Wegen Missachtung von Urheberrechten
Musikverlage verklagen Twitter auf 250 Millionen US-Dollar Schadensersatz
© Souvik Banerjee via Unsplash
Die Musikverlage – darunter Größen wie Sony Music Publishing, die Universal Publishing Group, Warner Chappell Music, Concord, Hipgnosis, BMG und viele weitere – werfen Twitter Rechtsverletzungen an über 1.700 Werken vor.
Die aktuelle Klageschrift der Musikverleger [Link zum PDF] richtet sich gegen Elon Musks Unternehmen X Corp, Besitzer und Betreiber von Twitter. Sie fordern die enorme Summe von bis zu 150.000 Dollar Schadensersatz für jedes verletzte Werk, was in der Summe mehr als 250 Millionen Dollar ergibt.
Die aktuelle Klage
Während Social Media Plattformen wie Facebook, Instagram und TikTok Lizenzvereinbarungen mit großen Musikunternehmen geschlossen haben, sei Twitter die einzige große Plattform, die sich komplett weigere, Songs zu lizenzieren – so David Israelite, CEO der National Music Publishers' Association (NMPA) in seinem Statement am 14. Juni:
"Während zahlreiche Konkurrenten von Twitter die Notwendigkeit ordnungsgemäßer Lizenzen und Vereinbarungen für die Nutzung von Musikkompositionen auf ihren Plattformen respektieren, tut Twitter dies nicht und bringt stattdessen massive Urheberrechtsverletzungen hervor, die den Musikschaffenden schaden."
Ein Blick in die Vergangenheit
Twitter steht schon lange in der Kritik dafür, zu wenig gegen Musik-Rechtsverletzungen vorzugehen.
Im Jahr 2021 schickte eine überparteiliche Gruppe von 26 Mitgliedern des US-Kongresses einen Brief an Jack Dorsey, den damaligen CEO von Twitter, und bat Twitter um Stellungnahme, welche Maßnahmen die Plattform gegen die massiven Urheberrechtsverletzungen ergreifen wolle. Im Februar letzten Jahres bezeichnete der Weltverband der Tonträgerindustrie IFPI Twitter als "ein großes Problem für die Musikindustrie".
Twitter hat in der Vergangenheit bereits Lizenzverträge mit den drei Major Labels in Betracht gezogen. Nach der Übernahme durch Elon Musk im Jahr 2022 sind diese Verhandlungen aber zum Erliegen gekommen.
Teil des Geschäftsmodells
Um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben, habe Twitter sein Geschäftsmodell, das ursprünglich auf kurzen Textnachrichten basierte, um multimediale Inhalte erweitert. Videos, die Musik enthalten, sind dabei von besonderer Bedeutung.
Der Vorwurf von David Israelite lautet nun, dass Twitter rechtsverletzende Kopien von Musikstücken mit dem Wissen streame, dass die Plattform dadurch beliebter und profitabler werde.
"Twitter profitiert in hohem Maße von dieser Verletzung des Repertoires an Musikkompositionen der Verleger. Die Audio- und audiovisuellen Aufnahmen, die diese Kompositionen verkörpern, ziehen Nutzer (sowohl Kontoinhaber als auch Besucher) an und binden sie an sich, wodurch das lukrative Werbegeschäft von Twitter und andere Einnahmequellen gefördert werden."
Keine Reaktion von Twitter
Laut der Klageschrift habe die NMPA im Namen der Musikverleger seit Dezember 2021 wöchentlich Mitteilungen an Twitter über Rechtsverletzungen geschickt.
Die Tweets enthielten Kopien der offiziellen Musikvideos der Künstler/innen, Videos mit Aufnahmen von Live-Auftritten und anderen Videoinhalten, die mit den Musikkompositionen der Verleger synchronisiert waren.
Die NMPA hat damit auf über 300.000 urheberrechtsverletzende Tweets aufmerksam gemacht. Diese seien aber nur die Spitze des Eisbergs.
Twitter hat auf die Klage bisher nicht öffentlich reagiert.
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