthropic zu investieren. 1,25 Milliarden sollen bereits an die Firma gegangen sein, zukünftig könnten weitere 2,75 Milliarden Dollar folgen.
Wie das Wall Street Journal berichtet, folgt Google Amazons Beispiel und investierte bereits 500 Millionen Dollar in das Unternehmen. In Zukunft will Google weitere 1,5 Milliarden Dollar für Anthropic aufbringen. Diese Entwicklung lässt erkennen, wie heiß das Thema KI aktuell ist.
Heißes Thema
Die aktuelle Klage gegen Anthropic ist nicht das erste Mal, dass Urheberrechtsverletzungen durch KI zum Thema werden. Erst kürzlich forderte die Initiative Urheberrecht in einem Positionspapier zu Generativer KI mehr Rechte und Vergütung für Urheber*innen.
Ähnliche Themen
Fehler oder Absicht?
Universal erhebt schwere Vorwürfe gegen KI-Unternehmen Anthropic
veröffentlicht am 19.02.2024
Zur Schaffung von Gewinneffizienz
Die Universal Music Group kündigt umfangreiche Entlassungen an
veröffentlicht am 16.01.2024
Weltweit erste KI-Regulierung
GEMA und BVMI begrüßen Einigung über den europäischen AI Act
veröffentlicht am 13.12.2023
Mit einem 4,6 Millionen US-Dollar Funding
Neue KI Plattform Triniti möchte die Musikindustrie entmystifizieren
veröffentlicht am 08.12.2023
Für faire und rechtssichere KI
GEMA-CEO Dr. Tobias Holzmüller drängt auf Verabschiedung des AI Acts der EU
veröffentlicht am 21.11.2023