sie sieht keinen anderen ausweg
Pussy Riot: Nadezhda Tolokonnikova tritt in Hungerstreik
pussy riot nadezhda tolokonnikova
3-1: Berufungs-Urteil im Fall Pussy Riot. © Igor Mukhin (CC-BY-SA-3.0, ru.wikipedia)
Nadeschda Tolokonnikowa, Mitglied der regierungskritischen Punkband Pussy Riot ist aus Protest gegen "unmenschliche" Bedingungen am Montag, dem 23. Septmeber, in den Hungerstreik getreten. Die 23-jährige erklärte in einem offenen Brief, dass sie zudem die "koloniale Sklavenarbeit" im Gefängnis verweigern wird:
"Ich werde das so lange fortsetzen, bis die Regierung beginnt, die Gesetze einzuhalten und aufhört, inhaftierte Frauen wie Vieh zu behandeln."
"Unmenschliche" Bedingungen
Im Gefängnis müssen die Insassen bis zu 17 Stunden am Tag Polizeiuniformen nähen und bekommen höchstens vier Stunden Schlaf am Tag. Im Monat haben sie gerade mal einen Tag frei. "Deine Hände sind mit Nadelstichen und Kratzern übersäht, dein ganzer Arbeitstisch ist von deinem Blut bedeckt, aber du nähst weiter", schrieb sie.
Zudem kommen die schlechten hygienischen Bedingungen: Für die 800 Insassen gibt es nur ein Badezimmer, welches lediglich für 5 Personen ausgelegt ist. Aufgrund der maroden Leitungen kam es auch schon öfters vor, dass sich die Frauen bis zu drei Wochen gar nicht waschen konnten.
Als sei das nicht genug wäre auch die Ernährung sehr mangelhaft. Tolokonnikova berichtet, dass die Gefangenen nur altes Brot oder verrottete Hirse, stark mit Wasser verdünnte Milch und vergammelte Kartoffeln zu essen bekämen.
Einschüchterungen und Strafen
Das Schlimmste jedoch sei laut Tolokonnikova das inoffizielle Bestrafungssystem, welches die Gefangenen zur Strafe beispielsweise zwingt, draußen vor den Behausungen zu bleiben. Bei jedem Wetter, ob im Sommer oder im Winter. Oder es wird auch verboten sich zu waschen oder sich mit den Mitgefangenen zu unterhalten.
Sehr beliebt seien auch die Kollektiv-Strafen, d.h. dass für das Verhalten eines Häftlings alle anderen ebenfalls bestraft werden. Hierdurch entsteht eine ängstliche und bedrohliche Atmosphäre. Gepaart mit dem Schlafmangel und dem Arbeitsdruck, führe dies dazu, dass sich die Insassen gegenseitig ausspielten und wegen der kleinsten Kleinigkeiten streiten und aufeinander losgingen.
Letzter Ausweg
Gegen all diese Missstände hat Tolokonnikova zusammen mit ihrem Anwalt Beschwerde eingericht. Allerdings hat dies lediglich dazu geführt, dass sie in eine Bestrafungzelle gesteckt wurde und die anderen Insassen gegen sie aufgehetzt wurden. Daher sieht Tolokonnikova keinen anderen Ausweg als den Hungerstreik.
Den gleichen Weg wählte bereits im Mai das weitere inhaftierte Pussy Riot-Mitglied Maria Alyokhina. Sie trat für elf Tage in einen Hungerstreik, was zu einer Besserung ihrer Haftbedingungen sorgte.
Wollen wir mal hoffen, dass Nadezhda Tolokonnikova das gleiche erreicht. Beide werden voraussichtlich im März 2014 entlassen. Wir drücken die Daumen.
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