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Irgendwie glücklicher (Album)

Irgendwie glücklicher (Album)

Release von Abenteuer Wildnis

: 2008
Produktion: DIY
Label: Selbstvertrieb

Bezug über

radar-music.de...ck.html#4260042622653

Details

Irgendwie glücklicher

Gute Dinge brauchen Zeit. So ist es auch mit dem Debütalbum von „Abenteuer Wildnis“, auf das der geneigte Hörer nun doch ein Jahr länger als gedacht warten musste. Nach mehreren Demos bei verschiedenen Produzenten im süddeutschen Raum war die Band so weit zu sagen: „Wir machen das selber.“ Um dem Live-Sound so nah wie möglich zu kommen. Um ganz nah an den eigenen Inhalten zu sein. Obwohl das Album eine komplette Heimarbeit aus diversen Kellerstudios ist, hat „Abenteuer Wildnis“ sich in den letzten zwei Jahren Rat und Tat geholt. Von Pit Schöpflug, Freund, Ratgeber, Studiobesitzer und Musiker aus Mannheim. Ohne kommerziellen und ohne Zeitdruck. Fertig war es erst, als es eben fertig war.

Heraus gekommen ist ein Album, das traditionelles Songwriting inklusive völlig unironischer, klassischer Songstrukturen mit einem ganz eigenem Bandsound verbindet. Und eigentlich etwas so Reichhaltiges, dass es auch für zwei Alben gereicht hätte. Man tut sich schwer, ein Etikett für diese Band zu finden, deren kantige, gitarrenlastige Popsongs sich so gar nicht einordnen lassen; am ehesten noch in die so genannte „Alternative-Ecke“. „Alternative“ heißt in diesem Fall: Man versucht nicht zu klingen wie. Diese Band versucht, zu klingen, wie sie auf der Bühne klingt. Gitarre – Gesang – Bass – Schlagzeug, dezent eingesetzter Synthie. Das ist alles.

„Irgendwie glücklicher“ erzählt in 15 Songs vom Glück alltäglicher Liebe, von der Begegnung mit der Ex, mit der man sich nichts mehr zu sagen hat, von der Sehnsucht nach Leben und den kleinen Wegen dorthin. Die Texte sind irgendwo jenseits des zu oft Gesagten. Durch das Spiel mit dem Klang der Wörter gelingt es dem Sänger immer wieder, kleine Perlen im täglichen Wortallerlei aufzuspüren. Von Kompromisslosigkeit in den großen Fragen, vom Aufwachen, vom Weitermachen, vom Erinnern ist nur indirekt die Rede – Antworten findet der Hörer zwischen den Sprachspielen.

Der Erzähler von „Glaube mir“ tackert sich atemlos durch Text und Melodie, damit er sich selbst glaubt, was er da singt. Das er wirklich drüber weg ist. Über die Ex. Der Song, um nicht stehen zu bleiben nach einer Trennung. Ein Song zum Weitergehen. Mit leisem Ausklang. Weiten Raum betritt man in „Bis zuletzt“. Was als langsame Ballade beginnt, steigert sich im Verlauf zu einer von Chören untermalten, bombastischen „ich-geh-über-alle Berge-Erklärung“. Kitschfrei? Natürlich nicht. Obwohl die meisten Stücke kompakt und durcharrangiert sind, gibt es Ausreißer, in denen in eigenartiger epischer Breite alles andere als gefälliger Poprock zu Gehör kommt. „Denk ich an dich“ ist so ein Stück. Breakbeats. Schnelle Bässe. Klangflächen aus Eis. Eine Stimme an der Grenze zum Wahnsinn. Großes Kino. „20 Meter Neuschnee“ ist der wohl lyrischste Song des Albums. Essence absolute. Klares Licht. Dazu verzerrte Gitarre, Gitarre, Gitarre, ein warmer Bass, Synthie und viel Crash.
Marianne Grahm

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