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Konzert-Tipps von Matthias Mettmann von der Chimperator Live GmbH (II)

Tipps für Musiker und Bands von Backstage PRO
veröffentlicht am 08.06.2013

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Konzert-Tipps von Matthias Mettmann von der Chimperator Live GmbH (II)

artistguide.de: Selbsthilfe für Musiker

Oft mangelt es jungen, unerfahrenen Musikern an Grundlagen, die nötig sind, um ein schönes, erfolgreiches Konzert zu spielen. Vor allem gute und nette Verhaltensweisen mit Konzertpartnern wie Veranstalter und Techniker sind sehr wichtig. Um euch Fehltritte zu ersparen und Tipps zu geben interviewte artistguide den Profi Matthias Mettmann zu diesem Thema.

artistguide.de & Backstage PRO: Wir präsentieren euch gemeinsam ausgewählte Themen aus den Bereichen "Bildung", "Live", "Vermarktung", "Tontechnik" und "Recht" [mehr Infos].

Fragen: Shammi Singh vom Popbüro Region Stuttgart
Antworten: Matthias Mettmann von der Chimperator Live GmbH

mmclMatthias Mettmann schloss 2006 im Theaterhaus eine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann ab und war danach in der Programmplanung fest angestellt.

Seit 2008 arbeitete er für das Music Circus Concertbüro und machte hier alles Mögliche vom Booking bis Abrechungen, bevor er im April 2013 als "Head of Event & Booking" ins Management von Chimperator live wechselte.

Den ersten Teil des Gesprächs mit Matthias Mettmann verpasst?

Im ersten Teil erhaltet ihr einige Tipps fürs Booking und den Umgang mit den diversen Partnern, die bei einem Konzert beteiligt sind.

Der finanzielle Aufwand für Veranstalter

Welchen (finanziellen) Aufwand hat ein Veranstalter bei einem normalen Konzert?

Da kommen einige Punkte zusammen: Der Veranstalter muss für Technik, Techniker, Betreuung, Werbung, Ticketvorverkauf, Ansprechpartner, Kassenpersonal und Catering aufkommen. Außerdem kommen die Raummiete, die Gebühren der GEMA, KSK und die Haftpflichtversicherung dazu. Und oben drauf kommen die Gagen für die Bands. Das alles muss bezahlt sein, bevor der Konzertveranstalter einen Gewinn einfahren kann.

Worauf achtet ein Veranstalter ganz besonders?

Wir sind erstmal zufrieden, wenn das Miteinander stimmt, man sich versteht und das Konzert gut war. Natürlich will der Veranstalter mit einem Konzert Geld verdienen. Wenn das Konzert gut besucht ist, ist auch der Veranstalter glücklich. Aber wenn die Stimmung gut ist, die Band das Publikum überzeugt und die Zuschauer glücklich nach Hause gehen, dann wissen die Mitarbeiter im Club und die Veranstalter das auch zu schätzen.

Nicht selten ist es aber so, dass die Bands ihr Programm abspielen und emotionslos auf der Bühne stehen. Wenn die Band aber zeigt, dass sie spielen will, dann ist der Veranstalter glücklich, auch wenn er nicht unbedingt die großen Verkaufszahlen einfahren konnte. Wenn alles zusammen passt und der Abend rund läuft, ist viel gewonnen.

Ich persönlich achte bei jungen Bands besonders auf das Verhalten und wie sie sich geben. Man kann oft beim ersten Treffen schon absehen, wohin die Reise führen wird. Zum Beispiel bei Selbstüberschätzung wird es schwierig, also wenn die Relation zwischen Realität und eigenem Verhalten oder der eigenen Fähigkeit nicht zueinander passt. Daran kann man viel ablesen und Erfolgschancen ausmachen.

Die richtige Einschätzung der eigenen Band

Fehlverhalten fürst du also auch auf falsche Erwartungen und mangelnde Selbsteinschätzung zurück?

Es ist klar: Als Band braucht ihr Partner, die Lust auf euch, eure Musik und eure Konzerte haben müssen. Die euch also managen, eure CD vertreiben und euch in ihrem Club spielen lassen. Wenn Ihr euch aber falsch und herablassend verhaltet und allen vermittelt, dass sie nur Mittel zum Zweck für eure Karriere sind, dann wird es schwer mit der Zusammenarbeit.

Wie kann man sich und das eigene Können richtig einschätzen? Gibt es Grundregeln?

Das ist wohl der schwierigste Punkt, da es sich hierbei zum Großteil um subjektive Faktoren handelt. Die Frage ist auch, woran ihr euch messt. Wer die Messlatte zu hoch legt, der kann schnell enttäuscht werden. Auch uns fällt es immer schwerer, herauszufinden, ob eine Band erfolgreich sein wird oder nicht. Das hängt damit zusammen, dass vermehrt Bands erfolgreich sind, die technisch wesentlich weniger können als viele semiprofessionelle Bands.

Es kommt darauf an, wie ihr vermarktet werdet, ob ihr einen guten Tourneeveranstalter habt oder ob ihr eine spitzen Support-Tour hinter euch habt. Durch diese Variablen wird die Einschätzung immer subjektiver. Daher ist es wichtig, dass es Einrichtungen wie das Popbüro gibt, wo Experten sitzen, die besser einschätzen können, wo eine Band einzuordnen ist. Natürlich hilft es sehr, einfach auf Menschen zuzugehen und zum Beispiel den Clubbesitzer nach dem Konzert um eine ehrliche Meinung zu bitten. Ich denke man sollte sich lieber unter- als überschätzen. Aber das fällt auch den erfahrenen Musikern schwer, die schon seit 20 Jahren tätig sind.

