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deux zéro zéro deux

deux zéro zéro deux

Release von Savoy Truffle

: 2011
Produktion: DIY
Label: Selbstvertrieb

Tracks
  1. Acceptance (deux zéro zéro deux, 2011)Kommentar

Bezug über

savoy-truffle.de/cd

Details

"Gut Ding will Weile haben" – und Weile hatte die Saarbrücker Band Savoy Truffle diesmal jede Menge: 15 Monate lang tüftelten die acht Musikerinnen und Musiker in ihren Übungsräumen in Behren lès Forbach (Frankreich), Saarbrücken und Köln an ihrer neuen CD – ihrem bislang fünften Longplayer.

Leidenschaftlich, betörend, intensiv

Das Ergebnis ist ein Album mit dem geheimnisvollen Titel "deux zéro zéro deux": eine charmante Sammlung von 14 kleinen Pop-Kunstwerken, die der schon sprichwörtlichen Vielseitigkeit der Band um weitere Facetten bereichern. Da treffen zarte Streicherklänge auf scheppernde Drums, luftige Latin-Grooves auf trockene Bratgitarren, soulige Chöre auf kühle Computer-Beats. Und über allem – leidenschaftlich, betörend, intensiv – die Stimme von Nina Widjaja, die die Songs von einem emotionalen Höhepunkt zum nächsten führt.

Üppiges Instrumentarium

Neben ihrem ohnehin schon üppigen Stamm-Instrumentarium mit Keyboards (Zippo Zimmermann), Saxophon (Kathrin Berger), Percussion (Alain Neumann), Drums (Frank J. Meyer), Gitarre (Thom Berger), Bass (Holger Ruchatz) und dem bandtypischen Cello (Sigrid Münchgesang) erweitern Savoy Truffle ihre Bandbreite auf verschiedenen Albumtiteln um weitere Instrumente wie Geige, Klarinette, Trompete, Querflöte, Melodica oder Glockenspiel.

Sanft und traurig-schön

Doch die Vielseitigkeit von Savoy Truffle ist nicht nur stilistischer, sondern auch atmosphärischer Art: Schön zu hören in den Titeln "Where is the Love?" und "Invisible Strings", wo sich die kammermusikalisch-intime Grundstimmung langsam zu einem epischen Finale im Breitwandformat öffnet. Großes Kino auch im Rocker "Thunderstorm", wo Led-Zeppelineske Drums auf orientalisch anmutende Streicherfiguren treffen, während bei "Sag lieber Lebewohl" (dem einzigen deutschsprachigen Titel) ein sanftes Cello und eine traurig-schöne Melodica den Song zu schlichter Größe führen.

Hochglanz-Pop und Retro-Soul

Das bezaubernde "La Salvación" ist ein charmanter Gruß der Band an ihre Fans in Spanien, wo Savoy Truffle mehrmals auf Tour waren. Für die Lyrics der Hochglanz-Pop-Nummer "Acceptance" und des Retro-Soul-Stampfers "No Fifty Ways" arbeitete die Band (wie bereits auf früheren Alben) mit der Saarbrücker Künstlerin Marietta Schröder zusammen.

Eintauchen in die Vergangenheit

Mit "Realize" liefern Savoy Truffle ihre Version der perfekten Pop-Ballade. In "Finally" und "Give it Up" huldigt die Band dem 60s-Soul und 70s-Funk, ohne jedoch sklavische Kopien abzuliefern. Überhaupt tauchen Savoy Truffle gerne stilsicher in die popmusikalische Vergangenheit ein. Der Kenner und Liebhaber wird Anspielungen auf Simon & Garfunkel, die Beatles oder Doors finden, ebenso wie 90er-Jahre-Triphop- oder 70er-Jahre-Prog-Rock-Zitate.

Zirkusmusik, Punkpower und Art-Rock

"The Tube" hatten Savoy Truffle (noch als "Spontan") schon einmal 1991 aufgenommen. Die Jubiläumsversion ist nun eine treibende Mischung aus Zirkusmusik, Punkpower und Art-Rock mit hitverdächtigem Refrain – im Prinzip das Grundrezept für das Schaffen der Band: große Melodien und geschmeidige Harmonien gepaart mit dem nötigen Schuss Schrägheit. Die wohl dosierte Unkonventionalität vermasselt zwar so manchem Titel die Radiotauglichkeit, sorgt allerdings auch dafür, dass man die Musik von Savoy Truffle immer wieder anhören und neu entdecken kann.

Zu einer Zeit, in der sich "Leistung wieder lohnen" muss, in der bei Casting-Shows hoffnungsvolle Pop-Azubis "hart an sich arbeiten", bilden Savoy Truffle den musikalischen Gegenentwurf – mit ihrer Lust am üppigen Soundgewand und am herrlich überflüssigen Detail, mit ihrer Weigerung, an der Karriere zu feilen und stattdessen unbeschwert von kommerziellen Zwängen ihrer Liebe zur Pop-Musik frönen.

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