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Konzert-Tipps von Matthias Mettmann von der Chimperator Live GmbH (I)

Tipps für Musiker und Bands von Backstage PRO
veröffentlicht am 24.05.2013

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Konzert-Tipps von Matthias Mettmann von der Chimperator Live GmbH (I)

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Oft mangelt es jungen, unerfahrenen Musikern an Grundlagen, die nötig sind, um ein schönes, erfolgreiches Konzert zu spielen. Vor allem gute und nette Verhaltensweisen mit Konzertpartnern wie Veranstalter und Techniker sind sehr wichtig. Um euch Fehltritte zu ersparen und Tipps zu geben interviewte artistguide den Profi Matthias Mettmann zu diesem Thema.

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Fragen: Shammi Singh vom Popbüro Region Stuttgart
Antworten: Matthias Mettmann von der Chimperator Live GmbH

mmclMatthias Mettmann schloss 2006 im Theaterhaus eine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann ab und war danach in der Programmplanung fest angestellt.

Seit 2008 arbeitete er für das Music Circus Concertbüro und machte hier alles Mögliche vom Booking bis Abrechungen, bevor er im April 2013 als "Head of Event & Booking" ins Management von Chimperator live wechselte.

Bookingtipps

Was muss eine Band bei einem Anschreiben beachten?  Was muss alles drinstehen und mitgeschickt werden?

Ich finde persönlich, dass Anschreiben gerne kurz und knapp gehalten werden können. Die Musik genügt digital. Einige Rechner haben nicht mal mehr ein CD-Laufwerk.

Was in einem Anschreiben drinstehen sollte ist: Besetzung, aus wie vielen Mitgliedern besteht die Band, ist eine Crew dabei, bringt ihr Licht/Ton selbst mit und am besten noch ein kleiner Technical Rider.

Ich kriege so viele Anfragen, daher begrüße ich es sehr, wenn sich Bands kurz fassen und alle wichtigen Informationen und ihre Musik für mich bereitstellen. Ich habe einen eigenen Ordner, indem ich Vorbands sammle und nach Genres sortiere. Dort kann ich mir dann einfach eine herauspicken, wenn ich eine brauche.

Für Clubs, die selber buchen, ist es wahrscheinlich auch wichtig, eine Spieldauer anzugeben, wenn Bands vor Disco-Veranstaltungen oder ähnlichem spielen. Sehr informativ ist auch, zu wissen, wie viel Aufwand von Zeit, Technik und Personal der Veranstalter für die Bands an dem Abend einplanen muss.

Was nicht direkt mit dem Anschreiben zu tun hat, aber für mich als Veranstalter auch wichtig ist, sind Rechnungsausstellungen. Ihr solltet euch damit einmal auseinandergesetzt haben und wissen, wie ihr einem Veranstalter eine Rechnung für euer Konzert ausstellen könnt. Wichtig sind Steuernummer und Steuerstatus, das erleichtert schon mal einiges.

Umgang mit den Partnern

Kommen wir zum eigentlichen Konzert. Nichts ist schlimmer, als schlechte Stimmung zwischen Veranstalter und Bands, weil der Band das Verständnis für die Sicht des Veranstalters fehlt und gute Manieren und Umgangsformen nicht eingehalten werden.

Was müssen Bands während des Konzerts im Umgang mit Veranstalter, Mischer, etc. beachten?

Das Auftreten der Bands ist sehr wichtig. Ich habe es schon erlebt, dass eine Band, die erst ein paar Auftritte hinter sich gebracht hat, sich aufführt, als wären sie Superstars. Alle Beteiligten sollten bei einem Konzert zusammenarbeiten. Es geht nicht um den Kampf "Band gegen Mischer und Veranstalter", das müssen sich alle Beteiligten immer vor Augen halten.

Wichtig ist zum Beispiel, dass man am Anfang alle begrüßt und nicht davon ausgeht, dass jeder weiß, wer man ist. Einfach vorstellen und mit den Verantwortlichen sprechen. Das machen viele leider nicht, was dazu führt, dass die Bands nicht wissen wer für was der richtige Ansprechpartner ist. Sich vorstellen und den anderen die Möglichkeit geben, sich vorzustellen, das sollte die Prämisse sein.

Ganz wichtig ist auch das Einhalten von Zeiten – Pünktlichkeit ist hier das Stichwort! Für mich ist das eigentlich das Wichtigste. Da geht es auch manchmal um Jugendschutz. Teilweise muss ein Konzert um zehn Uhr beendet sein. Einlasszeiten und der Beginn des Konzertes müssen eben eingehalten werden. Da kommt es dann nicht darauf an, ob der Sound jetzt perfekt ist oder nicht.

