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Konstantes Wachstum - bis zur Coronakrise

Neue Studien zu Musikwirtschaft und Musiknutzung in Deutschland veröffentlicht

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 17.09.2020

musikmarkt studie

Neue Studien zu Musikwirtschaft und Musiknutzung in Deutschland veröffentlicht

Diese Organisationen sind an den Studien zur Musikwirtschaft und Musiknutzung beteiligt. © LiveKomm

Die zweite Auflage der "Musikwirtschaft in Deutschland"-Studie und die fünfte Befragungswelle von "Musiknutzung in Deutschland" wurden in Hamburg vorgestellt. Die Musikwirtschaft verzeichnet ein konstantes Wachstum, das nur durch die Coronakrise unterbrochen wurde. Auch die Musiknutzung zeigt eine Beeinflussung durch die Pandemie.

Die Ergebnisse der am 16. September veröffentlichten zweiten Studie zur Musikwirtschaft in Deutschland zeigen, dass die Bruttowertschöpfung der Musikwirtschaft 2019 stark gestiegen ist, der Umsatz 2020 jedoch aufgrund der Coronakrise unter den Erwartungen liegt.

Außerdem wurde die fünfte Befragungswelle zur "Musiknutzung in Deutschland" veröffentlicht. Die Langzeitstudie umfasst sechs Befragungswellen, die fünfte berücksichtigt schon die Coronakrise und zeigt einen deutlichen Rückgang der Musiknutzung außer im Bereich Streaming.

Zweite Auflage der Musikwirtschaftsstudie

Die Ergebnisse der Musikwirtschafts-Studie basieren auf einer Online-Befragung, die vom 11. Mai bis 29. Juni 2020 von DIW Econ durchgeführt wurde, 861 Unternehmen und Selbstständige nahmen daran teil. Von 2015, dem Jahr, in dem die Studie zum ersten Mal durchgeführt wurde, bis 2019 verzeichneten die Gesamterlöse einen Umsatzanstieg von 18 Prozent auf 13,5 Milliarden Euro. Das entspricht einem Anstieg der Bruttowertschöpfung um 29 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro. 

Der Musikbereich ist somit nach den Fernsehveranstaltern der zweitstärkste Wirtschaftszweig der Medienindustrie und gemessen an den Zahlen von 2015 das am stärksten gewachsene Segment. Die Anzahl der beschäftigten Erwerbstätigen in der Musikwirtschaft stieg in diesem Zeitraum um 25 Prozent. 

Die Umsatzerwartungen für 2020 sind aufgrund der Coronakrise stark eingebrochen und liegen voraussichtlich 7 Milliarden Euro unter den ursprünglichen Prognosen. Das entspricht einem Umsatzrückgang von 29 Prozent. Grund dafür ist hauptsächlich das Veranstaltungsverbot, durch den  ein wichtiger Bereich der Musikwirtschaft fast komplett zum Erliegen gekommen ist.

Musiknutzung in Deutschland

An der fünften von insgesamt sechs Befragungswellen der "Musiknutzung in Deutschland"-Studie nahmen 1.670 Menschen teil. Es ist bereits deutlich zu erkennen, dass die Coronakrise einen großen Einfluss auf die monatlichen Ausgaben für Musik hat. Der Absatz physischer Tonträger ging stark zurück, die Ausgaben für CDs fielen um 25 Prozent. Die Ausgaben für Konzertkarten fielen aufgrund der Veranstaltungsverbote noch drastischer, und zwar um 80 Prozent. 

Lediglich die Ausgaben für Streaming stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 22 Prozent. Die Studie zeigt außerdem, dass der "Besitz" von Musik an Relevanz verliert, immer weniger Teilnehmer besitzen physische Tonträger oder digitale Musikdateien. 

Die Zeit, die Menschen wöchentlich mit dem Konsum von Musik verbringen hat sich ebenfalls verringert. Seit dem Start der Studie im August 2018 sank der Konsum um acht Prozent, von ursprünglich 21 Stunden und 29 Minuten pro Woche auf 19 Stunden und 43 Minuten. 

Einbußen beim Radio, Zuwachs bei Smart Speakers

Den deutlichsten Rückgang verzeichnet das herkömmliche Radio mit einem Minus von 15 Prozent, jedoch stieg die Nutzung von Online-Radios um 73 Prozent. Die Forscher sehen eine mögliche Erklärung für den Rückgang des Musikkonsums in der eingeschränkten Mobilität und dem Fokus auf Nachrichten während der Coronakrise. 

Die Studie untersuchte auch die Nutzung von technischen Geräten. Hierbei sticht der Anstieg im Besitz von Smart Speakern hervor. 19 Prozent der Teilnehmer besitzen ein solches Gerät, im Vergleich zur ersten Befragungswelle 2018 ist dies ein Zuwachs von 96 Prozent.

Hilfe für die Musikwirtschaft

Die Musikwirtschaft wurde durch die Coronakrise heftig getroffen. Die verlorenen Umsätze sind fast unmöglich wieder einzuholen. Zudem werden andere Sektoren wie Autoren, Künstler und Musikverlage aufgrund von Auszahlungsrhythmen die Umsatzverluste erst im nächsten Jahr zu spüren bekommen.

Daher benötigt die Branche einen Plan, um die Konsequenzen abzufangen. Dies gilt auch für die eng mit Künstlern und Veranstaltern verwobene Musikinstrumenten- und Musikequipmentbranche. Weitere Maßnahmen der Politik sind deshalb unverzichtbar.

Schon die erste Auflage der Studie "Musikwirtschaft in Deutschland" zeigte, dass die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Branche unterschätzt wird. Um die Auswirkungen der Coronakrise mit schnellen und unbürokratischen finanziellen Hilfen und Unterstützungen zu kompensieren, muss die politische Wahrnehmung der wirtschaftlichen Bedeutung der Branche erheblich steigen. 

Im Auftrag der Verbände

Auftraggeber beider Studien sind der Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV), der Bundesverband Musikindustrie (BVMI), der DMV – Deutscher Musikverleger-Verband, der EVVC Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren, die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA), die Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL), die LiveMusikKommission e.V. (LiveKomm), die SOMM – Society Of Music Merchants und der VUT – Verband unabhängiger Musikunternehmer*innen.

Gefördert wurden beide Studien von der Freien und Hansestadt Hamburg und der Initiative Musik gemeinnützige Projektgesellschaft mbH mit Projektmitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

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