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CANTUS BURANUS II

CANTUS BURANUS II

Release von Corvus Corax

: 2008
Produktion: DIY
Label: Selbstvertrieb

Tracks
  1. Chou Chou Sheng (CANTUS BURANUS II, 2008)Kommentar
  2. Ingordin et Ingordan (CANTUS BURANUS II, 2008)Kommentar
  3. O Varium Fortune (CANTUS BURANUS II, 2008)Kommentar
  4. Ordu Languet (CANTUS BURANUS II, 2008)Kommentar
  5. Veritas Simplex (CANTUS BURANUS II, 2008)Kommentar

Bezug über

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Details

Die CD CANTUS BURANUS II erscheint in einem aufwendig gestalteten Ecolebook. Lederbezogen und mit Goldprägung, 32 Seiten Booklet...

Cantus Buranus II

Das Mittelalter, dunkel und lauernd liegt es in den Schatten der Geschichte. Beherrscht von machthungrigen Königen und nicht minder menschenverachtenden Priestern. Folter, Inquisition, Hexenverbrennungen und Leibeigenschaft. Vergessen das Licht der Antike.
Gerechtigkeit wiederfährt nur dem Mächtigen, der gemeine Bauer und Bürger wird erdrückt unter dieser Last. Die Freiheit zählt nichts.

Dieses Bild vom Mittelalter besteht seit der frühen Neuzeit im Kopf der Menschen. So auch im 19. Jahrhundert, als die Romantik beim Anblick der alten Burgruinen langsam das Mittelalter für sich wiederentdeckte. Doch damals schon erkannte man, daß es sich bei der Periode zwischen 500 und 1500 n.Chr. ganz und gar nicht um diese schreckliche Epoche handelte. Im Gegenteil war das Mittelalter trotz des harten Lebens eine bunte, leuchtende Zeit, in der Kunst, Wissenschaft und Musik, zwar unter dem Mantel der Kirche aber dennoch nicht ganz so dogmatisiert blühte, wie es in späteren Generationen gern auf so düstere Weise beschworen wurde.

Als 1803 im Kloster von Benediktbeuern eine Handschrift entdeckt wurde, ahnte noch niemand, welch kulturellen Schatz man in den Händen hielt. Erst 1847, als J.A. Schmeller diese Handschrift editierte und unter dem Namen Carmina Burana herausbrachte, wurde diese Liedersammlung einer wissenschaftlichen Öffentlichkeit zuteil. Die 315 überlieferten Texte handeln von Liebe, Freude, Leid, dem Leben als Spieler und Vagant aber auch von der Geistlichkeit. Es sind sittenkritische und satirische Texte genauso wie Liebes- und Sauflieder. Sie sind ein Spiegel des Lebens im 12. und 13. Jahrhundert, das im deutschen Sprachgebiet vom Herrschergeschlecht der Staufer geprägt war.

Doch auch die Romantiker verklärten das Mittelalter nach ihren Vorstellungen. Plötzlich bestand das Mittelalter aus edlen Rittern, die in ihrer schillernden Rüstung umherritten, auf ihrem treuen Schimmel gegen böse Mächte kämpften und holde, keusche Burgfräulein retteten, während Minnesänger von Liebe und Tapferkeit sangen. In Gedichten und Gemälden wurde aus dem Mittelalter eine Fantasiewelt voller Mysterien, wo alte Legenden und Märchen wahr wurden. Und nicht zuletzt feierte das erstarkte Bürgertum seinen Ursprung in den mittelalterlichen Städten und Zünften.
Doch die Entdeckung des Codex Buranus brachte wider Erwarten andere Erkenntnisse: hernach war der Mensch des Mittelalters in seinen Grundzügen nicht vom heute Lebenden zu unterscheiden. Wie man sich heute über die Mode der Punkgeneration aufregt, so stieß damals das tragen des Schnabelschuhs anfangs auf Unverständnis. So wie unsere Elterngenerationen sich über unseren Musikgeschmack beklagten, so wurde auch damals, mit Hilfe von Regeln versucht, dem neuartig Unbekannten Einhalt zu gebieten.
Dennoch blieb die Carmina Burana Anfangs noch eine Handschrift unter vielen, erst zum Ende des 19. Jahrhunderts gewann der Codex Buranus die Beachtung welche einer Sammlung dieser Bedeutung zusteht. Mit Carl Orffs Komposition, die den von Schmeller gegebenen Namen Carmina Burana aufgreift, erlangt sie dann Weltruhm.

Die im dritten Teil des Codex Buranus aufgeführten Texte erzählen auf bildhafte Weise vom Leben der Vaganten und was läge für Musiker, die mittelalterliche Musik lieben und leben näher als die Beschäftigung mit dieser alten überlieferten Handschrift. Folglich entstand Cantus Buranus - der „Gesang aus Benediktbeuern“. Während der erste Teil vor allem die freudigen Spieler- und Trinklieder aufgreift, liegt das Hauptaugenmerk in diesem zweiten Werk bei den satirischen und sittenkritischen Liedern. Lieder, die an Aktualität bis heute nichts eingebüßt haben. So wird denn der Sittenverfall beklagt, es wird zu Bescheidenheit ermahnt und die Ungerechtigkeit der Welt betrauert. Durch ORDO LANGUT erfährt man, dass auch schon vor langer Zeit die Kluft zwischen Arm und Reich beklagt wurde.
Bei VERITAS SIMPLEX geht es um die einfache Wahrheit: um Erfolg zu haben, muss man lügen, buckeln und stets dem Mächtigen nach dem Wort reden, nur Heuchelei und Verlogenheit führen zum Ziel, nämlich Geld und Macht. “Die Reichen geben den Reichen, um von dort zu nehmen”, so heißt es auch bei VITIUM IN OPERE.
Die hier beschriebenen Texte sind so weitreichend wie das Leben selbst. Man mag darauf bedacht sein, das Mittelalter als düster zu bezeichnen, oder auf die Weise zu betrachten wie es die Romantiker taten, die Lieder des Codex Buranus jedoch zeigen uns eine andere Wahrheit, die nicht nur aus schwarz und weiß besteht, sondern deren Farben von vielfältigster Art sind.
Geradeso, wie es das Leben nun mal ist.

Viel Spaß nun also beim Hören von Cantus Buranus II!

Jordon, A.D. 2008

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