Was darf man erwarten, was nicht? Welche Verpflichtungen hat der Veranstalter?

Wenn ihr im Vorhinein alles klärt, ist auf jeden Fall mehr möglich, als wenn ihr eure Forderungen kurzfristig anbringt. Natürlich kommt es auch auf den jeweiligen Status der Band an, aber auch auf die Zuschauerzahl. Dies steht dann in Relation zu den möglichen Forderungen.

Ihr solltet einfach eure eigenen Erwartungen an den eigenen Status und an den Erfolg des Konzerts anpassen. Warmes Essen kann in kleinen Clubs wegen fehlender Küche auch Mangelware sein.

ihr dürft auch nicht erwarten, dass ihr Bühnenhelfer bekommt, die euch beim Auf- und Abbau helfen. Diesen Luxus muss man sich erst erarbeiten.

Was hebt die Stimmung und kann zu einer allgemeinen Zufriedenheit führen?

Sehr zuvorkommend ist es, wenn Bands ihr Zeitmanagement im Griff haben und genau wissen, wie lange sie zum Ausladen, Aufbauen und für den Soundcheck brauchen. Das macht vieles einfacher und führt zu wenig Zeitverzögerungen. Das könnt ihr leicht durch einen Probedurchlauf herausfinden.

Ein weiterer Punkt ist der Soundcheck. Wenn die Gitarre ein Müh zu laut ist, kann das Konzert trotzdem stattfinden. Im Proberaum reicht es den Bands auch ohne Monitoranlage. Nur weil die Möglichkeit besteht, muss man nicht den perfekten Sound haben und die Ansprüche hochschrauben.

Es nervt alle Beteiligten, wenn der Soundcheck länger als das eigentliche Konzert dauert. Natürlich muss man am Anfang erstmal austesten, was man an Monitorsound braucht. Aber das herauszufinden ist nicht die Aufgabe vom Veranstalter oder Clubbetreiber. Das müssen die Bands selber machen.

Was können Veranstalter gar nicht leiden?

Nochmals, Unpünktlichkeit! Als Veranstalter kostet jede vergeudete Zeit Geld. Wenn wir einen Get In, eine Ankunftszeit ausmachen, müssen von da an zwei bis drei Leute vor Ort sein. Warten produziert schlechte Laune, was schon mal kein guter Start in den Abend ist! Hinzu kommt dann noch der daraus entstehende Zeitmangel für Soundcheck, etc.

Man kann Unpünktlichkeit als Anfang eines Teufelskreises bezeichnen, aus dem keiner glücklich herausgeht. Alles Schlechte, was mir bisher bei Konzerten passiert ist, hat mit Bands zu tun gehabt, die unpünktlich waren. Das Ganze ist auch auf Verzögerungen im Allgemeinen erweiterbar.

Zeitmanagement ist einfach das A und O, da der Konzertabend meistens nur eine kurze Zeitdauer umfasst. In vielen Clubs ist nach dem Konzert Discobetrieb. Wenn dann das Konzert nicht zu einer bestimmten Uhrzeit beendet ist, sind DJ, Clubbetreiber und Discopublikum genervt.

Auch nach dem Konzert gilt: zuverlässig ausgemachte Zeiten einhalten. Vor allem beim Abbau sind alle glücklich, wenn die Band zeitnah mit Laden anfängt. Natürlich darf ein erfolgreiches Konzert angemessen gefeiert werden, aber man sollte sich klarmachen, dass auch nach dem Konzert Personal warten muss, bis fertig geladen ist. Wenn Zeiten nicht eingehalten werden können, dann einfach davor absprechen.

Es lässt sich über vieles Reden. Aber am Tag des Konzerts noch Vereinbarungen umändern zu wollen, das bringt nur Unmut. Lieber im Vorhinein zwei Mails zu viel schreiben, sodass alle wissen, was sie erwartet, als eine zu wenig. Das gilt für alle Bereiche, Technik, Zeitplan, Gage, etc.

Zu guter letzt zum Backstage: bei Clubshows ist das Aufräumen des Backstages meistens langwieriger als die gesamte Vorbereitung, wenn es hinter der Bühne aussieht, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Auch hier sind alle Beteiligten dankbar, wenn ihr euch so verhaltet, wie ihr es bei euch zu Hause erwarten würdet.

Um eine bessere Sicht auf das Konzert an sich zu bekommen, sollte man alle Standpunkte der verschiedenen Akteure kennen.

Im zweiten Teil des Gesprächs mit Matthias Mettmann:

Der finanzielle Aufwand für Veranstalter, die richtige Einschätzung der eigenen Band und was man an technischem Grundverständnis mitbringen muss sowie letzte allgemeine Tipps und Fazit.

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