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Inter Deum Et Diabolum Semper Musica Est

Inter Deum Et Diabolum Semper Musica Est

Release von Corvus Corax

: 1993
Produktion: DIY
Label: Selbstvertrieb

Bezug über

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Details

Der wirkliche Klang mittelalterlicher Spielmannsmusik ist nicht rekonstruierbar. Um aber die Möglichkeiten auszuschöpfen, ihm nahe zu kommen, bedarf es des phantasievollen Umgangs mit verschiedenartigsten Quellen:
Die wenigen Handschriften, die herangezogen werden können, zeigen größtenteils einstimmige Melodien. Zum Teil war der Rhythmus nicht festgelegt, Instrumentierung, Dynamik nicht vorgegeben. Abbildungen geben Auskunft über die gebräuchlichen Instrumente. Die Art der Darstellung von Spielleuten, Tänzern und Tänzerinnen in grotesken Gebärden und mit verrenkten Gliedern charakterisieren diese Musik: sie war aufreizend, wild ekstatisch, laut - sehr zum Argwohn der Mönche und Priester, denen solches Gebaren nicht geeignet erschien, zu Andacht und Gottesfurcht anzuregen. In Traktaten verurteilten die Kirchenväter — die Wächter über die göttliche Ordnung in der Musik — die lärmenden Sackpfeifen und rumpelnden Pauken, sie seien »vom tiufel gemachen und geschaffen«. Sie verwiesen die Spielmannsmusik an die Pforten zur Hölle.
Die Spielleute waren »unehrlich«, d. h. ohne Ehre und Ansehen, rechtlos. Ihnen war vorgeschrieben, sich bunt und auffällig zu kleiden. Solch eine Lebensform außerhalb der Norm befreit von konventionellen Zwängen und ermöglicht — ja provoziert geradezu Freiheit, solche Ungezwungenheit auszuleben und sich nicht um die Gesetze zu kümmern, die von der kirchenväterlichen Musiktheorie aufgestellt wurden. So überschritten die Spielleute die Grenzen des Erlaubten und erweiterten sie.
Letztendlich konnten die Wächter über die göttliche Ordnung in der Musik nicht verhindern, daß sich in der sakralen Musik sowohl die Instrumentalmusik als auch die Mehrstimmigkeit durchsetzten. Deren einfachste Form— die Bordunmusik— ist den Dudelsäcken und der Drehleier vom Instrument her vorgegeben.
Die fünf Musiker der Gruppe CORVUS CORAX haben sich der Musik der fahrenden Spielleute des Mittelalters verschrieben. Ihre Musikauffassung resultiert aus dem Versuch, der Spielweise und der Lebensauffassung ihrer Vorbilder nahe zu kommen. Da bei verlassen sie sich nicht nur auf die schriftlich überlieferten Quellen aus jener Zeit. In der Praxis gewonnene Einsichten sind auch eingeflossen in die Entwicklung der eigens für die Gruppe gebauten Instrumente. Daraus entspringt der unverwechselbare Klang der Gruppe.
1990 von drei Musikern gegründet, die bereits vor 1989 in verschiedenen Gruppen miteinander musiziert haften, vergrößerte sich die Spielmannsgruppe CORVUS CORAX 1992 um zwei Mitspieler. Einmalig unter den Gruppen, die sich mit mittelalterlicher Musik befassen, ist dadurch die Möglichkeit einer Besetzung mit vier Dudelsäcken - in gleicher Stimmung oder in Quint- Quart-Abständen - und Trommel oder Pauke.
Auf Konzertreisen durch ganz Europa, nach Syrien, Marokko, Jordanien und Japan hat sich die Gruppe profiliert.
Die vorliegenden Aufnahmen vereinen Istampien, Spielstücke und Lieder aus namhaften Sammlungen und von bekannten Sängern des 9. - 1 5. Jahrhunderts und Tänze aus traditionellen / folkloristischen Editionen, die durch die Interpretation der Gruppe ihren mittelalterlichen oder noch älteren Ursprung erahnen lassen.
Das Spektrum der Spielmannsgruppe CORVUS CORAX reicht von zarten Liedern zu Flöte und Sister bis zur ekstatischen Klanggewalt der Sackpfeifen.

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