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Hilfreiche Tipps und Tricks

So setzt ihr Presets bei eurer Musikproduktion ein

Spezial/Schwerpunkt von Julian Schmauch
veröffentlicht am 21.02.2023

presets synthesizer recording produktion

So setzt ihr Presets bei eurer Musikproduktion ein

Es gibt viele Wege, um Presets den eigenen Bedürfnissen anzupassen. © Gustavo Fring via pexels.com

Jeder Software-Synthesizer und jeder Software-Effekt für die eigene DAW kommen heute mit Voreinstellungen für Sounds oder Effekte, den sog. Presets. Diese haben in der Branche einen schlechten Ruf. Zu wenig Arbeit am Sounddesign, zu wenig eigener Sound, zu künstlich. An welchen Stellen man am besten dreht und anpasst, um Presets trotzdem und erfolgreich in der eigenen Produktion einzusetzen, wollen wir im Folgenden zeigen.

Presets und Voreinstellungen in Plugins und Instrumenten wurden meist von Sounddesignern und Sounddesignerinnen produziert, die sich bis ins letzte Detail mit dem Device auseinandergesetzt haben. 

Doch das Problem auf praktischer Ebene ist oft: so ganz passt der Fertig-Sound nicht. Häufig klingt der Bass,die Lead-Synth oder auch das Drum-Sample zu "groß". Im Preset-Sound stecken zu viel Effekt und Bewegung , sodass im Arrangement kaum Platz für den Rest bleibt. 

Bei Effekten gibt es beim Einsatz von Voreinstellungen eher das Problem, dass beispielsweise ein Preset im Equalizer oder Kompressor nicht vorhersehen kann, welches Klangmaterial verändert wird. Ein "Main Vocal Radio"-Preset im EQ kann eine Stimmaufnahme ganz schnell schlechter klingen lassen. 

Was tun, um Presets zu nutzen?

Meistens gelingt es mit  wenigen Handgriffen und Anpassungen die Presets in Software-Synthesizern und Samplern an den eigenen Song anzupassen.

Natürlich könnt ihr alles selbst machen, jeden Sound selbst erzeugen und alle Effekte bis ins letzte einstellen. Aber vielen Produzentinnen und Produzenten wird das gerade am Anfang das als Workflow zu umständlich sein: Gerade bei Software-Instrumenten werden oft tausende Sounds mitgeliefert. 

In Plugins wie dem kostenlosen

In Plugins wie dem kostenlosen "Vital" kann man einzelne Presets favorisieren und so eine Vorauswahl treffen., © Julian Schmauch

Habt ihr einen neuen Synthesizer oder Sampler erworben, nehmt euch Zeit und hört alle voreingestellten Presets durch. Währenddessen markiert oder speichert ihr (jedes Instrument funktioniert da etwas anders) die Presets, die euch gefallen. Ihr werdet es euch danken, wenn ihr einmal an einem Song festhängt und keinen passenden Sound findet. 

Bei Presets in Software-Instrumenten sollte der erste Blick in deren Effektsektion gehen, denn gerade hier wird oft viel zu viel Hall, Echo und Verzerrung mitgegeben mit dem Ergebnis, dass der Sound  nicht zum restlichen Song passt. 

Software Synthesizer wie Arturia Pigments erlauben das globale Deaktivieren aller Effekte (siehe Markierung).

Software Synthesizer wie Arturia Pigments erlauben das globale Deaktivieren aller Effekte (siehe Markierung)., © Julian Schmauch

Die internen Effekte runterzudrehen oder sogar ganz zu deaktivieren, kann bereits viel bringen. Dadurch lässt sich ein Synthesizer-Sound besser mit den restlichen Instrumenten im Arrangement mischen.

Hüllkurve und Komplexität anpassen

Zweite Anlaufstelle ist die Hüllkurve. Oft klingt ein Sound zwar gut, er beginnt aber entweder zu träge oder zu plötzlich. Ein sehr perkussiver Synthesizer- oder Streicher-Sound überlagert beispielsweise andere kurze Sounds wie Hihats oder das Piano.

Umgekehrt kann ein Sound, der zu lange ausklingt andere Sounds überlagern oder ein zu abrupt stoppender Sound unangenehm herausstechen. In fast allen Software-Instrumenten bestimmt die Hüllkurve (meist: Envelope) den Lautstärkeverlauf eines Sounds. 

"Attack" und "Release" sind die zwei entscheidenden Parameter bei einer Hüllkurve., © Julian Schmauch

Je nach Problem (zu perkussive, zu schnell, zu lange ausklingend) passt ihr dort über die Parameter Attack (Einschwingphase) den Anfang und Release (Ausschwingphase) das Ende des Sounds an.

Falls sich das Preset immer noch mit dem Rest beisst, könnt ihr entweder die Veränderungen noch weiter reduzieren. Dafür deaktiviert ihr Schritt für Schritt weitere Module im Instrument, wie das Filter oder einzelne Oszillatoren, um die Komplexität zu reduzieren. 

Alternativ verändert ihr den Sound mit zusätzlichen Effekten. So kann man einen flach klingenden Streicher-Sound mit einer Mischung aus Hall und Echo epische Größe verleihen. Ebenso ist es möglich, einem Bass mit dem Lieblingsverzerrungseffekt den Druck zu geben, mit dem er sich besser durchsetzt. 

Layering und Effekte 

Wenn alles nichts nützt, hilft Layering, das Schichten von Sounds, weiter. Hier kombiniert ihr mehrere Instrumente, die die gleiche Melodie und den gleichen Rhythmus spielen. Ihr müsste nur darauf achten, nicht Sounds zu kombinieren, die entweder zu ähnlich (also beispielsweise zwei Streicher) oder zu unterschiedlich (also ein Streicher und eine Hihat) sind. Sonst steht ihr womöglich wieder am Anfang. 

Bei Presets in Effekten kommt es sehr auf die Art an. Bei Equalizern beispielsweise solltet ihr, falls ihr Voreinstellungen nutzt, vor allem den Frequenzbereich der Bänder an das Klangmaterial anpassen. 

Bei einem Kompressor wie dem in Izotope Neutron 4 muss vor allem der Threshhold an das Quellmaterial angepasst werden.

Bei einem Kompressor wie dem in Izotope Neutron 4 muss vor allem der Threshhold an das Quellmaterial angepasst werden., © Julian Schmauch

Bei Kompressoren wiederum ist es vor allem der Threshold, also der Grenzpegel, ab dem der Kompressor arbeitet, der bei einem Preset auf das Klangmaterial angepasst werden muss. 

Bei Presets von Effekten aus den Bereichen Verzerrung, Hall und Echo geht es eher um den richtigen Anteil des Effektes. Dieser wird meist mit einem Regler wie "dry/wet" oder "Mix" angepasst. 

Fazit

Niemand hört euren Song auf der Anlage oder im Auto und rümpft die Nase darüber, dass ihr nicht jede Einstellung und jeden Sound selbst gemacht habt. 

Es verlangt ja auch niemand, dass man sich sein Drumset oder Mikrofon erst selbst baut, bevor man es benutzt. Aber mit unseren Tipps kann der Einsatz von Presets in eigenen Songs etwas leichter gelingen.

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