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A Sure Route To Paradise?

A Sure Route To Paradise?

Release von GIFTWOOD

: 2007
Produktion: DIY
Label: Selbstvertrieb

Bezug über

amazon.de...Giftwood/dp/B0051T1KRM/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1326376900&sr=8-1, jpc.de...oute-To-Paradise/hnum/1155095

Details

Die Fragen des Lebens.
„Giftwood“ schreibt Folksongs mit Ohrwurmqualitäten

Die Nürnberger Band Giftwood verarbeitet ihre Midlife-Crisis in vielschichtigen, leichtfüßigen Folkrock-Songs.

Den sicheren Weg ins Paradies kennen bestenfalls die Religionen — oder behaupten es zumindest. Der zweifelnde atheistische Rest der Menschheit bleibt mit den grundlegenden Fragen des Seins meistens allein, ohne je eine vollauf befriedigende Antwort zu finden. Wohl dem, der seine Ratlosigkeit wenigstens in Musik verwandeln kann: Die Nürnberger Band Giftwood hat mit „A Sure Route To Paradise?“ ein Album aufgenommen, das sich vornehmlich der schwierigen Frage widmet, wie er denn eigentlich aussieht, der ideale Lebensweg. Nimmt man den Weg, der über Kindergarten, Schule und Universität ohne Umwege in die Ehe und den bürgerlichen Beruf mündet? Welche Alternativ- Routen gibt es? Und wie geht es denen, die fernab der ausgelatschten Pfade leben? Das riecht alles verdächtig nach Konzept-Album – es ist auch eines. Macht aber nichts, im Gegenteil: Die große thematische Klammer gibt dem vielschichtigen Folkrock des Songwriter-Duos Michael Kolb (Gesang, Gitarre, Mandoline) und Jörg Szemeitat (Gesang, Gitarre, Harmonika) eine Dringlichkeit, die bei der luftigen Harmonie-Seligkeit der Musik leicht verloren
gehen könnte. Tatsächlich ist das Album das Ergebnis einer langen nächtlichen Diskussion
der beiden Cousins, die in zahlreichen Songs quasi ihre Fortführung fand. Dabei gelingt es ihnen, die großen Fragen der Ü-30-Generation in griffige, leichtfüßige Folkrock- Songs zu packen, von denen der Großteil absolute Ohrwurmqualitäten besitzt. Die Einflüsse des Quartetts (neben Kolb und Szameitat komplettieren Bassist Wolf Dieter Strehl und Drummer Wolfgang März, der im Herbst Moritz Pompl abgelöst hat, die Band) sind indes unüberhörbar: So erinnert der drängende Heartland-Rock von „Train To Surrender“ nicht nur musikalisch an Bruce Springsteen oder Tom Petty, auch die beiden Freunde, die im Text ihre früheren Ideale mit der Realität abgleichen, haben sich auf die eine oder andere Weise schon durch die Songs der amerikanischen Kollegen gegrübelt. Der vielleicht stärkste Song des Albums „Like Moses In The Desert“ zeichnet zu einer kantigen Neil-Young-Gitarre das Bild eines gestrandeten Aussteigers: „I’m anxious to know who pulls me out of the mud this time“, ätzt der Protagonist in zermürbender Selbstverachtung und bittet den allmächtigen Superman demütig um ein kleines Zeichen. Des Weiteren erinnert der schöne, ausgefeilte Harmoniegesang und das unaufdringlich zurückgenommene, aber nie zaghafte Spiel der Band an R.E.M., Simon & Garfunkel oder The Byrds. Das Erstaunliche dabei ist, dass es Giftwood gelingt, aus all diesen unterschiedlichen Bezügen ein in sich geschlossenes Album zu basteln. Das erklärt einem zwar nicht die Welt und erfindet auch die Popmusik nicht neu, bündelt aber genug Talent und Herzblut, um dem Hörer kurzweilige 46 Minuten zu bescheren. Derzeit arbeiten Giftwood im eigenen Studio an einem neuen Album, das im Winter erscheinen soll. Davor gibt es Gelegenheit, die Band live zu erleben: Am 18. September auf dem lauschigen Kreuzwirtskeller, zum Feldkreuz 41, in Hilpoltstein, Beginn 20.30 Uhr.
PETER GRUNER, Nürnberger Nachrichten (8.September 2009)

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