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Come What May

Come What May

Release von Alex Amsterdam

: 23.01.2015
Produktion: Tresorfabrik Tonstudio
Label: Selbstvertrieb

Tracks

Bezug über

redfield-records.de...rtists=amsterdam

Details

Er gibt es offen zu, genau in der Mitte des Albums. „Rockstar“ wollte er werden,
der Alex Amsterdam, bereits als Kind. Glamour und Gloria. Den Zug zum Hit hatte
er schon immer. Seit Karrierebeginn tragen seine Songs diese Stimmung in sich.
Einen Tag zu retten, abends, bei der Fahrt in die Dämmerung, wenn alles auf
einem lastet und Akkord für Akkord abfällt. Oder morgens, zwanzig Minuten vor
Sonnenaufgang, wo nur die Tieflaster mit den Baumstämmen unterwegs sind.
Allein: Alex ist ein Kind der Neunziger. Geprägt von Grunge und Indie. Das
hemmt. Sorgt für ein Gewissen. Die gefühlte Verpflichtung, süße Kerne mit rauer
Kruste zum Umhüllen. „Come What May“ macht Schluss damit. Es ist der
Durchbruch zu sich selbst. Zur Vielfalt. Zum Pop. Dieses Album hätte er vor 5
Jahren noch nicht geschrieben.
Ja, Alex ist ein Kind der Neunziger. Und das heißt auch: Er hat heimliche Helden.
Wie wir alle, aus dieser Zeit. „Morning Glory“ von Oasis war wichtiger als
„Nevermind“. Und die CD-Sammlung streckte ihre Äste in alle Stilrichtungen aus.
Und nun? In seinem Album „Come What May“ ist alles da. Die ganz große Geste
in „Miss Rainbow“. Ein „Perfect Stranger“, das Bon Jovi am Strand geschrieben
haben könnte. Ein „Breakup“, dem es gelingt, Tito & Tarantula mit frühen
Roxette zu kreuzen, als Per Gessle noch rauchig hauchte. Wo früher alles
Indiepop war, ist heute jeder Song von Alex eine Überraschung – mit
Augenzwinkern. „Rid Of Me“ könnte als Shuffle-Happy-Song von Phil Collins
stammen. Nur würde der wohl kaum seinen Hass auf die Beach Boys
ausformulieren, so wie Alex es hier tut. „Temper Of Your Heart“ kreuzt
uramerikanischen College Rock der Marke The Fray schamlos mit Disco. In
„Everything Seems Right“ schleichen sich erfrischend schamlose Hardrock-
Gitarren in den luftig aufgeschlagenen Uptempo-Hit. Der Titelsong eröffnet das
Album als geradezu provokant gut gelaunte Country-Folk-Nummer. Und die
„Lousy Thieves“ tanzen zu Salsa- und Bossa Nova-Rhythmen durch die Rille. So
viel Spielfreude war noch nie. Geboren aus der Befreiung, die es bedeutet, sich
selbst alle Leidenschaften zu erlauben.
„Come What May“ hat Alex mit fantastischen Musikern eingespielt und
arrangiert. Gleich zwei Produzententeams haben daran gearbeitet. Christoph
Terbuyken von der Musikhochschule Detmold, ein jazz-erfahrener Klang-
Gourmet, dessen Spannweite von Fred Frith-Neueinspielungen bis zu Monrose
reicht, und Tobias Scheffel und Aljoscha Mallmann, die in ihrer Tresorfabrik
bereits The Trail Of Dead oder The Fog Joggers Beine gemacht haben.
Kompositorisch allerdings ist die Platte im Gegensatz zu ihren Vorgängern ein
Solo-Album. Persönlich, pur und aufrichtig wie zuletzt sein Debüt aus dem Jahr
2008. Mit dem Unterschied, das seither über 600 Auftritte weltweit ins Land
gezogen sind. Alex geht die Ochsentour. Und supportet Künstler und Musiker,
die ebenfalls für weit mehr Menschen als nur eine Indie-Gemeinde spielen. Die
Superstars von Train zum Beispiel. Boyce Avenue. Fool’s Garden. Kurzum: Alle,
für die „Radio“ und „Hit“ guten Gewissens schöne Begriffe sind. Weil sie wissen,
dass es beim Schreiben von Songs nicht darauf ankommt, die Musikpolizei zu
beeindrucken, sondern Menschen zu bewegen. Zum Beispiel die, die um 5:30
Uhr in die Morgendämmerung fahren, wenn nur die Tieflaster mit den
Baumstämmen unterwegs sind, und die nicht wissen, ob sie beim Hören eines
Albums nun melancholisch, optimistisch oder zartbitter werden sollen – und im
besten Fall alles gleichzeitig empfinden.
„Come What May“ gelingt dies besser als jedem Album von Alex Amsterdam
zuvor. Es ist angekommen in der Erlaubnis, endlich alles zu dürfen. Und mit
Vollgas unterwegs Richtung all der Ausfahrten und verspielten Nebenstraßen, die
sich dadurch öffnen.

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