Was können die Konsequenzen einer Fehleinschätzung sein?

Die Konsequenz aus Fehleinschätzungen ist meistens, dass Erwartungen nicht erfüllt werden können. Das ist besonders bei den Erwartungen vom Publikum sehr fatal. Gerade bei einer super produzierten CD und schlechtem Konzert kann das passieren. Dann herrscht eine schlechte Stimmung während des Konzertes, die Zuschauer gehen genervt nach Hause und denken, dass sie viel zu viel Geld für den schlechten Abend ausgegeben haben. 

Wer auf der Bühne die Erwartungen der Hörer maßlos unterschreitet, der darf nicht damit rechnen, dass sich das Publikum zweimal ansieht. Wenn das Live-Erlebnis um einiges besser als die CD-Produktion ist, kann dieser Umstand besser gerade gebogen werden. Wenn aber die Grundsubstanz fehlt, solltet ihr eventuell doch lieber noch ein paar Monate im Proberaum verbringen.

Was man an technischem Grundverständnis mitbringen muss

Ein Knackpunkt bei einem Konzert kann oft auch technisches Unverständnis sein. Welche Grundlagen muss ich wissen?

Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder du weißt genau, was du tontechnisch haben willst oder du hast selbst keine Vorstellung davon, wie es klingen soll.

Wenn du es weißt, dann musst du auch wissen, wie du dein Ziel erreichst. D.h., du musst dein Equipment genau kennen und kannst dem Techniker eventuell sagen, welchen Effekt oder welches Mikrofon er benutzen soll.

Wenn das nicht der Fall ist, dann solltest du dem Techniker vertrauen und dich auf ihn verlassen. Wenn du dich mit dem Techniker gut stellst, dann ist vieles möglich, vom guten Sound bis hin zur kleinen Einführung in die Tontechnik. Wer sich interessiert gibt, der kann vieles von den meist erfahrenen Mischern und Technikern erfahren. Wer Interesse zeigt, schmeichelt den Mischern, was wiederum zu Sympathie führt, die zu mehr Spaß an der Arbeit und letztendlich zu besserem Sound führt.

Was ist ein Technical Rider und wie wichtig ist er? Welche Informationen braucht der Techniker von mir?

Wichtig ist, dass alles drinsteht, was ihr an Equipment mitbringt und was ihr noch braucht. Wichtig ist auch die Bandbesetzung. Der Veranstalter sollte wissen, wie viele Monitore und wie viele Spuren am Mischpult er für euch einplanen muss.

Was viele Bands falsch machen ist, dass sie eine Bühnenanforderung von einer Band übernehmen, die ein "ähnliches" Setup hat. Das funktioniert in den wenigsten Fällen! Falls man nicht so richtig weiß, was man reinschreiben soll, dann erstellt den Technical Rider lieber nicht zu umfassend. Die Techniker vor Ort wissen zur Not auch selbst welches Mikrofon vor euren Verstärker passen könnte. Lieber schlicht halten und darauf beschränken, was man selbst mitbringt.

Allgemeine Tipps und Fazit

Was wolltest du jungen aufstrebenden Bands und Musikern schon immer mal sagen?

Bands müssen sich genau überlegen, was sie tun, wenn sie den Schritt aus dem Proberaum wagen. Es gibt Bands wie Sand am Meer. Entweder ihr erschafft etwas Spezielles, könnt euch von den anderen abheben, habt den Ehrgeiz und zieht euer Ding durch. Oder ihr schwimmt mit der Masse mit und habt relativ wenig Erfolgschancen.

Viele Bands träumen noch vom schnellen Erfolg, der sie von 0 auf 1000 Prozent bringt. Diese Ausnahmefälle – Cro wäre so ein Beispiel – sind so selten, dass ihr nicht davon ausgehen könnt, dass euch dieses Glück zuteil wird. Eine Band sollte sich viel eher auf einen steinigen Weg zum Erfolg einstellen. Ihr solltet darauf achten, wo eure eigene Lücke im Markt besteht, wo ihr hin gehört.

Auch Durchhaltevermögen ist sehr wichtig. Wenn ihr für euch Grenzen der Möglichkeiten, was Zeit, Aufwand und allgemeine Rahmenbedingungen betrifft, absteckt, dann seid ihr dahingehend meistens erfolgreicher, als ins Blaue hinein zu arbeiten und darauf zu hoffen, dass ihr entdeckt werdet.

Ein weiterer Tipp: Die Bindung an die Fans nicht verlieren! Es gibt so viele Bands und so viel Ablenkung, dass es ein Musikkonsument relativ schwer hat, bei einer Band auf dem Laufenden zu bleiben. Schon die einfachsten Sachen wie ein Newsletter können aber dazu führen, dass Fans stets wissen, was bei euch abläuft. Dadurch könnt ihr leicht Kontakt halten und über Neuigkeiten berichten. Ihr dürft nicht mehr davon ausgehen, dass sich Konsumenten mit Musik beschäftigen und nach eurem nächsten Konzert suchen. Alle, die euch gut finden, solltet ihr an euch binden.

Euer Feedback zu den Tipps von Matthias Mettmann!?

Wie immer hören wir natürlich mehr als gerne, was ihr zu diesen Themen zu sagen habt ↓

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