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Tomorrow Never Comes

Tomorrow Never Comes

Release von Arilyn

: 12.07.2002
Produktion: DIY
Label: Selbstvertrieb

Bezug über

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Details

Erst nach einigen Hör-Durchgängen wage ich es als bekennender Prog-Rock-Fan, mir eine Kritik zu erlauben. Selbst beschreibt sich Arilyn als Band, die 'Space-Rock' macht (was immer das sein mag .. aber das werden wir ja noch erfahren) und sich nicht nach Charts richtet. Na das hört sich doch hoffnungsvoll an. Aber nun zu der CD. Nach einem knapp 1 1/2-minütigen (wirklich spacigem) Intro geht's los mit 'New World', das klingt, wie wenn 'The Seer' als 3-Akkorde-Band mit Hummeln im Hintern geschwind einen Song runterrocken. Klasse Einstieg. 'Far Away', 'Foreign Shores' und 'Nightmare', die nächsten Stücke, erinnern mich gesangsmäßig voll an Fury In The Slaughterhouse, wobei die zwei erstgenannten Titel auch musikalisch als Mid-Tempo-Songs voll in die Richtung gehen. Mit 'Adventurer' kommt dann der erste große Stil-Wechsel, denn das erinnert mich an alte 70er-Jahre Krautrock-Titel (unterlegt mit Gitarrensound à la Paranoid von Black Sabbath). Was ich vielleicht zwischendurch einstreuen sollte ist, dass die Texte fast alle von Sänger Christian Külbs geschrieben wurden und autobiographische Züge tragen. Das kann aber (zumindest nicht bis zur letzten Konsequenz) für den nächsten Titel gelten. 'State Of Desperation' handelt nämlich von jemandem, der nicht mehr leben will und der Song beginnt mit Kirchenglocken und endet mit einem Schuss. Dazwischen gibt es eine obergeniale Ballade mit zweiter weiblicher Stimme. Und ab hier wird die CD auch für den reinen Prog-Fan interessant (was nicht heißen will, das die Songs vorher für Proggies nicht anhörbar sind ... im Gegenteil), denn wir hören die ersten knackigen Tempowechsel und Breaks. Bei 'Nameless' klingt Sänger C. Külbs plötzlich nach Midge Ure (wirklich klasse gesungen) und Gitarrist Jürgen Kaletta wimmert einen dazu. Meine absoluten Lieblingssongs der CD sind dann 'Return' und 'Rescue Me' (zusammen über 12 Minuten lang und gehen ineinander über), wofür sich der Kauf der CD eigentlich schon lohnen würde. War der Sound bis jetzt eher unauffällig, glänzt 'Return' mit fettem Bass im wabernden unteren Bereich und irgendwie erinnert mich der Song an beste Ultravox-Zeiten (aber mit mehr Gitarre, so wie das Midge Ure jetzt auf seinen Konzerten macht). Beim Übergang zu 'Rescue Me' wird dann ein bißchen bei Marillion 'geklaut' ('Seasons End') und der Song entwickelt sich fast zur Hymne. Richtig genial. 'Reach You' geht etwas geruhsamer los, rockt aber im Mittelteil schon gewaltig, wobei die klasse Gitarre heraussticht. 'Mindeater' rockt wie in den 60ern / 70ern und die CD endet mit dem Titelstück 'Tomorrow Never Comes', dem wohl 'schönsten' Song auf dem Silberling (klasse Ballade), das die Band als das 'Persönlichsten Lied der Platte' bezeichnet.
Kommen wir nun zum Fazit: Eine Band, die es auf knapp 64 Minuten fertig bringt, eine musikalische Mischung aus The Seer, Fury In The Slaughterhouse, Prog-Bands, Ultravox und 70er-Krautrock mit wirklich anspruchsvollen Texten zu veröffentlichen, hat es auf jeden Fall verdient, näher beachtet zu werden. Und ich kann jedem musikinteressierten Leser dieser Review nur raten, sich die CD zu besorgen. Ich kann ohne Bedenken eine gute Stunde wirklich interessante Musik versprechen. Und es bleibt die Hoffnung, das der Albumtitel nie eintrifft, denn sonst gibt es keine zweite Arilyn-CD.

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