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...und das ist erst der Anfang!

...und das ist erst der Anfang!

Release von Blender

: 2008
Produktion: DIY
Label: Selbstvertrieb

Bezug über

myspace.com/blenderrockt

Details

Was kommt dabei heraus, wenn man Pavement und die Böhsen Onkelz kreuzt und einen Schuss Ska hinzugibt? Blender aus Hannover. Die vier fanden sich Anfang 2007 zusammen, um dem Deutschrock ihre eigene Form von Leben einzuhauchen. Mit Churcher als Sänger und Gitarristen, Chris an der Gitarre, Bonsai am Bass und Jules hinter dem Schlagzeug soll Melancholie zusammen mit dem Publikum ausgelebt und verarbeitet werden. Nicht umsonst geben Blender als Einfluss auf ihr musikalisches Treiben auch den Blues an. Der ist schon gut rauszuhören, aber auf keinen Fall das einzige Element ihrer Musik, die die grundehrlichen Texten, die sich mit Themen wie Depression und zwischenmenschlichen Problemen beschäftigen, unterlegt.
Die Scheibe bleibt fast durchgängig in mittlerem Tempo. Im Opener, „Die Nacht“, finden sich Streicher, die dem Song einen Haufen Atmosphäre verleihen. „Ich träum’ von Dir“ fängt an mit einem Mundharmonika-Solo und ist wie fast alle Stücke auf dieser EP eine ruhigere Nummer. Die Härte der Songs kommt bei dieser Musik nicht aus den Beats oder verzerrten Gitarren. Stattdessen erzeugt Sänger Churcher mit seiner rauen Stimme die nötige Spannung. Einen kurzen Anstieg dieser Spannung liefert „Der Einsame“, das Stück, welches dem Zuhörer schließlich bestätigt, warum Blender von sich behaupten, auch Ska zu machen. Es ist kaum vorstellbar, dass sich jamaikanische Rhythmen zu so trauriger, von Melancholie erfüllter Musik verarbeiten lassen. Im Refrain gehen dann schließlich sogar die Gitarrenverzerrer an, die auf dem Rest der Disk zurückhaltend bis überhaupt nicht eingesetzt werden, und geben dem zynischen „Wer einsam ist, der hat es wirklich gut“ ordentlich Nachdruck. Weiter geht es mit „Brennende Seele“ einem Song, der dafür, dass er von Blender ist, recht positiv startet, dann aber zu einem nachdenklichen bis deprimierten Inhalt ausholt. Oder ist „Brennende Seele – Brennen in der Kehle“ vielleicht die ironische Vertextung und Vertonung eines simplen Saufkaters? „Der Schmerz in meinem Kopf ließ langsam wieder nach“ liefert die Antwort: Ja, dem ist so. Mit „Harte Zeiten“ schließlich liefert die Band den Abschluss für ihre kurze und melancholische EP. Im Gegensatz zum Rest der Stücke kommt dieses seltsam entspannt und optimistisch daher. Der Text setzt diesem Weg in höhere Stimmungsgefilde allerdings wieder ein Ende: „Die Zeit heilt alle Wunden, doch sie scheint stillzustehen“ stellt klar, dass es sehr wohl schwer ist, nach einer beendeten Beziehung wieder aufzustehen.

Es ist nicht einfach, die vier aus Hannover zu kategorisieren. Dies spricht für eine große Eigenständigkeit und dafür, dass hier wirklich etwas Neues gemacht wird. Die Band nähert sich dem Alternative, genau wie sie sich dem Blues nähert oder Ska-Rhythmen in ihre Songs einbaut. Die Grundstimmung ist tatsächlich düster, aber nicht in dem Sinn, wie dies bei Gothic- oder Deathmetal-Bands der Fall ist, sondern eher noch kraftloser und ohne jegliche Perspektive – außer der, sich zusammenzutun und Musik zu machen. Auch wenn es Blues ist. Die EP lässt sich auf der MySpace-Seite von Blender für 10 EUR inklusive Versand bestellen.


Text: Till Meyer
(STARS IN THE CITY)

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