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Jake & the Convolution - BLACK REFLECTION

Jake & the Convolution - BLACK REFLECTION

Release von Jake & the Convolution

: 22.06.2018
Produktion: DIY
Label: Selbstvertrieb

Bezug über

smarturl.it/BlackReflection

Details

Aus Stuttgart kommen viele Dinge ohne die unser tägliches Leben nicht mehr vorstellbar wäre: Autos, Geschirrspüler, der älteste Fernsehturm der Welt und vieles mehr. Glücklicherweise seit einigen Jahren nun auch wirklich gute Musik. Angefangen bei Fanta 4, über Philipp Poisel bis hin zu Cro, um nur einige wenige zu nennen - alles Hochkaräter!

Und hochkarätig ist auch das neue Album „Black Reflection“ der Stuttgarter Band Jake & the Convolution.

Bei „Black Reflection“ greift er im Prinzip das Thema seines allerersten Jake & the Convolution-Songs von vor sieben Jahren auf und sinniert nüchtern über die Veränderungen, die eine Beziehung, eine Person, ein Umstand erfährt und die Konsequenzen, die sich daraus ergeben. Oder anders gesagt: das lyrische Ich wird in allen Texten als Spiegel seiner Umwelt wahrgenommen und reflektiert diese durch eigene Worte wieder. Als eine Art Negativ-Spiegel. Um Jakes Bedenken, dabei zu düster zu werden, entgegenzuwirken, hat der Songschreiber, der übrigens sehr gerne lacht, peinlichst genau darauf geachtet hat, in wirklich jedem der neuen Songs viele Funken der Hoffnung zu verankern. Eine Art bittersüßes Manifest zu schreiben.
Und auch wenn er abstreitet, durchgängig Mittelpunkt seiner Songs zu sein, ist er sich sicher, dass viele seiner Freunde ganz neue Facetten seiner selbst in den Stücken entdecken werden, kurzum, dass „Black Reflection“ sein persönlichstes Album bisher ist. Allerdings wird er nicht alle Bilder und Metaphern entschlüsseln.

Exemplarisch für den bittersüßen oder melancholisch-fröhlichen Sound der neuen CD steht sicher die erste Single „Kings Of Tomorrow“.

Auf jeden Fall ist klar, dass sich „Black Reflection“ nicht so anhört, als ob das „drei Jungs aus einem Keller in Stuttgart“ eingespielt hätten, verkündet Jake zurecht. Das Album hält dem Vergleich mit internationalen Produktionen stand, braucht sich nicht zu verstecken und – tut dies auch nicht. Irgendwo hat das sprichwörtliche schwäbische Understatement auch mal ein Ende.

Bestes Beispiel dieses Jahr? „Black Reflection“ von Jake & the Convolution. Anhören

Übrigens: derzeit bereiten sich die Jungs, vor allem Drummer Felix und Mastermind Jake auf die akustische Umsetzung der neuen Songs für Gitarre und Cajón vor. Typisch schwäbisch mit Butterbrezel. Und der nötigen Sorgfalt.
Denn die 12 neuen und vielschichtigen Songs für dieses Setting umzuschreiben, ist eine echte Herausforderung. Schließlich sind viele Stücke zwar grundsätzlich harmonisch aufgebaut, verfügen dennoch über vertrackte rhythmische Breaks. Wie zum Beispiel „Now Or Never“, bei dem sich der Hörer nie sicher sein kann, wohin ihn diese Nummer führt. Kaum hat er sich auf eine Richtung festgelegt, überrascht ein neuer Wechsel, eine neue Stimmung. Und ist er kurz vor Schluss dann sicher, eine Hauptrichtung entdeckt zu haben, spielt ihm das Ende dann erneut einen Streich.
Das ist ehrlicher Anspruch, sowohl an den Hörer als auch an die Songschreibe-Kunst.
Ebenso wie beim Song „Black Reflection“, der nicht nur dem Album seinen Titel gibt und dessen Stimmung setzt, nein! Durch seine stetigen Wendungen und Zitate steht er auch deshalb sinnbildlich für das ganze Werk und lässt sich nur schwer einordnen.
Eins ist jedoch klar: die kleinsten gemeinsamen Nenner auf dem Album „Black Reflection“ sind Anspruch, Emotion, Unberechenbarkeit.
Klar stehen bei Stücken wie „Take A Seat“ und „Broken-Hearted“ die Gitarren im Vordergrund, die messerscharfe Rockriffs aus drohend tiefhängenden Six-String-Wolken regnen lassen. Aber niemals weiß der Hörer, in welche Richtung sich der Sturm bewegt, da allzu Offensichtliches ganz bewusst vermieden wird. Das wird auch ganz deutlich bei „No One Can Stop Me“. Wie leicht wäre es gewesen daraus eine Uptemponummer zu machen, die dem Titel entspricht? Doch das wäre eben zu leicht auszurechnen. Daher entscheiden sich Jake & the Convolution hier eher für ein musikalisches Szenario, das man mit einem Raubtier kurz vor dem Sprung auf seine Beute vergleichen könnte. Auch bei der Ballade „We Are Lost“ ergeben sich Jake & the Convolution nicht der Versuchung, den Song durch überfrachtete Arrangements in eine der sehr ausgetretenen Sackgassen zu manövrieren. Die Fallen, die auf diesen Wegen lauern, werden konsequent vermieden. Hier besticht übrigens Jakes zuckersüßer, fast zerbrechlich wirkender Gesang. Andererseits wird der Stimmumfang und das gesangliche Repertoire, das Jake mittlerweile abrufen kann, auch bei Stücken wie „Way Too Good“ deutlich, wenn man sich ob der neuen Stimmfarbe verwundert die Augen reibt und sich ernsthaft fragt, ob da nicht Ryan Tedder als Gastsänger auftaucht (nein, taucht er nicht! Es ist Jake) - während er in anderen Takes fast wie Bruce Dickinson zu seinen besten Zeiten klingt. Zugleich markiert der Song zusammen mit „Kings Of Tomorrow“, „Favorite Sin“ und „Stay“ die etwas poppigere Ecke von „Black Reflection“. Wenngleich letztgenannter als Albumcloser vielleicht sogar versucht einige der in den anderen Songs aufgerissenen Wunden zu heilen. Den Endpunkt des Albums bildet jedenfalls ein Choral. Ganz und gar outstanding ist unterdessen „Hate“, dessen Text ebenfalls klare Kante zeigt und dennoch zu einem positiven Ende geführt wird. Doch durch die ausgefuchste, etwas orientalisch anmutende Melodieführung wird dem Stück noch eine ganz andere Tiefe zuteil, sodass es durchaus auch als politische Aussage gesehen werden kann.

Kurz und gut: Melodiös und dennoch Vollgas-Rock? Art und Rock im Jahr 2018? Klare Kante und dennoch versöhnlich?
Geht nicht? Schon gar nicht zusammen! - Geht. Eben. Doch.
Wie Jake & the Convolution auf ihrem neuen Album „Black Reflection“ nachdrücklich unter Beweis stellen.

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