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Das Orgelwerk

Das Orgelwerk

Release von Corvus Corax

: 2008
Produktion: DIY
Label: Selbstvertrieb

Tracks

Bezug über

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Details

Die Orgel hat seit vielen Jahrhunderten die Fantasie der Gemüter beflügelt, es gibt wenige Instrumente, die gleichermaßen mit dem Göttlichen und dem Dämonischen assoziiert werden wie sie. Wir denken an die Geschichten vom „Naturtalent“ aus dem Roman „Schlafes Bruder“, an die zeitlos gewordene Klarheit und der gesamten Musikwelt als Abbild des Göttlichen erscheinende Ordnung Bach´scher Fugen, aber auch an dämonische Gestalten wie das Phantom der Oper, Dracula, alte Gruselfilme und so manche holzgeschnitzte „Fratze“ in den alten Orgelgehäusen.

Wie kommt nun Corvus Corax auf die Idee, die Kompositionen aus „Cantus Buranus“ für Orgel bearbeiten zu lassen? Ist dies nicht ein kirchliches Instrument, die Textvorlagen aus den Carmina Burana jedoch äußerst weltlich? Um diese Frage zu beantworten, machen wir einen großen Schritt zurück in die Vergangenheit, ins 3. Jahrhundert vor Christus. Im fernen Alexandria begegnen wir dem Ingenieur Ktesibios, der die Hydraulis, eine Wasserorgel, erfand. Durch eine geschickte Konstruktion erreichte er, dass der Luftdruck durch den Einsatz von Wassersäulen stets gleich blieb, so dass die Orgel zuverlässig und kräftig tönte, was die Orgel vom Prinzip her übrigens zu einer engen Verwandten der Dudelsäcke macht, bei denen auch durch mechanischen Einsatz ein stets gleicher Luftdruck erzeugt wird. Hier sind wir bei einem der zentralen Punkte: Der Einsatzort der Orgel waren die Amphitheater.

Wenn wir im Lexikon über diese Orgel lesen, so fällt das Stichwort „die Orgel klang laut“, eine wichtige Voraussetzung, um von allen wahrgenommen zu werden.

Und hier schlagen wir die Brücke zu Corvus Corax, den Königen der Spielleute: Angetreten, um mit Instrumenten, die ohne Verstärkung mühelos ganze Plätze und Arenen antiken Ausmaßes mit rhythmischer, äußerst lebendiger, kraftvoller Musik zu füllen. Im späten Mittelalter wurde eine transportable Variante der Orgel entwickelt: „Das „Regal“ (=königliches Instrument) stellt eine spezielle Form der Orgel dar: es ist eine flache, tragbare Kleinstorgel mit Zungenpfeifen…. Das Regal begleitete mit seiner rauen Stimme die königlichen Prunkfeste am Ende des Mittelalters und bereicherte mit seinem Klang die Instrumentalensembles der Hofkapellen. Wohl wegen seines scharfen, näselnden Tones kam es im 18.Jh. außer Mode.“ (Orgel-Geschichte, Orgelbauer.koeln).
Achtung: Wegen seines scharfen, näselnden Tones!
Denken wir da nicht an Dudelsäcke? Königliche Prunkfeste! Sind Corvus Corax nicht die „Könige der Spielleute“? Am Ende des Mittelalters! Also auch zeitlich genau die Epoche, die den Kompositionen von „Cantus Buranus’“ zugrunde liegt. Was lag also näher, als ausgewählte Werke aus „Cantus Buranus I und II“ für Orgel zu bearbeiten?

Für die Umsetzung dieser Idee konnte wieder Bernard Fabuljan gewonnen werden, der schon einen Teil von Cantus Buranus II orchestriert hatte und bei den Konzerten als Dirigent glänzte. Er nutzte seine langjährige Erfahrung als Organist, um eine Auswahl beider Cantus Buranus Werke für das Orgelspiel neu zu arrangieren und spielte dann auch selbst die Orgel für die Aufnahmen in der Passionskirche in Berlin. So entstand ein Kaleidoskop neuer Orgelmusik, das den Geist der kraftvollen Kompositionen von Corvus Corax atmet, gleichzeitig jedoch den Traditionen des alten Orgelspiels verpflichtet ist.

Das Orgelwerk Cantus Buranus vereint die Spielfreude und das Musikantentum der „Könige der Spielleute“ mit den klanglichen Möglichkeiten, den speziellen Spieltechniken und den traditionellen Kompositionsformen der Orgel, die auch gerne die „Königin der Instrumente“ genannt wird.

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