×
BURN "Prophezeiung" (Trisol)

BURN "Prophezeiung" (Trisol)

Release von BURN

: 19.10.2018
Produktion: Twilight
Label: Trisol Music Group GmbH

Bezug über

burn-shop.de

Details

Burn
Prophezeiung
„Bestien, wild von Hunger, werden die Ströme zittern machen.“
-Nostradamus
Es geschehen Dinge auf dieser Welt, die selbst die Weissagungen des Nostradamus wie ein harmloses Ammenmärchen klingen lassen.
Homo homini lupus, der Mensch ist dem Menschen mehr denn je ein Wolf. Was das mit einer Musikerseele macht, verdeutlichen Burn auf ihrem aufrüttelnden vierten Epos. Vielsagend „Prophezeiung“ betitelt, sorgt das Dark-Rock-Bollwerk für eine Sensation.
Aufwühlend, schonungslos ehrlich und mit einer klaren Position, doch zugleich erhaben, monumental und eingängig: Wenn diese dunklen Zeiten für etwas gut sind, dann hierfür. Es ist Zeit für einen frischen Wind, für eine neue Band, die Fragen stellt, die die Fackel der düsteren Rockmusik hochhält und sie dahin trägt, wo es wirklich weh tut: In das kranke Herz unserer Gesellschaft.
„Wir sind auf dem direkten Weg in die Hölle ohne Rückfahrschein“, bringt es Sänger Felix Friberg trocken auf den Punkt. Seine eindringliche, manchmal fast verzweifelte und, wenn nötig, fordernde Stimme, ist auch auf „Prophezeiung“ ein prägendes Merkmal, das es dem Hörer unmöglich macht, wegzuhören.
Und das sollte er auch nicht.
Burn ist eine Band, die wirklich was zu sagen hat. „Viele Entwicklungen um uns herum waren abzusehen – und dennoch schaffen wir es nicht, die Dinge zum Besseren zu verändern.“
Nach dem hymnischen „Ein Monument aus Gold“ (2016) stellt „Prophezeiung“ den nächsten logischen Schritt dar.
Auch wenn es ein Schritt in die Dunkelheit ist. „Es ist unser bisher düsterstes Album geworden“, nickt Friberg. Die albtraumhafte, verzweifelte Stimmung in der Musik verwundert angesichts der angesprochenen Themen nicht. „Die Songs beschäftigen sich mit Isolation, Glaube, verlorener Liebe, Einsamkeit, Selbsthass und dem Sterben“, zählt der Sänger den harten Tobak auf. Das ist vielleicht nicht allzu sehr geeignet für einen fröhlichen Partyabend. Aber das sind diese Zeiten auch nicht unbedingt. Umso wichtiger, dass eine deutsche Band ihre deutsche Texte dazu nutzt, um ein Bewusstsein für das zu schaffen, was schief läuft zwischen uns und in uns. Und wenn es der deutsche Befindlichkeitspop anno 2018 nur schafft, über gebrochene Herzen zu singen, müssen eben jetzt wieder die Riffs ran.


Die Einflüsse der Band mögen noch immer in der DNA ihres Sounds herumgeistern; The Cure, Fields Of The Nephilim oder The Sisters Of Mercy geben dem höchst atmosphärischen Dark Rock immer noch ihren Segen. Längst hat sich aber ein eigener Klang herauskristallisiert. Melancholisch, sehnsuchtsvoll und wütend: Burn richten sich immer mehr in ihrer eigenen Schublade ein und heben sich mit Ihrem Sound selbstbewusst von genreüblichen Gitarrenwänden, Industrial-Patina und den monoton tiefen Stimmen voller gerollter Rs ab.

Felix Friberg bringt es schmunzelnd auf die Punkt: „Wir mögen schwebende und neblige, Sounds die trotzdem fetzen ohne den Hörer wegzupusten.“ Und nicht nur das: Auch zwei Jahre nach dem letzten Werk präsentiert sich die Band gewandelt, gereift, hat mal wieder an der einen oder anderen Stellschraube für eine Perfektionierung gedreht.
Auch das Experiment deutsche Sprache – auf „Ein Monument aus Gold“ erstmals angewendet – darf mittlerweile als gelungen bezeichnet werden: „Prophezeiung“ ist abermals in der Muttersprache der Band verfasst. Wirklich leicht war es aber auch diesmal nicht: „Deutsche Texte sind so viel schwerer zu schreiben als englische“, stellt er klar, fügt aber gleich an: „Es macht aber einfach total viel Spaß, sich der Herausforderung zu stellen.“ Zudem erreicht ein deutscher Text bei einem deutschen Publikum eine ganz andere Aufmerksamkeit. Und das ist bei „Prophezeiung“ so wichtig wie nie. Zwar sieht Friberg das Album als eher introspektiv und keinesfalls als politisch. Insbesondere im Titeltrack geht er aber auch mit der Außenwelt hart ins Gericht. „Dieses Stück bedeutet mir sehr viel“, legt er dar. „Ein ganz besonderes Bild ist vor etwa zweieinhalb Jahren um die Welt gegangen und hat mich einfach nicht mehr losgelassen“, sagt er. Es ist das Bild eines kleinen toten Flüchtlingsjungen, der bäuchlings an irgendeinem europäischen Strand liegt. „Die Grenzen von Wahnsinn, Phantasie und Wirklichkeit verschwimmen“, sagt Friberg nur dazu. Und schrieb sich mit diesem Stück die ganze Trauer, die ganze Hilflosigkeit, den ganzen Wahnsinn vom Herzen.
Auch die anderen Stücke tragen die Insignien einer nahenden Apokalypse in sich: Der Opener „Inferno“ erweist sich als melancholische, sehnsuchtsvolle Hymne, die erste Single „Echo im Nichts“ vertont einen menschlichen Zusammenbruch, umflirrt mit Electro-Sounds, stampfenden Drums, fabulierenden Gitarren und Fribergs eindringlichen Vocals. „Der Duft der Zeit“ schließlich setzt sich mit den letzten Minuten im Leben auf dieser Welt auseinander. „Was geht wohl in uns vor, wenn wir sterben? Wo sind unsere Gedanken? Wie fühlt sich das an?“ Es sind Stücke wie diese, die Burn zu einer ganz besonderen Band machen, zu einer seltenen Ausnahme im deutschen Dark-Rock-Geschehen.
Live konnten Burn diesen Ruf auf Konzerten mit Unheilig, ASP, Schandmaul und Fields Of The Nephilim sowie auf Festivals wie dem Amphi, dem Blackfield oder dem Autumn Moon unterstreichen. Auf Platte sorgte bislang immer die renommierten Principal Studios in ihrer Heimatstadt Münster für den massiven Klang.

„Prophezeiung“ hingegen entstand binnen zweier intensiver Wochen im Twilight Sound Studio von Lutz Demmler. „Manchmal braucht es einfach eine neue Umgebung“, so der Fronter. „Raus aus der Komfortzone.“ Dem Album hat es gut getan. Mehr als das: Vielleicht auch aufgrund dieser neuen Umgebung wurde „Prophezeiung“ zu einem Album, das in der deutschen Dark-Rock-Szene für neue Impulse sorgen kann. Ob die nötig sind oder nicht, darf jetzt jeder für sich selbst entscheiden.
Burn sind:
Felix Friberg (Gesang, Gitarre)
Christian Wischer (Gitarre)
Markus Düring (Bass)
Jörg Schwaer (Schlagzeug)

Kommentare